Ozempic
"Ein Skandal" – Diabetes-Medikament nicht erhältlich
Ursprünglich ein lebenswichtiges Medikament für Diabetiker, wurde "Ozempic" in Socials als Abnehm-Spritze gehyped. Jetzt ist es vielerorts vergriffen.
Jeder zehnte Österreicher leidet an Diabetes, 80 bis 95 Prozent davon unter Diabetes mellitus Typ 2, die Erkrankten wurden also mit zunehmendem Alter Insulin gegenüber unempfindlich und müssen nachhelfen, um den Zuckerspiegel niedrig zu halten.
Fertigpen als Alltags-Retter
Ein beliebtes Medikament, um den Alltag unkompliziert zu meistern, ist eine Injektionslösung mit dem Wirkstoff Semaglutid. Sie wird unter dem Namen "Ozempic" gehandelt und ist als Fertigpen erhältlich. Oder besser gesagt war sie das, wie nun ein Niederösterreicher gegenüber "Heute" schildert.
"Zum wiederholten Mal, nämlich dem fünften Mal, ist das Medikament Ozempic 0,5 nicht erhältlich. In allen drei Mistelbacher Apotheken und auch nicht im gesamten Weinviertel", berichtet Otto V. (66) aus dem Bezirk Mistelbach und gibt zu bedenken: "Ich finde diese Situation – diesen Zustand unhaltbar und ich frage mich: was macht der Patient, der auf das Medikament angewiesen ist?"
„Was macht der Patient, der auf das Medikament angewiesen ist?“
Der 66-Jährige wurde jetzt von seiner Apotheke auf eine Warteliste gesetzt. "Ich bin der 21. wartende Patient, der auf das Medikament Ozempic wartet. Die Lieferzeit konnte mir nicht mitgeteilt werden. Ein unhaltbarer Zustand!", so der Weinviertler. Er wandte sich in einem Brief jetzt an Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), NÖ-Zivilschutz-Landesrat Christoph Luisser (FPÖ) und andere Politiker.
Grund für den Mangel an "Ozempic" ist laut Gesundheitsministerium der Internet-Hype um das Medikament. In Ausnahmefällen wird es auch bei Adipositas-Patienten eingesetzt, um Gewicht zu reduzieren. "Ozempic" wurde also als regelrechte Wunderwaffe zum Abnehmen gehandelt, die Nachfrage stieg gewaltig an, der Hersteller kam mit der Produktion nicht nach, dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) wurden sogar Fälschungen des Mittels gemeldet. Alles dazu hier:
"Heute"-Berichterstattung über Ozempic
Das Medikament wurde lange als Wunderwaffe zum Abnehmen gehandelt.
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"Ozempic hat in Österreich eine Zulassung in der Indikation Diabetes Mellitus Typ 2. Aufgrund der öffentlichen Aufmerksamkeit, auch in sozialen Medien, kommt es jedoch möglicherweise zu einem vermehrten "Off-Label-Use" (die Verschreibung eines Arzneimittels abseits der zugelassenen Indikation) von Ozempic für Zwecke des Gewichtsverlusts. Dieser offenbar stattfindende Off-Label-Use hat bereits zu einer eingeschränkten Verfügbarkeit geführt, wodurch die Versorgung für Diabetiker:innen, die den Wirkstoff dringend benötigen, gefährdet wird", heißt es aus dem Gesundheitsministerium auf "Heute"-Anfrage.
Engpässe bis nächstes Jahr
Das BASG habe bereits im November 2022 eine Vertriebseinschränkung verlautbart und "das Präparat zusätzlich zur Sicherung der in Österreich lagernden (Rest)- Mengen auf die Parallelexportverbotsliste gesetzt".
Für die Versorgung zuständig seien laut Gesundheitsministerium aber der Zulassungshersteller sowie der Pharma-Großhandel. Fragen zur künftigen Verfügbarkeit könne man also nicht beantworten.
"Laut Auskunft meines Arztes ist das Medikament heuer nicht mehr lieferbar. Das wäre ein Skandal!", so Otto V.
Der Hersteller von "Ozempic", Novo Nordisk, bestätigt gegenüber "Heute" Lieferengpässe aufgrund der weltweit hohen Nachfrage. Man gehe davon aus, dass diese Engpässe auch noch bis nächstes Jahr anhalten werden und bittet Patienten, sich wegen Alternativen an die behandelnden Ärzte zu wenden, sollte das Medikament im betroffenen Umkreis gerade nicht verfügbar sein.