Swift-Konzert im Visier
Brisant: IS-Fanatiker hatte schon Bombe im Kühlschrank
"Es hat mich einfach interessiert" – mit diesen Worten versucht Beran A. nun im Gefängnis sein Hantieren mit hochexplosiven Substanzen kleinzureden.
Nur in Unterhose wurde Beran A. ins Gefängnis eingeliefert; die Polizei hatte dem Terror-Verdächtigen aus Ternitz (NÖ) sein komplettes Gewand vom Körper geschnitten – aus Angst vor einem Sprengstoffgürtel.
Wie berichtet, hatte der 19-Jährige in stundenlangen Verhören mit Staatsschützern ein verstörendes Geständnis abgelegt. Beim Taylor-Swift-Konzert dieses Wochenende in Wien wollte er – dessen sind sich die Ermittler sicher – vor dem Ernst-Happel-Stadion "möglichst viele Ungläubige töten".
Beran A. in Zwei-Mann-Zelle
Mittlerweile wurde über ihn die Untersuchungshaft verhängt. Er sitzt in einer Zwei-Mann-Zelle in der Justizanstalt Wr. Neustadt (NÖ), trägt T-Shirt und Jogginghose. Auch den langen Rauschebart hat Beran A. noch nicht abrasiert. Ermittler deuten ihn als Symbol seiner zusehenden Radikalisierung in den letzten Wochen.
Für den Swift-Gig soll er einen teuflischen Plan geschmiedet und ein Blutbad vor dem Happel-Oval geplant haben. Der Verdacht der Ermittler: Beran A. wollte zunächst mit dem Auto in die Menge rasen, mit Messern und Macheten Menschen erstechen und sich dann selbst in die Luft jagen.
„Sein Plan war, möglichst viele Menschen außerhalb des Stadions zu töten.“
Das Ausmaß des Terrors wäre unbeschreiblich gewesen, schließlich hätten 20.000 Menschen, die kein Ticket mehr ergattern konnten, den Klängen von Swift vor dem Stadion lauschen wollen – darunter viele Eltern mit Kindern und Teenies. "Sein Plan war, möglichst viele Menschen außerhalb des Stadions zu töten" – mit Messern, Macheten und einem Sprengsatz, erklärte Staatsschutzchef Omar Haijawi-Pirchner.
Doch wer ist der junge Mann, dem derart abscheuliche Absichten angelastet werden? Beran A., 19, österreichischer Staatsbürger mit mazedonischen Wurzeln, lebte mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester in einer unscheinbaren Reihenhaus-Siedlung in Ternitz.
Durch Hass-Prediger radikalisiert
Die Familie mit der er im Dezember letzten Jahres nach Mekka gereist war, gilt dort als unauffällig und fleißig. Beran A. (er ist bisher unbescholten) hingegen schmiss am 25. Juli seinen Job bei einem metallverarbeitenden Betrieb mit den Worten "Ich habe noch Großes vor" hin und lebte von AMS-Geld. Er hatte eine Lehre zum Industriekaufmann gemacht.
Nach der Abreise seiner Verwandten in Richtung Mazedonien, wo sie den Sommer verbringen, dürfte der 19-Jährige in eine abstruse Parallelwelt abgedriftet sein. Verblendet durch die Videos des Berliner Hass-Predigers Abul Baraa wurde sein Gedankengut zusehends radikaler. Im Juni hat er dem IS-Anführer die Treue geschworen und einen Monat später offenbar sogar schon mit seinem VW Beetle für einen Terror-Akt geübt.
Bombe lag im Eiskasten
Durch Hinweise zweier Partner-Geheimdienste kamen ihm die Behörden auf die Spur und rückten am Mittwoch mit einer Festnahme-Anordnung der Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt bei ihm daheim in Ternitz an.
Im Zuge des Anti-Terror-Einsatzes stellte die Polizei bei Beran A. 21.000 Euro Falschgeld, Anleitungen zum Bombenbauen, Zündmittel, Zündkabel, Zündvorrichtungen und Wasserstoffperoxid (ätzendes Bleichmittel) sicher.
Innenminister: "Tragödie verhindert"
Innenminister Gerhard Karner dankte den Beamten: "Eine Tragödie konnte verhindert werden", ist sich der VP-Grande sicher. Beran A. sei "vollumfänglich geständig", sagte Franz Ruf, Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit.
„Ich muss mich nun mit der Sachlage vertraut machen. Fakt ist: Ich verteidige den Täter, nicht seine mutmaßlichen Taten.“
Für seine Anwältin stellt sich die Sachlage nicht so eindeutig dar: "Ich war und bin kein IS-Anhänger", beteuert der Verdächtige nämlich gegenüber Verteidigerin Ina-Christin Stiglitz im Gefängnis. Laut Ermittlern hätte sich der IS-Fanatiker zuletzt "ganz klar radikalisiert". Sein Ziel: "Ungläubige töten." Beran A.: "Das stimmt nicht. Ich wollte keinen Anschlag verüben und hatte keinen Tatplan."
"Es hat mich einfach interessiert"
Fakt ist: Beran A. war bereits im Besitz von funktionsfähigem TATP. Seine bereits zweite "Probe-Bombe" soll er gemäß "Heute"-Infos im Kühlschrank gebunkert haben. Die Polizei hat sie vor Ort vernichtet. "Ich habe sie anhand eines Internet-Tutorials gebaut. Es hat mich einfach interessiert, aber die Bombe hätte gar nicht funktioniert", behauptet er.
Verteidigerin Stiglitz möchte sich inhaltlich noch nicht zu den Vorwürfen äußern: "Ich habe nun Akten-Einsicht beantragt und muss mich in den kommenden Tagen erst mit der Sachlage und den konkreten Ermittlungsergebnissen der Behörden vertraut machen", sagt sie "Heute".
Beran A. wünscht sich Familien-Besuch
Auch eine unangenehme Aufgabe steht ihr bevor: Beran A. bat sie, seine Eltern über die Geschehnisse und seine Verhaftung zu informieren: "Er wünscht sich, dass sie ihn bald besuchen kommen." In der Haft gehe es ihm derzeit nicht gut, er wirke traurig.
Für Anschlag trainiert
Die beiden mutmaßlichen Mittäter belastet er jedenfalls nicht. Luca K. (17), mit dem Beran A. – wie berichtet – in einem VW Beetle durch die Gegend gefahren ist, um ein Blaulicht mit Folgeton-Horn auszuprobieren, sei sein "bester Freund". DSN-Chef Haijawi-Pirchner mutmaßt: "Entweder wollte er das Blaulicht dazu verwenden, um zum Tatort zu gelangen oder wegzufahren."
Luca K. und Beran A. kannten sich seit fünf Jahren und inhalierten zusammen Lachgas. Die Polizei ortete den 17-Jährigen, der am Bühnenaufbau für Swifts Gig mitarbeitete, im Stadion, nahm ihn als mutmaßlichen Komplizen fest. Auch er leugnet alles.
„Mein Klient scheint mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun zu haben.“
Das sagt der Anwalt
"Mein Klient scheint mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun zu haben", so sein Anwalt Nikolaus Rast. Fakt ist: Luca K. hatte IS-Pickerl in der Geldbörse. Rast dazu: "Es dürfte sich um eine unglückliche Aneinanderreihung von Zufällen handeln."
Donnerstagabend ist zudem ein dritter Mann aus dem Umfeld des Hauptverdächtigen festgenommen worden. "Er soll erst kürzlich einen Treueschwur auf den IS abgelegt haben", schrieb Bundeskanzler Karl Nehammer auf X.
Für die Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.