Roman Schwarzman (*1936) war erst sieben Jahre alt, als er 1944 dem Tode nahe aus dem Nazi-Ghetto in der ukrainischen Kleinstadt Berschad befreit wurde. 87 Jahre war er alt, als seine Wohnung in der Hafenstadt Odessa durch russischen Beschuss zerstört wurde.
Vor dem Deutschen Bundestag schilderte er am Mittwoch die erlebten Grausamkeiten und Schmerzen dieser durch Jahrzehnte getrennten Kriegserfahrungen.
Die Erinnerung an die Opfer des Holocaust zu bewahren, wurde zu seiner Lebensaufgabe. Die "endlosen Gräben voller Leichen" habe er damals selbst mitansehen, in Gefangenschaft unter Einsatz seines Lebens Abwasser von den Nazis erbetteln müssen.
Seit Jahren setzt sich Schwarzmann in dieser Rolle für die Errichtung eines Denkmals in Odessa ein, das an die 25.000 Juden erinnert, die dort im Oktober 1941 von rumänischen Soldaten und deutschen Sondereinheiten in leerstehende Lagerhallen gepfercht und bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Durch die russische Invasion musste der Bau gestoppt werden.
Odessa leide derzeit stark unter dem russischen Terror, berichtete er. Damals hätte Hitler versucht, ihn zu töten, weil er Jude ist. Heute versuche es Putin, weil er Ukrainer ist, so Schwarzman.
Die Ukraine dürfe von der russischen Übermacht auf keinen Fall in die Knie gezwungen werden, mahnt Schwarzman. "Heute müssen wir erneut alles daransetzen, die Barbarei in die Schranken zu weisen. Dies ist der einzige Weg zum Frieden und gegenseitigem Verständnis." Dazu müsse die Welt aufhören, Angst zu haben.
Gleichzeitig bat er um weitere Unterstützung seines Heimatlandes gegen Putins Eroberungsfeldzug: "Die Ukraine", versprach er dem vollen Bundestagsplenum im Gegenzug, "wird alles tun, damit der Krieg nicht zu Euch kommt."
Er schloss mit einem auf Jiddisch gesprochenen Appell: "Die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus muss für uns ein Leitgedanke sein und uns dazu verpflichten, eine Zukunft aufzubauen, in der Menschlichkeit und Gerechtigkeit keine leeren Worte sind."