"Zuvorkommend und höflich"

Fritzls neues Leben – das sagte er zu seiner Anwältin

Josef Fritzl macht einen ersten Schritt in Richtung Freiheit und wird in die normale Haft verlegt. Vor Gericht gibt sich der 88-Jährige reuig.

André Wilding
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    Das erste Foto seit 15 Jahren: Josef Fritzl am Weg zum Landesgericht Krems.
    Das erste Foto seit 15 Jahren: Josef Fritzl am Weg zum Landesgericht Krems.
    Sabine Hertel

    Sein Haar ist schütter geworden, das Outfit sportlicher: Statt mit Anzug und Krawatte – wie noch bei seinem weltweit beachteten Prozess im Jahr 2009 – ließ sich Josef Fritzl (88) am Donnerstag in Jeans und Turnschuhen zu einer Anhörung bei Gericht ausführen. Donnerstag, kurz nach sieben Uhr Früh beim Grauen Haus in Krems (NÖ):

    Fotografen aus aller Welt warten auf den berüchtigten Inzest-Täter aus Amstetten, der wegen seiner Gräueltaten zu lebenslanger Haft im Maßnahmenvollzug verurteilt worden war. Bei einem Hintereingang fährt der dunkelblaue Bus in das Gerichtsgebäude; Fritzl wird von mehreren Justizbeamten bewacht.

    "Es hat ordentlich geblitzt", sagt er zu seiner Anwältin Astrid Wagner – und erzählt ihr vom Medieninteresse. Fritzl wirkt angespannt, fokussiert, meint, dass er schlecht geschlafen habe. Für ihn geht es vor den drei Richterinnen auch um nichts weniger als den ersten Schritt Richtung Freiheit – er will aus der Maßnahme entlassen werden.

    Sexualtrieb "völlig erloschen"

    Star-Gutachterin Adelheid Kastner hat ihm in ihrem jüngsten Gutachten den Weg bereitet. Sein Sexualtrieb sei "völlig erloschen", von ihm gehe keine Gefahr mehr aus, attestierte sie. Bei seiner Anhörung gibt sich Fritzl reuig: "Es ist furchtbar, was ich getan habe. Ich bereue meine Taten sehr, es tut mir leid."

    Er denke "Tag und Nacht daran, was ich getan habe"; lese in der Zelle häufig im alten Polizeiakt und setze sich mit seinen fürchterlichen Verbrechen auseinander. Nach exakt 28 Minuten ist der Blitz-Auftritt vorbei – und endet mit einem Teilerfolg für Fritzl. Er wird bedingt aus der Maßnahme entlassen.

    Das heißt: Er kommt in den Normalvollzug (wohl auf der Krankenstation) und kann in einigen Monaten den Antrag auf Freigänge stellen – um, so sein Wunsch, "wieder ein Teil der Zivilgesellschaft" zu werden. Bedingung: regelmäßig Psychotherapie – der Entscheid nicht rechtskräftig.

    So erlebte Star-Anwältin Fritzl

    Promi-Anwältin Astrid Wagner ist eine Frau für schwere Fälle – so verteidigte sie in der Vergangenheit etwa den berüchtigten "See-Killer" oder zwischenzeitlich auch Eis-Mörderin Esti. Seit zwei Jahren ist sie nun auch die Anwältin von Josef Fritzl – und stand ihm juristisch am Donnerstag bei.

    Gegenüber "Heute" sagt Wagner, dass sich Fritzl ihr gegenüber "wie immer äußerst zuvorkommend und höflich" verhalten habe. Nach dem Teilerfolg mit der bedingten Entlassung bedankte er sich höflich bei der Juristin: "Mit den Worten 'Aufpassen beim Fahren, Frau Doktor' wünschte er mir einen schönen Tag und gute Heimfahrt."

    "Er war den Tränen nahe"

    Fritzl sei nach der Entscheidung des Drei-Richterinnen-Senats "sehr gerührt" gewesen: Astrid Wagner: "Er war den Tränen nahe." Laut seiner Anwältin verzichtete er auf einen Rollator, habe aber Verständnisprobleme gehabt. "Die Richterin musste wirklich laut sprechen, weil er die Fragen teilweise nicht verstanden hat. Sie musste die Fragen mehrmals wiederholen."

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