Gefahr für Patienten
Experte: "Brandschutz im Böhler hält keine 15 Minuten"
Ein Gutachten zum Lorenz-Böhler-Spitals gibt es noch nicht. Dennoch steht für einen Experten fest: "Der Feuerwiderstand hält vielleicht 15 Minuten."
Die Gemüter in der Causa "Schließung des Lorenz Böhler Unfallkrankenhauses" sind erhitzt, Personal und Patienten bangen um die (medizinische) Zukunft. Erst vor einer Woche gab die AUVA überraschend das Aus für den Standort in Brigittenau bekannt, bis Anfang April muss die Absiedelung abgeschlossen sein. Grund für die Schließung des Spitals ist ein Zwischenbericht der Kern+Ingenieure Ziviltechniker GmbH. Am Mittwoch kam es daher zu einer Protestaktion der Belegschaft – "Heute" berichtete.
Das Unternehmen – Gesellschafter sind Ziviltechniker Erich Kern und der Brandschutz-Experte Gerhard Birnbauer – wurde erst im Jänner beauftragt: "Nachdem wir festgestellt hatten, dass die Brandschutzbeschichtung weit unter der gesetzlichen Norm liegt, haben wir die AUVA informiert. Weitere Arbeiten laufen noch, ein finales Gutachten gibt es daher noch nicht", erklärt Erich Kern im "Heute"-Gespräch.
Die Schließung des Lorenz Böhler Unfallkrankenhauses
Am 28. Februar gab die AUVA die Schließung des Standortes in Brigittenau bekannt. Laut AUVA sollen das UKH Meidling und das AKH Patienten und Personal übernehmen. Die Chronologie:
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„Der Feuerwiderstand hält vielleicht 15 Minuten. Das reicht nicht, um alle Leute rechtzeitig in Sicherheit zu bringen“
Bereits im Sommer 2023 wurde in einem ersten (nicht von Kern+Ingenieure) durchgeführten Gutachten festgestellt, dass der Feuerwiderstand nur 30 Minuten beträgt – laut Behörde sind aber 90 Minuten nötig: "Damals wurde ein Sicherheitskonzept erstellt, man ging noch von einer möglichen Sanierung aus", so Kern.
Doch die Bau-Behörde forderte einen statischen Nachweis, dass eine Evakuierung innerhalb von 30 Minuten möglich ist – das Unternehmen von Kern wurde beauftragt. Dabei kam heraus: "Der Feuerwiderstand hält vielleicht 15 Minuten. Das reicht nicht, um alle Leute rechtzeitig in Sicherheit zu bringen", meint der Ziviltechniker, der auch am 4. März bei einer Betriebsversammlung am Lorenz Böhler dem Personal Rede und Antwort stand.
Bilderstrecke: Böhler-Personal geht vor Spital auf die Barrikaden
Sanierung nur mit Absiedelung möglich
Dabei dürfte Kern allerdings für Verwirrung gesorgt haben: Denn der gerichtlich beeidete Sachverständige soll erklärt haben, dass die Sanierung bei laufendem Betrieb möglich sei – mit Containern. Diese Aussage bestreitet Kern: "Ich habe nie gesagt, dass eine Sanierung bei laufendem Betrieb möglich ist. Eine Sanierung mit einem Containerdorf ist technisch möglich – ja – aber nur mit abgesiedeltem Betrieb", informiert der Experte.
Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und Unfallchirurg Heinz Brenner zieht die Aussagen von Kern in Zweifel. Er fordert den Ziviltechniker auf, "sämtliche Unterlagen, die Grundlage der Entscheidungsfindung waren, inklusive des abschließenden Gutachtens an die Betriebsratskörperschaft des Lorenz Böhler Unfallkrankenhaus zu übermitteln."
Feuerwehrzug steht ab sofort bereit
Um den Brandschutz während der Absiedlung zu gewährleisten, steht nun seit Mittwoch ein Feuerwehrzug mit sechsköpfiger Besatzung auf dem Areal bereit. Auch die Rettung fährt den Standort weiterhin an. Wie die AUVA in einer Aussendung bekannt gab, müssten vereinzelt Operationen verschoben werden, der Großteil der geplanten Eingriffe werde aber noch durchgeführt.
Betroffene von OP-Absagen
Personen, die von OP-Verschiebungen bzw. -Absagen betroffen sind, können sich unter der Hotline (+43 5 93 93 41201) oder per E-Mail unter [email protected] melden.
"Die Gespräche und entsprechenden Planungen mit den neuen Standorten (TZW Meidling und AKH) kommen gut voran. Es laufen intensive Vorbereitungen für die Inbetriebnahme von Stationen in Meidling. Mit dem AKH/WIGEV werden die aktuell noch offenen Punkte geklärt. Wir erwarten den Abschluss der wesentlichen Planungen bis Ende dieser Woche", heißt es weiter.
Seit Sonntag läuft zudem die Online-Petition "Rettet das Böhler! Unser Krankenhaus muss bleiben!" – mit Erfolg: Über 13.500 Personen (Stand: 6.3.) haben bereits unterzeichnet.