Milliarden-Countdown

Benko-Pleite – jetzt bleibt ihm nur mehr diese Frist

Insolvente Signa Holding schuldet Gläubigern 5 Milliarden Euro. Davon will das Unternehmen 30 % bezahlen. So soll es laufen.

Angela Sellner
Benko-Pleite – jetzt bleibt ihm nur mehr diese Frist
René Benko steht vor den Trümmern seines einstigen Imperiums. Der Immo-Jongleur ist pleite.
apa/picturedesk ("Heute"-Montage)

Die Fakten liegen seit Mittwoch auf dem Tisch: Die Dachgesellschaft von René Benkos Signa Gruppe – die Signa Holding – hat mit einem Schuldenberg von fünf Milliarden Euro Insolvenz angemeldet und ein sogenanntes "Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung" beantragt, das vom Handelsgericht Wien am Mittwochabend eröffnet wurde.

Größte Insolvenz alle Zeiten

Es handelt sich um die größte Insolvenz in der Geschichte Österreichs. Und zugleich wohl die, salopp formuliert, unübersichtlichste. Die gesamte Signa-Gruppe ist extrem verschachtelt und besteht aus mehr als tausend Firmen – einen kompletten Überblick hat da wohl niemand, nicht einmal unternehmensintern, ist zu hören. Allein die aktuell insolvente Signa Holding verfügt über 53 direkte und mehrere hundert mittelbare Beteiligungen. Gläubigerschützer sprechen von einer "Herkulesaufgabe" für die mit dem Verfahren Befassten.

Wie es nach der Insolvenz für Benko und seine Signa weitergeht: fast so wie vorher – die Suche nach Investoren, die frisches Geld in die Signa pumpen, hat weiter oberste Priorität. Denn das Unternehmen soll fortgeführt und nachhaltig restrukturiert werden, das ist der Sinn des beantragten Sanierungsverfahrens. Dafür gibt es jedoch fixe Vorgaben und Fristen. "Heute" hat die Details: 

30-Prozent-Quote für Gläubiger

90 Tage haben Benko und seine Leute jetzt Zeit für ihren Sanierungsplan, dem die Gläubiger zustimmen müssen. Da geht's um die Schulden: In dieser Art des Insolvenzverfahrens gibt es eine gesetzliche Mindestquote von 30 Prozent für die Gläubiger, zahlbar binnen zwei Jahren. Diese Mindestquote will die Signa Holding anbieten. Betroffen sind laut Insolvenzantrag 273 Gläubiger – die also um einen Großteil ihrer Forderungen umfallen werden. 

Auf rund fünf Milliarden Euro summieren sich die Verbindlichkeiten der Signa Holding. 30 Prozent davon sind circa 1,5 Milliarden. Das Unternehmen muss im Sanierungsplan glaubhaft darlegen, dass es diesen Betrag binnen zwei Jahren bedienen kann. 

Aktuell verfügt die Signa Holding laut Insolvenzantrag über Aktiva (=Vermögenswerte) mit einem Buchwert von rund 2,77 Mrd. Euro, wie der Alpenländische Kreditorenverband schreibt. Als Betrag, der tatsächlich flüssig gemacht werden kann, sind jedoch nur 314 Mio. Euro angesetzt. Da klafft also eine gewaltige Lücke. 

Management kann weitermachen

Darüber und über die Parameter der Fortführung des Unternehmens wird nun getüftelt. Da es sich um ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung handelt, kann das bestehende Management weitermachen – das sind als Geschäftsführer Christoph Stadlhuber und Marcus Mühlberger. Zudem gibt es einen gerichtlich bestellten Sanierungsverwalter, das ist der Wiener Rechtsanwalt Christof Stapf. Dieser muss geschäftlichen Entscheidungen des Managements zustimmen.

Insolvenzverwalter Stapf vermag aktuell noch nicht einzuschätzen, ob der Plan, die mit mit 5 Milliarden Euro verschuldete Signa Holding zu sanieren, hält. Erst bei der Berichtstagsatzung am 19. Dezember "wird sich eine Einschätzung treffen lassen, wie realistisch der vorgelegte Finanzplan ist und ob ein Sanierungsplan erfüllt werden kann", erklärte Stapf am Donnerstag.

Der Zeitplan ist wie folgt: Am 19. Dezember gibt es die erste Gläubigerversammlung. Ihre Forderungen müssen die Gläubiger bis 25. Jänner anmelden, damit sie berücksichtigt werden. Am 29. Jänner 2024 findet eine Prüfungstagsatzung statt,  bei welcher die angemeldeten Forderungen vom Insolvenz- bzw. Sanierungsverwalter auf ihre Richtigkeit überprüft werden. 

Erst am 19. Dezember lässt sich Einschätzung treffen, wie realistisch der vorgelegte Finanzplan ist
Christof Stapf
Insolvenzverwalter Signa Holding

Mehrheit der Gläubiger muss zustimmen

Das entscheidende Datum – das Ende der 90-Tage-Frist – ist der 12. Februar 2024. Für diesen Tag ist die sogenannte "Sanierungsplantagsatzung" geplant, bei der die Gläubiger über das Angebot der Signa, also den Sanierungsplan, abstimmen. Damit es grünes Licht gibt, muss die Mehrheit der Gläubiger (sowohl nach Personen als auch nach Beträgen) zustimmen. 

Lehnen die Gläubiger das Angebot ab bzw. bezweifeln die Umsetzbarkeit, wird es nichts mit der Fortführung des Unternehmens. 

Restliche Schulden werden erlassen

Wird der Sanierungsplan angenommen und entsprechend erfüllt, werden der Signa Holding danach die restlichen Schulden erlassen. 

Im anderen Fall kommt es zum Konkurs und das Unternehmen wird liquidiert. Dann würden alle Vermögensgegenstände der Signa Holding verkauft und aus dem Erlös – so viel eben zusammenkommt – die Verbindlicheiten bedient. 

Was zum Milliarden-Reich von René Benko gehört – oder gehörte

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    Das "Upper West" (l.) ist mit 119 Metern eines der höchsten Gebäude Berlins.
    Das "Upper West" (l.) ist mit 119 Metern eines der höchsten Gebäude Berlins.
    Reuters
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