Akten & Handys sichergestellt
Groß-Razzia bei Benko – so lief der Polizeieinsatz
In der Luxusvilla von Milliardenpleitier Benko und an Signa-Standorten in Innsbruck und Wien gab es am Dienstag Razzien. "Heute" hat die Hintergründe
Um kurz nach 8 Uhr läutete es Dienstagfrüh am Eingang zu René Benkos Luxus-Anwesen in Innsbruck-Igls. Ein Großaufgebot der Polizei war mit Streifenwagen und Kleinbussen angerückt – zur Hausdurchsuchung beim insolventen Signa-Gründer, auf Anordnung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA).
Auch die Cobra soll vor Ort gewesen sein, sogar eine Drohne wurde gesichtet. Zeitgleich gab es auch eine Razzia in der Signa-Zentrale in der Wiener City sowie laut "Heute"-Informationen an mehreren weiteren Standorten des zusammengebrochenen Firmenimperiums des Tirolers.
"Durchsuchung zwecks Sicherstellung von allfälligen Unterlagen"
Die WKStA wollte während des laufenden Einsatzes nicht Stellung nehmen. Benkos Anwalt Norbert Wess bestätigte die Razzia aber am Vormittag gegenüber "Heute": "Es findet gerade eine Durchsuchung zwecks Sicherstellung von allfälligen Unterlagen zu den medial ohnehin bereits transportierten Vorwürfen vor Ort statt."
Polizei und WKStA hätten "sehr professionell" agiert. Benko selbst habe sich "kooperativ und konstruktiv" verhalten, so Anwalt Wess bezüglich des Einsatzes in Innsbruck.
Ermittlungsverfahren
"Zu den Vorwürfen als solches werden wir gegenüber den Strafverfolgungsbehörden so rasch wie möglich Stellung beziehen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass diese allesamt als inhaltlich unrichtig ausgeräumt werden können", so Benkos Rechtsbeistand Wess auf "Heute"-Anfrage. "Das Ermittlungsverfahren ist aber - aus gutem Grund - gem § 12 StPO nicht öffentlich und wird daher auch von unserer Seite nicht in der Öffentlichkeit thematisiert", betont der renommierte Verteidiger.
Benkos Ehefrau ging mit Hund Gassi
Benkos Ehefrau Natalie wurde während des Einsatzes in der Familien-Luxusvilla im übrigen ebenfalls gesichtet – laut "Krone" sei sie mit dem Hund Gassi gegangen.
„Zu den Vorwürfen als solches werden wir gegenüber den Strafverfolgungsbehörden so rasch wie möglich Stellung beziehen.“
Es war aber nicht nur Benkos Privatresidenz Ziel der Ermittler-Aktion. Durchsucht wurde am Dienstag in der Früh auch die Zentrale der Signa Holding in Innsbruck sowie jene in der Wiener City, wo laut Augenzeugen Beamte große Metallcontainer abtransportiert hätten. Betroffen waren zudem weitere Standorte (fünf bis zehn, laut Ö-Mittagsjournal), die dem Benko-Umfeld zuzuordnen sind.
Hausdurchsuchung! Riesen Polizei-Einsatz in Benko-Villa
Razzien bei Ex-Signa-Managern
"Wir können bestätigen, dass heute eine Hausdurchsuchung in Räumlichkeiten der Signa Holding stattgefunden hat", heißt es von Seiten des Masseverwalters der Signa Holding, Christof Stapf. Der Masseverwalter habe bereits im September gemeinsam mit dem Sachverständigen Deloitte die erforderlichen Datensicherungsmaßnahmen eingeleitet und arbeite eng mit den Behörden zusammen.
Auch seitens der Signa Prime und der Signa Development wurde "Heute" bestätigt, dass es eine Razzia in den jeweiligen Räumlichkeiten gab.
Durchsuchungen fanden laut "profil" ebenfalls bei früheren Signa-Topmanagern statt. Darunter sei der frühere Signa-Holding-Vorstand Christoph Stadlhuber, wie dessen Anwalt Otto Dietrich dem "Kurier" bestätigte. Sein Mandant habe "nichts zu verbergen und nichts zu verheimlichen und er kooperiert mit den Behörde", so Dietrich.
Auch an der Privatadresse des langjährigen Signa-Finanzchefs Manuel Pirolt in Wien wurden die Ermittler vorstellig, wie sein Anwalt Michael Rohregger dem ORF-Radio bestätigte. Die Vorwürfe seien bereits bekannt: "Es geht entweder darum, dass finanzielle Mittel in der Signa-Gruppe nicht widmungsgemäß verwendet worden seien, oder dass man bei Finanzierungen die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht richtig dargestellt hätte." Die WKStA führt den Signa-Manager in fünf Fällen als Beschuldigten, er weist alle Vorwürfe zurück.
Mitgenommen wurden im Zuge der Razzien neben Aktenordnern vor allem Notebooks und Tablets, Mobiltelefone sowie USB-Sticks.
Anwälte alle beim EM-Match in Berlin
Benkos Anwalt Norbert Wess sowie die Rechtsbeistände der anderen von der Razzia betroffenen Personen hielten sich dem Vernehmen nach übrigens alle in Berlin auf, wo sie am Dienstagabend das EM-Match Österreich gegen die Niederlande besuchen. Ihre Mandanten mussten sie also von der deutschen Hauptstadt aus telefonisch beraten.
Hintergrund der Razzia ist die Milliardenpleite von René Benkos Signa-Konzern Ende des Vorjahrs, die mittlerweile die Justiz in Österreich und Deutschland beschäftigt. Es gibt eine Vielzahl an Anzeigen und Ermittlungen.
Vorwürfe
Ermittelt wird auch gegen Benko persönlich. Das hatten die WKStA und Benkos Anwalt Wess im April bestätigt. Die WKStA hatte mitgeteilt, dass gegen Benko, eine Signa-Gesellschaft und eine weitere Person "wegen Betrugs aufgrund mutmaßlichen Vortäuschens der Zahlungsfähigkeit bei der Verlängerung von Bankkrediten" ermittelt werde. Dem Vernehmen nach geht es um einen 25-Millionen-Kredit bei einer österreichischen Bank, bei dessen Verlängerung im vergangenen Sommer Benko die wirtschaftliche Lage der Signa verschleiert haben soll.
Die Benko-Villa in Innsbruck-Igls
Auf den Punkt gebracht
- Bei einer Großrazzia wurden Akten und elektronische Geräte bei René Benko und anderen ehemaligen Managern der Signa-Gruppe sichergestellt
- Die Razzia fand in Benkos Luxusvilla in Innsbruck und an verschiedenen Standorten der Signa-Gruppe in Innsbruck und Wien statt
- Die Aktion steht im Zusammenhang mit den Ermittlungen zur Milliardenpleite der Signa-Gruppe