Nach Rückkehr
Hirscher packt aus: die größte Überraschung im Weltcup
Drei Rennen hat Marcel Hirscher nach seinem spektakulären Comeback absolviert. Nun zog der Salzburger Bilanz: "Früher hätte mich das gestört."
Der Salzburger ist achtfacher Gesamtweltcupsieger, gewann 67 Weltcuprennen, führte mit seiner verbissenen Materialtüftlerei den Skisport in eine neue Ära. Nach fünf Jahren Pause wollte es Hirscher aber noch einmal wissen, mit seiner eigenen Skimarke Van Deer im Weltcup an den Start gehen. Und das für die Niederlande, das Herkunftsland seiner Mutter.
Hirscher selbst sprach nie von einem "Comeback", betonte stattdessen immer wieder, es handle sich um ein "Herzensprojekt". Deshalb zeigte sich der 35-Jährige nun in den "Salzburger Nachrichten" auf die bisherigen Ergebnisse angesprochen in seiner Sicht bestätigt. Denn in zwei Slaloms holte Hirscher noch keine Weltcuppunkte, fuhr zu Saisonbeginn im Gletscher-Riesentorlauf von Sölden auf den guten 23. Platz.
"Heute ist es mir egal"
Nach seinem Ausfall beim zweiten Saisonslalom in Gurgl hatte Hirscher selbst gemeint: "So bin ich ein bisschen fehl am Platz, so macht es keinen Spaß." Der Salzburger musste bereits beinahe Häme hinnehmen, sieht dies aber nun gelassen. "Früher hätte mich das gestört, heute ist es mir egal. Wenn es einer nach fünf Jahren Pause besser kann, dann bitte: Stell dich hin, probier es", so Hirscher. In seiner ersten Karriere sei es "mehr Ehrgeiz, mehr Getriebenheit, mehr Müssen" gewesen, nun "ist es eher ein Dürfen", betonte der Sieger von 67 Weltcuprennen.
Der Ski-Weltcup der Herren auf einen Blick
Dass die Erwartungshaltung, gerade bei den österreichischen Skifans, besonders groß war, kümmert Hirscher nur wenig. "Vor dem Weltcup wurde ich als Tiefstapler dargestellt, der alle an der Nase herumführt. Dabei habe ich nur die Fakten auf den Tisch gelegt, wie sich jetzt zeigt. Fünf Jahre sind halt auch eine lange Zeit", meinte der achtfache Gesamtweltcupsieger realistisch. Der für Holland startende Hirscher erhält vom Ski-Weltverband FIS eine neu eingeführte Wildcard für zurückkehrende Ex-Champions, kann so gänzlich ohne Druck Ski fahren, es sich auch leisten, den Übersee-Riesentorlauf in Beaver Creek auszulassen.
Die größte Überraschung
So bleibt dem Salzburger Zeit, weiter am Material zu tüfteln. Denn eines überraschte den 35-Jährigen bei der Rückkehr in den Ski-Spitzensport tatsächlich: "Die Pistenpräparierung. Früher war es auch eisig. Aber früher wurde mit dem Balken präpariert, da gab es ein Zickzackmuster im Schnee. Heute lässt man das Wasser drüberrinnen und schafft damit eine reine Eispiste", erklärte der Skiimarken-Gründer. Bei der Besichtigung des "Eislaufplatzes" von Levi habe sich Hirscher gedacht: "Wow, da muss man ja schauen, dass man sich beim Besichtigen halten kann. Das ist ganz neu für uns, da fehlen uns die Erfahrungswerte."
Genau daran wird nun gearbeitet, bevor im Weltcup die Klassiker-Wochenenden kommen: Val d´Isere, Alta Badia, Madonna di Campiglio, Adelboden, Wengen, Kitzbühel, Schladming und dann die Weltmeisterschaft in Saalbach – ab Mitte Dezember geht es Schlag auf Schlag. Dafür hat Hirscher auch konditionell bereits vorgearbeitet. "Was den Trainingsumfang betrifft, bin ich fitter als früher. Am nächsten Tag ist es halt bitter. Die Regenerationsphasen sind viel länger, das muss man einplanen."
Das nächste Hirscher-Rennen im Weltcup wird wohl der Riesentorlauf von Val d´Isere am 14. Dezember sein.
Auf den Punkt gebracht
- Marcel Hirscher, achtfacher Gesamtweltcupsieger, hat nach fünf Jahren Pause ein Comeback im Skisport mit seiner eigenen Skimarke Van Deer gestartet und tritt nun für die Niederlande an.
- Trotz gemischter Ergebnisse und der Herausforderung, sich an veränderte Pistenbedingungen anzupassen, zeigt sich Hirscher gelassen und betont, dass er das Skifahren nun als "Herzensprojekt" und ohne den früheren Druck angeht.