Spital verschickt Briefe

"Wütend": Wichtige OPs im Böhler werden schon abgesagt

In unpersönlichen Briefen storniert die AUVA bereits seit langem vereinbarte Termine für Eingriffe im Lorenz-Böhler-Krankenhaus in Wien. 

Community Heute
"Wütend": Wichtige OPs im Böhler werden schon abgesagt
"Bin schockiert": "Heute"-Leserin Ilse K. (55) wurde die OP abgesagt.
Sabine Hertel, zvG, iStock (Montage "Heute")

Die Absage kam per Brief, lapidare fünf Zeilen ist er lang, auf die persönliche Anrede hat man verzichtet. "Ich bin bitter enttäuscht und schockiert über die Zustände unseres Gesundheitssystems", sagt "Heute"-Leserin Ilse K. (Name geändert) am Freitag.

"Absetzung ihrer Operation"

Hintergrund: Ihre seit Monaten geplante Operation im Wiener Lorenz-Böhler-Krankenhaus (Traumazentrum Brigittenau) wurde abgesagt. Der Spitalsstandort wird – wie ausführlich berichtet – wegen baulicher Mängel geschlossen. Davon ist in dem auf Februar 2024 datierten Schreiben keine Rede.

Unter dem Titel "Absetzung Ihrer Operation" informiert man die "sehr geehrte Patientin" darüber, dass "bestimmte Operationen aufgrund deutlich erhöhten Patientenzustromes nur mehr in begrenzten Maßen durchgeführt werden".

Die 55-jährige Wienerin ist entsetzt: "Mir wurde keinerlei Alternative aufgezeigt oder angeboten, sondern einfach nur lapidar mitgeteilt, dass man meinen OP-Termin absagen müsse und auf mein Verständnis hofft."

"Friss oder stirb"

Verständnis kann die Angestellte jedoch keines aufbringen: "Das ist eine 'Friss oder stirb'-Mentalität, die hier Einzug gehalten hat. Ich muss dringend eine Metallentfernung durchführen, dafür gibt es ein Zeitfenster von einem Jahr, das ich ohnedies schon überziehen musste. Jetzt hat man mir auch noch meinen Fixtermin einfach storniert", so die Betroffene.

Patientin: "Letztklassiger Umgang"

Sie rechnet nicht damit, dass der Eingriff in absehbarer Zeit in einem anderen Haus durchgeführt werden könne: "Die sind ja auch schon heillos überlastet und man bekommt als Kassenpatient nirgendwo Termine. Der Umgang mit Menschen, die Monat für Monat brav ins Gesundheitssystem einzahlen, ist letztklassig. Ich kann mir das Metall, das mir im Alltag durchaus stört, ja nicht selbst hinausnehmen."

Hacker: "AUVA-Management muss in die Gänge kommen."
Hacker: "AUVA-Management muss in die Gänge kommen."
Helmut Graf

"Von wegen lebenswerteste Stadt ..."

Wie es für Ilse K. weitergeht? Völlig ungewiss. "Ich werde nochmals das Gespräch suchen", sagt sie. Große Hoffnungen macht sie sich nicht. "Wir sind in Wien. Es wird einfach nichts gegen den Ärztemangel getan", kritisiert sie die Untätigkeit von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

SP-Hacker: "Inakzeptabel"

Der spielt in einem Gespräch mit "Heute" den Ball an die AUVA zurück: "Das teuer bezahlte Management wird in die Gänge kommen müssen", so der Stadtrat. Es sei "inakzeptabel", dass Operationen abgesagt würden, er verstehe den Ärger der Patienten. Er verweist jedoch darauf, dass man einen klaren Fahrplan mit der AUVA vereinbart habe und helfe insofern, als man Logistik zur Verfügung stelle. Und zwar in Form von Räumlichkeiten in Meidling und im AKH (die auch mit "Lorenz Böhler" gekennzeichnet werden würden): "Ausgemacht ist aber, dass die ganze Mannschaft aus Brigittenau mitwandert." 

"Hoffen auf Verständnis": Per Brief werden Eingriffe nun storniert.
"Hoffen auf Verständnis": Per Brief werden Eingriffe nun storniert.
Lisi Niesner, zVg

"Meine Operation würde stationär in Kurzzeitnarkose über die Bühne gehen – ich müsste also nicht einmal ein Bett beanspruchen. Wenn schon das nicht mehr möglich ist, möchte ich nicht wissen, wie man mit größeren Eingriffen umgeht", so die Patientin. "Ohne es privat zu bezahlen, bekommt ja auch kaum noch einen MRT- oder Hautarzttermin", sagt sie traurig. "Lebenswerteste Stadt der Welt – von wegen..."

Geschichten, die sonst niemand schreibt.

Bist du auch von der Gesundheitskrise betroffen? Wir hören zu, wenn niemand mehr zuhört. Schreib uns per Whatsapp unter der Nummer 0670 400 400 4 oder per E-Mail!

900 Operationen fallen aus

Im Lorenz-Böhler-Spital in Brigittenau werden jährlich rund 65.000 Patienten nach Unfällen medizinisch betreut. Bis Jahresende sollen Patienten am Standort Meidling und im AKH betreut werden. Rund 900 Operationen müssen laut "Heute"-Infos verlegt werden. 

Die Ärztekammer kritisierte in einem Statement gegenüber "Heute", dass Brandschutzmängel seit 2014 bekannt gewesen wären: "Passiert ist nichts." Man stehe "zu 100 Prozent hinter dem Personal". Nachsatz: "Eine Schließung würde bedeuten, 65 Betten innerhalb von wenigen Wochen zu verteilen und ein gut eingespieltes Team aufzusplitten. Das wäre eine logistische Katastrophe. Für die Patientenversorgung in Wien sind die Pläne der AUVA eine Katastrophe."

Die meistgelesenen Leserreporter-Storys zum Durchklicken
red
Akt.