Giesche erstmals in Österreich
Im Volkstheater landet jetzt ein Raumschiff
In ferner Zeit sind Menschen und Humanoide nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Und doch wohnt dann in beiden der Wunsch nach Veränderung inne...
Theaterregisseur Alexander Giesche weiß, was er tut. Das beweist der 42-Jährige seit längerem in Deutschland, nach Österreich schafft es der Münchner jetzt erstmals mit "Die Angestellten", das am Freitag Premiere im Volkstheater feiert. Und Giesche setzt das Stück, das auf Olga Ravns Roman basiert, aufsehenerregend in Szene: Neonlicht, Stroboskope und Popreferenzen sind bei dem vielgefragten Nestroy-Preisträger Hauptbestandteil seiner Werke.
Mensch und Nicht-Mensch sind kaum unterscheidbar
Bei "Die Angestellten" zeigt sich Giesche gleichermaßen experimentell. Die Geschichte von Ravn gibt das auch gewissermaßen vor: Denn die Idee, Menschen und Humanoide in ein Raumschiff zu packen und sie im weiteren Sinne über Klassenkampf, emotionale Nähe und Künstliche Intelligenz verhandeln zu lassen, ist jetzt nicht gerade ein traditionelles Theatersetting. Das Raumschiff gleitet durch das All und lässt seine "Angestellten" alles hinterfragen, was auf der Erde schiefläuft und sich für eine bessere Zukunft verändern müsste. Dabei lässt es aber keineswegs einen luftleeren Raum bei den Zuschauern zurück. Da ist das Universum ja selbst schon einer, der groß genug ist.
Auf der Bühne des Volkstheaters werden die im Fortschrittsgedanken essentiellen Humanoiden und "echten" Menschen unter anderem von Elias Eilinghof, Nick Romeo Reimann (den vielleicht noch einige aus "Die wilden Kerne" kennen) und Birgit Unterweger verkörpert. Für Bühne und Lichtdesign zeigt sich Matthias Singer veranwtortlich, hinter den Kostümen steckt Felix Siwinski. Ludwig Abraham übernimmt Komposition, Video Art ist Luis August Krawens Aufgabe und der Dramaturgie nimmt sich Matthias Seier an. Hinter der Bühne werkelt also ein reines Männerteam an der Literaturvorlage einer Frau. Wie fortschrittlich das wiederum sein mag, sei jetzt dahingestellt.
Die Revolution der Künstlichen Intelligenzen
Die Handlung des Stücks liegt zwar 200 Jahre in der Zukunft, könnte aber aktueller nicht sein. Ravn schrieb ein Sinnbild unserer Gegenwart, welches sich mit Fragen rundum Künstlicher Intelligenz und den Grenzen der Menschlichkeit auseinandersetzt. Dabei wird der Gedanke so weit auf die Spitze getrieben, dass es schlussendlich gar nicht nur die Menschen selbst sind, die eine Revolution vorantreiben können. Vielleicht nehmen einem die Künstlichen Intelligenzen ja schlussendlich auch dies noch ab.