900 OPs fallen weg
"Katastrophe" – Aus für Böhler-Spital in Wien fatal
Wegen Baumängeln muss das Lorenz-Böhler-Spital überraschend schließen. Die Ärztekammer fürchtet um Patientenversorgung und Personal.
Mittwochabend wurde die Schließung des Lorenz-Böhler-Krankenhauses (LBK) in Wien-Brigittenau öffentlich gemacht. Am Tag danach hagelt es massive Kritik an dem überraschenden Vorgehen des Spitalsträgers AUVA.
Die Ärztekammer für Wien stehe zu 100 Prozent hinter dem Personal des LBK und übt scharfe Kritik an der LBK-Trägerin AUVA: "Unseren Informationen zufolge sind Brandschutzprobleme seit einem größeren Umbau im Jahr 2014 bekannt. Passiert ist lange nichts, man hat etwaige Missstände nicht verfolgt. Dass der Brandschutz zehn Jahre später plötzlich für eine komplette Spitalsschließung verantwortlich sein soll, ist nicht nachzuvollziehen. Das LBK ist für die unfallchirurgische Versorgung in Wien zentral", so die Ärztekammer.
„Für die Patientenversorgung in Wien sind die Pläne der AUVA eine Katastrophe“
"Eine Schließung würde bedeuten, 65 Betten innerhalb von wenigen Wochen zu verteilen und ein gut eingespieltes Team aufzusplitten. Das wäre eine logistische Katastrophe, die zur Folge haben könnte, dass versiertes Personal frustriert das Weite sucht. Für die Patientenversorgung in Wien sind die Pläne der AUVA eine Katastrophe", kritisiert die Wiener Ärztekammer.
Sanierung bei laufendem Betrieb nicht möglich
Eine Begutachtung ergab, dass das über 50 Jahre alte Gebäude in Wien-Brigittenau Mängel aufweist. Es erfordert bau- und brandschutztechnische Maßnahmen, die im laufenden Betrieb nicht umsetzbar sind. Also muss das Spital schließen, die Leistungen werden auf andere Häuser aufgeteilt.
Besonders die Brandschutzvorgaben machen die Schließung nötig. Wie die Baupolizei gegenüber "Heute" bestätigt, handelt es sich hierbei um Bauarbeiten im Spital, die bei laufendem Betrieb nicht möglich seien. Man sei zwar schon länger im Gespräch mit der Klinik, die Probleme mit dem Brandschutz hätten sich aber erst in den letzten Tagen herauskristallisiert.
FPÖ fordert Rücktritt des Gesundheitsstadtrats
Trotzdem hagelt es Kritik an der Schließung, vor allem von der Wiener FPÖ. Denn der Plan, die Operationen auf andere Spitäler zu verteilen, sorgte bisher nicht unbedingt für Freude unter der Belegschaft. Auch die FPÖ fürchtet längere Wartezeiten und chaotischere Zustände. "Ich erwarte mir von Hacker umgehend ein Konzept, wie die medizinische Versorgung der Wiener gewährleistet bleiben kann. Anderenfalls muss man einmal mehr festhalten: Hacker ist eine Gefahr für die Gesundheit der Wienerinnen und soll endlich zurücktreten, bevor er noch mehr Schaden anrichten kann", so Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl.
Verhandlung mit WiGev läuft noch
Aktuell ist noch nicht klar, wie lange die Rettung das Spital noch anfahren wird. Die Berufsrettung Wien konnte dazu noch keine Angaben machen. Laut einem Brief, der dem "Kurier" vorliegt, wurde dem Personal gesagt, dass es nicht zu Kündigungen kommen wird. Vielmehr sollen Teams in "bewährter Form an dislozierten Standorten" eingesetzt werden.
Ganz so klar sei das laut Wiener Gesundheitsverbund aber noch nicht. Man befinde sich derzeit in Gesprächen mit der AUVA, heißt es auf "Heute"-Anfrage. Der WiGev habe selbst sehr kurzfristig von der Schließung erfahren. Operationen werde man nur übernehmen, wenn man auch das entsprechende Personal dafür bereitgestellt bekomme, heißt es. Das sei derzeit noch in Verhandlung.