Drei Mega-Kredite

Mehrere Milliarden – so viel schuldet Benko den Banken

Die Schweizer Privatbank Julius Bär macht jetzt öffentlich, wie viel Geld sich René Benko und seine Signa bei ihr geliehen hat.

Angela Sellner
Mehrere Milliarden – so viel schuldet Benko den Banken
Rene Benko düst mit seinem Privatjet Marke Bombardier um die Welt (Symbolbild).
Imago, Picturedesk

Für René Benko und sein Milliarden-Imperium läuft der Countdown. Kann sein Signa-Konzern nicht sofort einige hundert Millionen Euro aufstellen, könnte laut Insidern schon am Dienstag die Insolvenz drohen. Entsprechende Anträge werden in Wien und Innsbruck bereits vorbereitet, berichtete der "Spiegel". Am Freitag musste mit der Signa Real Estate Germany die erste deutsche Signa-Tochterfirma beim Amtsgericht in Charlottenburg Insolvenz anmelden.

Knapp 630 Millionen Euro

Die Schuldenlast der Signa ist enorm. Am Montag legte mit der Schweizer Privatbank Julius Bär das erste Geldinstitut offen, mit welcher Summe Benko und sein strauchelnder Signa-Konzern bei ihr in der Kreide stehen. Demnach handelt es sich um offene Kredite in der Höhe von insgesamt 606 Millionen Franken (knapp 630 Millionen Euro).

Es gehe um "drei Kredite an verschiedene Einheiten innerhalb eines europäischen Konglomerats", schreibt die Bank am Montagmorgen in einer Aussendung, ohne die Namen Benko oder Signa konkret zu nennen. Und weiter: "Das Gesamtengagement gegenüber dieser Kundengruppe ist durch mehrere Pakete von Sicherheiten in Verbindung mit Gewerbeimmobilien und Luxuseinzelhandel besichert und unterliegt nun einer längerfristigen Restrukturierung."

Besichert mit Immobilien

Die renommierte Bank Julius Bär bestätigt damit, was in der Finanzszene seit Wochen die Runde macht – dass das Schweizer Privatinstitut in den letzten Jahren in beträchtlichem Umfang mit dem Tiroler Immobilien-Jongleur zusammengearbeitet hat.

"Julius Bär hat Maßnahmen ergriffen, um seine Interessen zu schützen und den Wert der gestellten Sicherheiten zu erhalten", so die Bank in ihrer Aussendung. Mit welchen konkreten Immobilien die Benko-Kredite besichert sind, schreibt das Unternehmen nicht.

Die Bank hat Benko laut der "Neuen Zürcher Zeitung" auch privat Geld geliehen.

Austro-Banken zittern um 2,2 Milliarden

Österreichische Banken zittern ebenfalls um ihre Benko-Kredite. Insgesamt sollen sich heimische Banken laut Informationen der Nachrichtenagentur "Reuters" mit rund 2,2 Milliarden Euro bei Benko engagiert haben. Der Löwenanteil davon (rund zwei Drittel) dürfte auf die Raiffeisen Bank International (RBI) und die Bank Austria entfallen. Zu Benkos Kreditgebern sollen weiters die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und die Erste Bank gehören.

Raiffeisen-Aktionäre besorgt

Bei der RBI-Hauptversammlung vergangene Woche gab es wenig verwunderlich zahlreiche Fragen besorgter Aktionäre zur Höhe der Signa-Kredite und den Vorkerhungen der Bank, sich gegen mögliche Ausfälle abzusichern. RBI-Risikovorstand Hannes Mösenbacher betonte, aufgrund des Bankgeheimnisses keine Auskünfte zu einzelnen Kunden geben zu können. Die Top-5-Engagements der RBI im Immobilienbereich hätten jedoch (mit Stichtag 30.9.2023) ein Volumen von insgesamt 2,2 Milliarden Euro. In Summe seien diese Finanzierungen "mit 70 Prozent grundbücherlich besichert," so Mösenbacher.

Dem gefallenen Immo-Tycoon läuft jedenfalls die Zeit davon. Am Donnerstag (30. November) wird eine Anleihe über 200 Millionen Euro fällig. Bis Jahresende braucht Signa insgesamt rund 500 Millionen Euro. In der ersten Jahreshälfte 2024 müssen noch weitere 1,5 Milliarden her, um das Unternehmen am Leben zu halten.

Auf zahlreichen Signa-Baustellen stehen die Bagger still – die Arbeiten an Prestige-Projekte wie dem Hamburger Elbtower oder der Alten Akademie in München wurden gestoppt, weil Bauherrin Signa die notwendigen Zahlungen aktuell nicht mehr leisten kann.

Auf Hochtouren verhandelt Benko mit möglichen Investoren um eine Kapitalspritze für die Signa. Die Lage dürfte inzwischen so eng sein, dass der Tiroler schon Teile seiner privaten Kunstsammlung (darunter ein Picasso-Bild) verscherbeln muss – allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Insider schätzen den Wert der Sammlung auf in Summe 30 Millionen Euro.

Eine Krisensitzung am Freitag soll Benko allerdings laut "Bild" vorzeitig verlassen haben – um mit seiner Familie in seinem Privatjet für einen Shoppingtrip nach Barcelona zu fliegen.

Gefallener Immo-Jongleur – sein Leben in Bildern

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    v.l.n.r.: Peter Lennkh (Raiffeisen), René Benko, Johann Strobl beim RBI Business Lunch
    v.l.n.r.: Peter Lennkh (Raiffeisen), René Benko, Johann Strobl beim RBI Business Lunch
    (Bild: Raiffeisen)
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