Reguliert Appetit
Hype-Abnehmspritze Wegovy vor Österreichs Toren
In den USA ein Riesen-Hit, gibt es die Hype-Abnehmspritzen in Österreich bisher nicht. Nun nähert sich aber eine neue der heimischen Grenze.
Kilos purzeln wie von selbst, keine Diäten und kein Sport mehr notwendig: Davon berichten zahlreiche Menschen in den USA, die auf die Abnehmspritzen schwören. In den USA erlebt sie schon seit geraumer Zeit einen Boom, hierzulande waren und sind sie nicht erhältlich. Doch nun hat es die Abnehmspritze Wegovy vom dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk zu Österreichs Nachbar in die Schweiz geschafft. Anderthalb Jahre nach der Zulassung durch Swissmedic ist das Medikament erhältlich. Dies "im Rahmen einer kontrollierten und kontingentierten Einführung zur Behandlung von Adipositas", bestätigt Novo Nordisk gegenüber dem "Tages-Anzeiger".
Das Pharmaunternehmen appelliert an die Ärztinnen und Ärzte, dass das Medikament bevorzugt an "Patientinnen und Patienten mit dem höchsten medizinischen Bedarf" verschrieben werden soll. In Österreich ist Wegovy dagegen weder zugelassen, noch erhältlich. Anders Ozempic, allerdings als chefarztpflichtiges Medikament, dessen Kosten "nur unter bestimmten Voraussetzungen bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 und Adipositas von der Sozialversicherung übernommen werden".
Auf Privatrezept betragen die monatlichen Kosten für die Spritzen bis zu 300 Euro. Die Chance, aber überhaupt an eine Spritze zu gelangen, sind gering, denn die Hersteller melden Lieferprobleme und die vorhandenen Dosen sind für Patienten und nicht für Lifestyle-Abnehmer gedacht. Dass sich die Nachfrage nach "Arzneimitteln, die Glucagon like Peptide-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) wie z.B. Semaglutid enthalten", auch hierzulande vervielfacht habe, bestätigt die Österreichische Apotherkerkammer. Neben medizinischen Bedenken aufgrund vieler Nebenwirkungen gibt es auch die Sorge, Patienten aufgrund der Nachfrage nicht mehr versorgen zu können.
So funktioniert Wegovy
Und: Fake-Shops mit gefälschten Medikamenten würden wie die Schwammerl aus dem Boden sprießen. Doch wie wirkt Wegovy nun eigentlich? Wegovy wirkt anhand des Wirkstoffs Semaglutid, dabei handelt es sich um einen GLP-1-Rezeptoragonisten. GLP-1 ist ein natürliches Hormon im Körper, das den Appetit reguliert und ein Sättigungsgefühl erzeugt. Es verhindert folglich, dass man weiter Hunger oder Verlangen nach Essen hat. Wegovy kann bei Menschen ab einem BMI von 30 eingesetzt werden, teils aber auch bei Personen mit einem BMI von 27, die in Folge der Fettleibigkeit an Gesundheitsproblemen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Atemnot leiden.
Wegovy wird einmal wöchentlich als fertige Spritze in den Bauch, den Oberschenkel oder den Oberarm injiziert – die Patienten können sich die Spritze selbst geben. Laut Studien konnte bei regelmäßiger Anwendung eine Gewichtsreduktion von mindestens fünf, im Durchschnitt aber 15 Prozent ihres Körpergewichts erzielt werden. Das Medikament hat aber auch Nebenwirkungen: Sehr häufig kommt es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfungen und Bauchschmerzen. Ein weiterer großer Nachteil: Um die Wirkung aufrechtzuerhalten, muss das Medikament stetig eingenommen werden. Nach einem Jahr Anwendung kann das Gewicht nur noch gehalten werden, weitere Abnehmerfolge sind dann aber nicht mehr zu erwarten.
In Deutschland kostet eine Monatsdosis rund 300 Euro. In der Schweiz kostet eine Monatsdosis der Diabetes-Spritze Ozempic 135 Euro. Welchen Preis Novo Nordisk für Wegovy verlangen wird, steht laut dem "Tages-Anzeiger" noch nicht fest. Ebenfalls unklar ist, ob die Kosten einer Behandlung mit Wegovy von den Krankenkassen übernommen werden.