Neue Produktion
Uraufführung am Vestibül: Muss Mutter auch Tier sein?
Eine psychisch-kranke Mutter, drei Töchter, die sich ein Stück beschützende Kindheit bewahren wollen und eine große "Titanic"-Liebe.
Wilhelm Busch brachte es ja im 19. Jahrhundert schon auf den Punkt: "Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr". Genauso gut lassen sich die Zeilen auch auf das Mutter-Sein umlegen: Erwartungshaltungen, die einen erdrücken, Kinder die verschiedenste Bedürfnisse haben und gleichzeitig noch ein eigenes Leben, dass man irgendwie auf die Kette bekommen sollte.
Viel schwieriger wird das Ganze dann noch, wenn man mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen hat. Doch in "Muttertier" (Uraufführung am 10.02. im Vestibül des Burgtheaters) steht aber nicht die Mutter und das Mutter-Sein selbst im Vordergrund, sondern ihre drei Töchter und deren Weg, mit der belastenden Situation umzugehen.
„Ich glaube, das Tragische bekommt immer eine Tiefe, wenn es auch leicht betrachtet wird“
"Das ist immer spannend, wenn ein Werk zum ersten Mal das Tageslicht sieht", erklärt Regisseurin Mia Constantine im Gespräch mit "Heute", "es war auch wirklich eine schöne Zusammenarbeit mit dem Team und der Autor*in." Laura Dittmann, Claudia Kainberger und Lara Sienczak zeigen auf der Bühne des Vestibül, was Schwesternschaft bedeutet. Tragisch ist das Stück, eine gewisse Komik, setzt diese aber auch voraus: "Ich glaube, das Tragische bekommt immer eine Tiefe, wenn es auch leicht betrachtet wird", so Constantine.
Ein Eisberg der Kindheit
Eigentlich wollten sie quasi gerade noch Fischstäbchen essen, um danach ins Hallenbad zu gehen. Aber dann unternimmt ihre Mutter einen Suizidversuch. Und die drei Schwestern beginnen, sich mit ihrer eigenen Kindheitsgeschichte zu befassen: "Ein Grundstrang ist dabei immer der Film 'Titanic'. In der Kindheit hatten die Geschwister immer wieder Szenen daraus nachgespielt und das hat ihnen Kraft gegeben."
Suizidgedanken? Holen Sie sich Hilfe, es gibt sie.
Wenn Sie unter Selbstmord-Gedanken, oder Depressionen leiden, dann kontaktieren Sie die Telefonseelsorge unter der Nummer 142
täglich 0-24 Uhr
Die drei Schwestern manövrieren sich durch die Aufführung und gleichermaßen durch ihr Leben. Zeigen aber, dass aus schwierigen Umständen, doch meist die besten Umgangsweisen entstehen und so tragisch die Ausgangssituation sein mag, es - sei es kitschig oder nicht - dennoch immer Hoffnung und vor allem eine kindlich-erinnernde Fantasiewelt gibt, in die man sich wieder zurückziehen kann. Die Fischstäbchen gibt's dann einfach kalt und der Hallenbadbesuch wird die nötige Wärme schon wieder zurückbringen. Irgendwann.