Wirtschaftskammer fordert

Aufreger – Wer krank ist, soll sich dafür Urlaub nehmen

Es ist ein höchst umstrittener Vorschlag: Laut der Wirtschaftskammer Steiermark sollen kranke Arbeitnehmer künftig unbezahlte Urlaubstage opfern.

Dominik Mayer
Aufreger – Wer krank ist, soll sich dafür Urlaub nehmen
Laut der Wirtschaftskammer Steiermark könnten für Krankenstände künftig Urlaubstage geopfert werden. (Symbolbild)
Getty Images

Das dürfte ein Riesen-Streit werden. Hermann Talowski, Obmann der Fachgruppe Gewerbe und Handwerk in der steirischen Wirtschaftskammer, will Krankenstände völlig reformieren. Ob das Modell nur bei Freizeitunfällen oder auch bei Arbeitsunfällen bzw. unverschuldeten Krankenständen gelten soll, müsse noch diskutiert werden. Im Schnitt verliert jeder Österreicher pro Jahr etwa 15 Arbeitstage durch Krankheit.

Gesetzesänderung notwendig

Den von ihm als "Solidarbeitrag für Arbeitnehmer" bezeichneten Vorschlag erklärt Talowski gegenüber dem "ORF" anhand eines Beispiels: "Ein Mitarbeiter spielt am Wochenende Fußball, verletzt sich, ist einen Monat im Krankenstand, das hat nichts mit der Firma zu tun, das ist kein Arbeitsunfall, das ist ein Freizeitunfall und ich glaube, solidarisch wäre es hier sicherlich angebracht, Urlaub dafür herzugeben, denn der Unternehmer bezahlt den ganzen Monat zu 100 Prozent. Der Mitarbeiter verliert kein Geld, sondern er verliert nur Urlaubsanspruch."

Dem Fachgruppenobmann zufolge würde auch Schweden auf dieses Modell setzen. In Österreich müsse dafür allerdings das Gesetz geändert werden. Die Sozialpartner seien gefordert, einen entsprechenden Vorschlag zu erarbeiten, meint Talowski.

Vorschlag stößt auf Kritik

Für Christian Jammerbund von der Gewerkschaft der Privatangestellten in der Steiermark kommt der Vorschlag von Talowski nicht infrage. Ihm zufolge wären Ideen wie diese "aufs Schärfste zurückzuweisen". Der Urlaub diene zur Erholung und zur Regeneration. Die Unternehmen würden an dieser Stelle gerne ihre Fürsorgepflicht gegenüber den Beschäftigten vergessen, ist Jammerbund überzeugt.

Der Präsident der Arbeiterkammer Steiermark, Josef Pesserl, sieht noch ein anderes Problem darin. Er befürchte, dass sich kranke Arbeitnehmer dann zur Arbeit schleppen würden, um keinen Urlaubstag zu verlieren. Dies verzögere die Genesung und führe zu Ansteckungen anderer Kollegen.

AK: "Entgeltfortzahlungsfonds wäre besser"

Pesserl zufolge gebe es andere Wege, um die Unternehmen zu entlasten, als Urlaubstage für Krankenstände zu streichen. Als Beispiel nennt er den Entgeltfortzahlungsfonds: "Wo dann Unternehmen einen kleinen Beitrag in diesen Fonds leisten und die Unternehmer dieses fortgezahlte Entgelt teilweise wieder ersetzt bekommen, das wäre Solidarität unter den Unternehmen."

In den 2000er Jahren sei dieser Solidarfonds aufgelöst worden. Auch der ÖAAB Steiermark kritisiert die Forderung der Wirtschaftskammer. Landesobmann Günther Ruprecht zeigte sich "empört". Er spricht von einer unsozialen Forderung.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Wirtschaftskammer Steiermark schlägt vor, dass kranke Arbeitnehmer künftig unbezahlte Urlaubstage opfern sollen, was für erhebliche Kritik sorgt.
    • Gegner des Vorschlags, wie die Gewerkschaft der Privatangestellten und die Arbeiterkammer Steiermark, argumentieren, dass dies die Erholung der Arbeitnehmer beeinträchtigen und zu einer Verschleppung von Krankheiten führen könnte, während alternative Lösungen wie ein Entgeltfortzahlungsfonds vorgeschlagen werden.
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