Wegen Trump

Europa macht nun gigantische Schulden – was heißt das?

Die Staatsverschuldung der EU-Länder wird immer größer. Jüngste geopolitische Entwicklungen verstärken diese Tendenz, wie ein Experte erklärt.
20 Minuten
06.03.2025, 09:25

2487 Milliarden Euro. Oder 2,487 Billionen. So viel betrug die Verschuldung des deutschen Staates im dritten Quartal 2024. In Frankreich liegt die Staatsverschuldung gar bei über drei Billionen Euro, über die EU kumuliert sind es über 12 Billionen. Aufgrund jüngster Entwicklungen in der Weltpolitik – und vor allem wegen Donald Trump – ist diese Tendenz steigend.

Doch der Reihe nach: Es sind Zahlen, die schwer zu fassen sind, während sie aber einen direkten Einfluss auf das tägliche Leben eines jeden Bürgers haben. Wie kommt's?

Finanziert ein Staat neue Ausgaben über Schulden, sei dies im Normalfall der politisch bequeme Weg, erklärt Dr. Stefan Legge, Professor für Steuer- und Handelspolitik an der Universität St. Gallen. Man müsse dann weder Steuern erhöhen noch andere Ausgaben kürzen.

Höhere Steuern oder Inflation

Allerdings: "Der Staat nimmt auf diesem Weg einen Kredit auf, welchen er verzinsen und zurückzahlen muss", so Legge. Für die Bevölkerung folgt die Rechnung zu einem späteren Zeitpunkt – entweder erhöhe der Staat die Steuern in der Zukunft oder "drucke" sich das Geld. Legge: "Im zweiten Fall gibt es Inflation und die Kaufkraft des Geldes sinkt."

Ähnlich wie bei einer Einzelperson, so der Handelsexperte, ließe sich eine Kreditaufnahme besser gut begründen, wenn die zusätzlichen Staatsausgaben produktiv sind. Legge: "Ein Kredit für den Kauf eines Hauses ist sinnvoller als ein Kredit für die nächsten Ferien."

Trump: Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben

So weit, so selbstbestimmt. Nur: Scheint es gerade zurzeit so, als hätte man kaum eine Wahl zwischen Haus und Ferien – oder aus Staatsperspektive: Geopolitische Spannungen und protektionistische Bestrebungen, die seit Donald Trumps Amtsantritt Anfang des Jahres fast schon zu Megatrends verkommen sind, strapazieren den internationalen Handel und somit den Wohlstand aller.

Expertenstimmen zum Kollaps der Weltordnung

So bremsen etwa Donald Trumps jüngst eingeführte Strafzölle die Handelsgewinne – während die gestoppten US-Waffenlieferungen in Europa zu höheren Rüstungsausgaben führen werden.

Man habe nicht ohne Grund über viele Jahre hinweg den internationalen Handel und geopolitische Entspannung forciert, führt Legge aus. Freilich könne man aber auch Deglobalisierung und geopolitische Rivalität betreiben. Dies habe dann allerdings entsprechende Folgen: "Wird der internationale Handel stark beschränkt, sinken die Handelsgewinne und die Menschen werden ärmer."

"Schmelzen wie Eis in der Sonne"

"Dies kann jeder selbst ausprobieren und Güter nicht mehr von anderen kaufen, sondern selbst herstellen", skizziert der deutsche Akademiker ein Beispiel, "zieht man das konsequent durch, ist man rasch sehr arm."

Aufgrund der geopolitischen Spannungen müssen zudem mehr Ressourcen für die Landesverteidigung aufgewendet werden. Dadurch sinkt der Wohlstand nochmals. Legge: "Wir erleben gerade, wie sowohl Handelsgewinne als auch die sogenannte Friedensdividende dahinschmelzen wie Eis in der Sonne."

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