Kommt drei-Tage-Regel?

"E-Card Urlaub" – neuer Streit um Krankenstände

Die Forderung nach einem Aus für Kurzzeit-Krankenstände lässt die Wogen hochgehen. Jetzt reagiert die NÖ-Wirtschaftskammer.

Sarah Marie Piskur
"E-Card Urlaub" – neuer Streit um Krankenstände
Auch Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) spricht sich gegen Urlaub statt Krankenstand aus.
picturedesk, WKO, "Heute"-Montage

Die Wogen gehen gerade hoch. Das Thema Krankenstände sorgt für heftige Diskussionen. Auslöser ist die Forderung des Kärntner Wirtschaftskammer-Gastro-Obmanns Stefan Sternad, Kurzzeit-Krankenstände abzuschaffen.

Arbeitnehmer sollen stattdessen Urlaub konsumieren"Heute" berichtete. Zwei Tage lang krankheitsbedingte Auszeit bedeutet in diesem Fall also: Das Urlaubskonto wird dezimiert.

Diese Forderung trat eine Welle der Empörung los und heizte eine neue Diskussion rund um das österreichische Gesundheitssystem an. Für Sternads Kollegen der Wirtschaftskammer (Nieder-)Österreich (WKNÖ/WKÖ) ist jedoch klar: "Am Grundprinzip des Krankenstands ist nicht zu rütteln".

Krankenstände belasten Unternehmen

Die Wirtschaftsvertreter stöhnen: In den letzten Jahren sei die Zahl der Krankenstände stark gestiegen. Das "stellt sowohl für Arbeitnehmer:innen, als auch für Arbeitgeber eine Belastung dar", heißt es aus der Wirtschaftskammer NÖ zu "Heute".

So schlimm ist es: Im Bundesländervergleich liegt Niederösterreich bei den Krankenstandstagen an der Spitze der neun Länder. Mit durchschnittlich 17,6 Tagen liegt Niederösterreich eine knappe Arbeitswoche vor dem Schlusslicht Salzburg – hier sind Arbeitnehmer durchschnittlich 12,9 Tage pro Jahr krank.

Der Fehlzeitenreport der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) zeigt für alle neun Bundesländer einen ähnlichen Anstieg im Verlauf der letzten Jahre. Österreichweit ist demnach die Zahl der Krankenstandstage seit 2021 um rund 25 Prozent gestiegen. Niederösterreicher fielen in der Arbeit rund vier Tage länger aus, als 2021.

Maßnahmen zur Entlastung

Die steigenden Krankenstände und die damit steigende Belastung für Unternehmen erfordern laut Wirtschaftskammer Maßnahmen, die wieder zur Entlastung führen. Sowohl für die Unternehmen, als auch für die Arbeitnehmer, die durch notwendige Vertretungen mit Mehraufwand konfrontiert sind.

"Dazu zählt etwa eine stärkere Kontrolle von Krankenständen", heißt es aus der Wirtschaftskammer NÖ. Das Grundprinzip des Krankenstandes stehe für die WKNÖ aber jedenfalls nicht zur Diskussion.

"Es steht für uns außer Frage, dass sich kranke Arbeitnehmer zu Hause auskurieren können, ohne sich dafür Urlaub nehmen zu müssen", betont Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der WKÖ. Auch er unterstützt die Forderung nach stärkeren Kontrollen von Krankenständen.

Teilzeitkrankenstand darf Heilungsprozess nicht beeinträchtigen

Zum Vorschlag der Teilzeit-Krankenstands-Lösung des Arbeitspsychologen Andreas Hermann betont die Wirtschaftskammer NÖ: "Im Vordergrund steht selbstverständlich, dass sich Mitarbeiter:innen von einer Krankheit entsprechend erholen können".

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Hermann schlug vor, dass Arbeitnehmer, die länger im Krankenstand sind – etwa nach Operationen – sukzessive wieder in die Arbeit einsteigen und das Unternehmen trotzdem unterstützen. Ein Teil der Zeit wären die Betroffenen dann im Krankenstand, den Rest der Zeit könnten sie dennoch arbeiten, leichtere Aufgaben übernehmen und Kollegen unterstützen.

Gibt es also Möglichkeiten, Arbeiten in anderer Form – etwa via Telearbeit – zu erledigen und dies den Heilungsprozess nicht beeinträchtigen, sollten Mitarbeiter diese Möglichkeit auch nutzen, so die WKNÖ.

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    Helmut Graf

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) fordert stärkere Kontrollen von Krankenständen, um die Belastung für Unternehmen zu verringern, lehnt jedoch die Abschaffung von Kurzzeit-Krankenständen ab.
    • Arbeitspsychologe Andreas Hermann schlägt eine flexible Lösung mit 25, 50 oder 75 Prozent Krankenständen vor, wobei die WKNÖ betont, dass der Heilungsprozess der Mitarbeiter im Vordergrund stehen muss.
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