Politik
Geheimtreffen – so dreht sich Doskozils Job-Karussell
In einer Blitz-Aktion muss der neue SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil in den nächsten 48 Stunden wichtige Personal-Entscheidungen auf den Weg bringen.
"Ein Lebenstraum": Hans Peter Doskozil (52) freute sich nach dem 53:47-Sieg gegen Andreas Babler – wie ausführlich berichtet – über sein neues Amt als SPÖ-Chef und streckte auf der Bühne des Linzer Design Centers seinem Kontrahenten auf der Bühne die Hand entgegen. Nachdem in seiner Heimat das Radio-Programm für die Bekanntgabe des Wahlergebnisses unterbrochen worden war, spielte "Radio Burgenland" den Jazz-Gitti-Song "A Wunda". Genau das wird Doskozil nun auch brauchen, um seine gespaltene Partei zu einen.
Doch wie geht es jetzt jetzt weiter? "Heute" kennt die Hintergründe:
Der Tag danach
Doskozil verbrachte den Sonntagmorgen zuhause mit seiner Frau, gab im Südburgenland ein Interview und fuhr dann nach Eisenstadt. Dort fand ein Treffen mit den SP-Länderchefs Georg Dornauer, Sven Hergovich, Toni Lang und David Egger statt. Abends war er live zu Gast in der ZiB 2.
Vorstell-Runde in Löwelstraße
Nach seinem Sieg lernte Doskozil im Linzer Design Center das Team der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße kennen. Bereits Montagnachmittag möchte er sich im legendären Parteihaus in der Wiener City offiziell vorstellen. Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch hat sein Büro dort schon geräumt. Ihm dürfte Max Lercher (36) nachfolgen. Der Steirer war bereits unter Altkanzler Christian Kern Parteimanager der Roten. Gesucht wird ein neuer Kommunikationschef.
Starke Frau für den Parlamentsklub
Klubchefin soll nach Pamela Rendi-Wagner wieder eine Frau werden. Julia Herr (die politisch beim Parteilinken Jürgen Czernohorszky in Penzing angedockt hat) wäre ein Signal an das Babler-Lager. Sie ist eine gute Rednerin und gebürtige Burgenländerin. Den meisten Applaus am Parteitag bekam freilich Frauenchefin Eva-Maria Holzleitner. Offen, wie es mit Vize-Klubchef Jörg Leichtfried weitergeht; der Kärntner Philip Kucher könne mit allen Lagern, wird im Hohen Haus betont. Der Parteivorstand soll am Mittwoch nach ausgiebigen Vor-Sondierungen tagen. Trotz zuletzt belastetem Verhältnis will Doskozil die Personal-Entscheidungen mit Wiens Bürgermeister Michael Ludwig akkordieren.
Deutsch überlegt, wie es weitergeht
Mit Ende des außerordentlichen Parteitags trat der nun ehemalige SP-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch wie bereits angekündigt zurück. Umzugswagen wird am Montag aber keiner in der Löwelstraße stehen: Sein Büro in der Parteizentrale räumte Deutsch schon vor seinem letzten Auftritt als SP-Manager aus, verriet er "Heute". Jetzt heißt es zu klären, was er von nun an "beruflich" macht: "Eine Auszeit nehme ich mir nicht. Ich werde mir in den kommenden Tagen überlegen, wie es jetzt weitergeht." Deutsch ist nach wie vor Abgeordneter im Wiener Landtag und Gemeinderat. Fix sei jedenfalls, dass er diese Posten nicht räumen wird.
ÖVP donnert: "Verheerend"
"Keine Koalition mit der FPÖ", versprach Doskozil in seiner Antrittsrede. "Und in einem zweiten Schritt auch keine Koalition mit der ÖVP", legte sich der SPÖ-Chef fest. Bei Schwarz und Blau sorgte die Aussage für Empörung. "Doskozil will nach der SPÖ auch das Land spalten", ärgerte sich VP-General Christian Stocker: Eine "linke Koalition zwischen SPÖ, Neos und Grünen wäre verheerend". Es brauche in Österreich "eine klare bürgerliche Handschrift einer christlich-sozialen Partei". Die FPÖ fühlt sich einmal mehr ausgegrenzt. Eine "linke Ampel der Wohlstandsvernichtung und Bürgerbevormundung" führe an den "Rand des Abgrunds", so FP-General Michael Schnedlitz. Doskozil sagte gegenüber "Heute", dass er "wieder Wähler zur Sozialdemokratie zurückholen" wolle, "die wir an die Freiheitlichen verloren haben". Nachsatz: "Dann wären wir stark genug, damit auch das Ziel einer Regierung ohne ÖVP erreichbar ist. Das ist eine Frage des Selbstbewusstseins."