Wundermittel Ozempic

"Ich konnte nur mit Diät-Spritze abnehmen"

Cristina K. ist sportlich, dennoch nahm die 52-Jährige nach der Menopause immer mehr zu. Das Trend-Mittel Ozempic ließ ihre Kilos purzeln.

Sandra Kartik
"Ich konnte nur mit Diät-Spritze abnehmen"
Cristina K. hat acht Kilo in vier Monaten mit der Ozempic-Spritze abgenommen.
privat, iStock

Hollywood hat es vorgemacht: Stars wie Kim Kardashian und Elon Musk setzen auf ein Medikament, das eigentlich Diabetikern vorbehalten ist, um schnell und effektiv abzunehmen. Ozempic oder das höher dosierte Wegovy werden, wie bei der eigentlichen Stoffwechsel-Erkrankung üblich, von den Patienten selbst in den Bauch gespritzt. Der Inhaltsstoff Semaglutid senkt den Blutzucker und der Appetit wird gezügelt. Weil die Kilos ohne strenge Diät oder Sport quasi von alleine purzeln, wird es als neues Abnehm-Wundermittel gehandelt, das jedoch auch umstritten ist.

Cristina K. hat es ausprobiert. "Ich kam in die Menopause, da ändert sich der Stoffwechsel. Abnehmen wurde immer schwieriger, trotz Sports", beschreibt die 52-jährige Physiotherapeutin. Mit 75 Kilo gilt sie zwar nicht als übergewichtig, sie fühlte sich in ihrer Haut jedoch zunehmend unwohl. "Ich bin vor 22 Jahren Mama geworden, seither ging es überhaupt mit der Figur bergab", schmunzelt sie. Dennoch wollte sie etwas verändern. Sie wandte sich deshalb an den Wiener Schönheits-Arzt Christian Wolf.

"Keine Wunderwaffe"

"Als Mittel für Diabetiker ist es schon länger auf dem Markt. Viele der Patienten sind übergewichtig und möchten abnehmen. Zu mir kommen aber auch Menschen ohne die Diagnose Diabetes", sagt er im "Heute"-Gespräch. Nach einem umfassenden Blutbild wird entschieden, ob das Medikament verschrieben werden kann. "Die Spritzen haben in der Tat ein richtig gutes Potenzial, dass man damit Gewicht verliert", so Wolf weiter.

Mit der Injektion alleine ist es aber nicht getan, betont der Mediziner nachdrücklich. "Es ist keine Wunderwaffe. Natürlich sollte sich auch der Lifestyle der Patienten ändern, sie müssen auch mithelfen. Das passiert aber meistens von selbst, wenn sie erste Erfolge sehen." Durch die große Nachfrage ist Ozempic derzeit sogar vergriffen – sehr zum Leidwesen von vielen Diabetikern." Wolf warnt auch vor möglichen Nebenwirkungen wie Unwohlsein, Übelkeit oder Völlegefühl. Bei Überdosierungen kann es sogar zu einem Darmverschluss kommen.

Acht Kilo in vier Monaten weg

Für Cristina K. erwies sich die Behandlung als einzig wirksame Möglichkeit, schlanker zu werden. Acht Kilo hat sie dadurch innerhalb von vier Monaten verloren. Im September hat sie mit 67 Kilo die Ozempic-Kur beendet und hält ihr Gewicht seither. "Ich habe seitdem wirklich weniger Hunger. Mir reicht am Abend ein gebratenes Ei und ein Stück Käse", freut sich die 52-Jährige über ihr Wohlgefühl. 

Während der Behandlung hatte sie oft mit Müdigkeit zu kämpfen, das ist eine bekannte Nebenwirkung. "Wenn das aber vorbei ist, hat man auf einmal einen richtigen Energieschub." Cristina K. sagt: "Ozempic zu nehmen, hat nichts mit Faulheit zu tun, es ist ein Einstieg."

Spritze auch umstritten

Einige Ärzte sehen Ozempic & Co dennoch kritisch. Schönheits-Doc Jörg Knabl bietet die Abnehm-Spritze etwa bewusst nicht an. "Ich sehe den Einsatz, wie er praktiziert wird, problematisch und sogar gefährlich. Medikamente wie dieses greifen massiv in den Stoffwechsel ein, besonders in den Zuckerstoffwechsel und es gibt keine Langzeitstudien."

Für den Mediziner wäre es nur "unter stark kontrollierten medizinischen Bedingungen in Ordnung, aber nicht so, wie es derzeit meistens praktiziert wird. Die Abnehm-Medikamente werden verschrieben wie Aspirin." 

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