So tickt der Wahlsieger
Besser als Haider! Kickl führt FPÖ zu Rekord-Ergebnis
Seit 2021 ist Herbert Kickl FPÖ-Chef. Gleich bei seiner ersten Nationalratswahl an der Spitze hat er die Blauen zu einem historischen Erfolg geführt.
Er wird von vielen als Koalitionspartner ausgeschlossen: Herbert Kickl. Aber wer ist der 1968 in Villach (Kärnten) als Kind einer Arbeiterfamilie geborene FPÖ-Chef?
Nach seiner Schulzeit in Kärnten meldete sich Herbert Kickl als Einjährig-Freiwilliger zum Grundwehrdienst, den er bei den Gebirgsjägern absolvierte. 1988 begann er ein Publizistik- und Politikwissenschaftsstudium an der Uni Wien, ab 1989 auch noch Philosophie und Geschichte. Abgeschlossen hat er die Studien nicht.
Karriere in der Partei
Seine politische Laufbahn begann Kickl an der FPÖ-Parteiakademie. 2001 wurde er deren stellvertretender Geschäftsführer. Berühmt-berüchtigt wurde er als Redenschreiber von Jörg Haider. In Erinnerung sind noch der Sager über Ariel Muzicant, den Ex-Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde ("Wie kann einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben?"), und zahlreiche Sprüche auf FPÖ-Wahlplakaten ("Asylbetrug heißt Heimatflug").
Herbert Kickls Leben in Bildern
Im April 2005 wurde er Generalsekretär der Freiheitlichen, der er bis Jänner 2018 blieb. Seit 2006 sitzt Kickl im Nationalrat, unterbrochen nur durch seine Zeit als Innenminister in der türkis-blauen Regierung von 18. Dezember 2017 bis 22. Mai 2019. In diesem Amt setzte er sich für die Aufrüstung der Polizei ein. Sein Steckenpferd einer berittenen Polizei brachte er allerdings nicht durch. Viel Kritik erntete er seine Razzia beim BVT durch Polizeibeamte der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität. Diese war auch Thema in einem parlamentarischen Untersuchungsaustausch.
Entlassung als Minister nach Ibiza
Die FPÖ-Ibiza-Affäre führte dazu, dass der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz dem Bundespräsidenten die Entlassung Herbert Kickls – obwohl der nicht vor Ort war – vorschlug. Danach wurde er wieder Nationalratsabgeordneter und Klubobmann der FPÖ. In dieser Zeit sorgten Differenzen zwischen ihm und dem Strache-Nachfolger Norbert Hofer für Schlagzeilen. Schließlich bewarb sich Kickl um dessen Nachfolge – als einziger Kandidat. Am 7. Juni 2021 wurde er vom Bundesparteipräsidium eintimmig zum Bundesparteiobmann designiert. Gewählt wurde er in dieses Amt am 19. Juni 2021 mit 88,24 Prozent der Delegiertenstimmen.
Vor allem in der Corona-Zeit stellte er sich "gegen das System" und die Regierungsmaßnahmen, etwa den "Impfzwang". Als Gegenmittel gegen den Covid-Virus empfahl er das Pferde-Entwurmungsmittel Ivermectin. Im Nationalrat weigerte er sich, eine FFP2-Maske zu tragen. Außenpolitisch setzt er sich für gute Beziehungen zu Putins Russland ein und kritisiert die Hilfsmaßnahmen für die Ukraine.
Sanfte Seite entdeckt
Im Wahlkampf 2024 überraschte er mit "sanfteren" Plakatslogans wie "5 gute Jahre", "Dein Herz sagt Ja" oder "Euer Wille geschehe". Letzterer erntete viel Kritik der Katholischen Kirche. Immer wieder übte er auch Kritik am ORF für dessen Berichterstattung.
Kickl wohnt im niederösterreichischen Purkersdorf bei Wien. Er ist verheiratet und Vater eines motorsportbegeisterten Sohnes. Er selbst geht gerne Wandern, Bergsteigen und Klettern und hat bereits zwei Extrem-Triathlons in Schottland absolviert.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Herbert Kickl, seit Juni 2021 FPÖ-Chef, führte die Partei bei seiner ersten Nationalratswahl an die Spitze, wird jedoch von vielen als Koalitionspartner ausgeschlossen
- Der 1968 in Villach geborene Politiker, bekannt für seine umstrittenen Aussagen und Maßnahmen, setzte sich während der Corona-Pandemie gegen Regierungsmaßnahmen ein und pflegt außenpolitisch gute Beziehungen zu Russland