Premiere am 17.2.

Erneuter Skandal mit "Heldenplatz" am Burgtheater?

1988 lieferte Thomas Bernhard mit "Heldenplatz" den Stoff für den größten Theaterskandal des Landes. Nun wird das Stück von Frank Carstof inszeniert. 

Magdalena Zimmermann
Erneuter Skandal mit "Heldenplatz" am Burgtheater?
Das Kultstück wird am Burgtheater neu inszeniert.
picturedesk, Matthias Horn

Ganz so skandalös wie im Jahr 1988 wird die am 17. Februar stattfindende Premiere von "Heldenplatz" wohl nicht werden, obwohl der Regisseur Frank Castorf, der das Stück am Burgtheater inszenieren wird, für seine Skandale ja durchaus bekannt ist. Diese seien aber nicht geplant, sondern erfüllen sich meist von selbst. Könnte also beim Burgtheaterstück wohl auch noch passieren. Diese Skandale genießt der deutsche Regisseur auch, so war seine Inszenierung vom "Ring des Nibelungen" zu Richard Wagners 200. Geburtstag im Jahr 2013 von Buh-Rufen gezeichnet: "Es war wunderschön", meint Castorf dazu, "15 Minuten Buhs, das war wunderbar. Ich habe mich gefühlt wie Mick Jagger. Das war mein Applaus."

Gehen Sie nicht vor der Pause
Frank Castorf
zur Inszenierung von "Heldenplatz"

Was er genau für die Premiere von "Heldenplatz" geplant hat, lässt der Regisseur vorab nicht ganz durchsickern, aber klar ist, dass die Aufführung mit etwa Birgit Minichmayr, Marie-Luise Stockinger und Franz Pätzold über vier Stunden dauern wird. Dabei wird das ursprüngliche Werk von Thomas Bernhard zumindest zur Hälfte Einzug finden - man habe Castorf auch ermahnt freundlich zu dem Autor zu sein - gepaart mit der Interpretation von Tagebucheinträgen des einstigen US-Präsidenten John F. Kennedy und des amerikanischen Schriftstellers Thomas Wolfe, die beide über die Nazizeit und ihre Beobachtungen dieser bei Reisen durch Deutschland schrieben. Genug Sitzfleisch sollte man auf alle Fälle mitbringen, denn Carstof selbst ermahnt schon vorab "gehen sie nicht vor der Pause". 

Birgit Minichmayr spielt in "Heldenplatz". 
Birgit Minichmayr spielt in "Heldenplatz". 
Matthias Horn

Man erinnert sich...

Der Regisseur nimmt sich ja einem überaus großen kulturellen Erbe an. "Heldenplatz" wurde in den 1980er-Jahren vom damaligen Burgtheater Direktor Claus Peymann beim Schriftsteller Thomas Bernhard in Auftrag gegeben, dieser setzte sich erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg mit der Rolle Österreichs während des Nationalsozialismus auseinander. Die einfach Idee, des vermeintlichen "Anschlusses", des Überrollens Österreichs mit der Nazi-Diktatur, war schon längst nicht mehr tragbar, wurde aber innerhalb der Gesellschaft und der Politik weiter propagiert. Österreich als Opfer des Nazi-Regimes. So die weitverbreitete Meinung. 

Diesem Bild sollte Thomas Bernhard 1988 erstmals entgegenwirken, zu diesem Zeitpunkt war Kurt Waldheim schon zwei Jahre als österreichischer Bundespräsident im Amt. Was mit der Verkündung der Inszenierung von "Heldenplatz" folgte, war aber der wohl größte Theater-Skandal der österreichischen Geschichte, denn ganz Österreich sah sich von Bernhard als Nazis beschimpft. Daraufhin trieb das letzte Stück des Autors zahlreiche Gegner und Befürworter auf die Straßen, wurde in den Medien vorab kritisiert oder gar zerrissen und die höchsten Ränge der damaligen Politiklandschaft von Kreisky bis Haider stellten sich gegen die Aufführung des Werkes. Diese ging dann schlussendlich aber trotzdem am 4. November 1988 über die Bühne und wurde, neben den Barrikaden und Buh-Rufen, auch mit einem halbstündigen Schlussapplaus belohnt. 

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    "Nosferatu" feiert am 19.1. Premiere im Burgtheater.
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    Susanne Hassler-Smith
    Es ist ein bisschen eng dieses Österreich und lebt in der Erinnerung
    Frank Castorf
     zur Inszenierung von "Heldenplatz"

    Castorf will die Seele dieses Stückes jetzt auf eine gewisse Art wiederbeleben, denn "hinter dieser Folie des Auftragswerkes ist etwas anderes, das ist die Welt". Reingeredet dürfte ihm dabei niemand haben, denn er habe sich immer ungern sagen lassen, was er zu tun habe. "Da werden sich sicher Sachen abspielen, die nicht jedem gefallen können und dürfen", meint der deutsche Regisseur. Aber Josef Schuster, Frau Zittel und die weiteren Figuren von Bernhard werden im Stück dargelegt, wenn auch in anderen Formen als ursprünglich angedacht. Eben mit Castorfs ganz spezieller Handschrift, "denn es ist ein bisschen eng dieses Österreich und lebt in der Erinnerung."

    Die Geschichte wird also jedenfalls ausgeweitet, wird sich wesentlich von der Uraufführung im Jahre 1988 abheben, die politische Situation ist ja auch heute eine andere. Oder sind da doch so viele Parallelen da, dass ein erneuter Skandal über die Bühne gehen wird? Wie genau sich Bernhards Werk in die 2020er-Jahre integrieren lässt wird sich wohl erst bei der Premiere selbst zeigen. Man darf gespannt sein, wer in Beifall und wer in Buh-Rufe verfallen wird. Genugtuung ist für Castorf aber schließlich eh beides. 

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