Signa in Geldnot
Enthüllt: Neues Milliarden-Finanzloch bei Benko
500 Mio. Euro braucht Benkos Konzern noch heuer, um Verbindlichkeiten zu bedienen. Im 1. Halbjahr 2024 weitere 1,5 Milliarden.
Gut eine Woche nach dem Rückzug von René Benko aus dem Signa Beirat kommen immer mehr Details zur finanziellen Schieflage seines Signa-Konzerns ans Licht.
Der Geldbedarf, um einen totalen Zusammenbruch des Benko-Imperiums abzuwenden, ist riesig. Tatsächlich braucht die Luxusimmobilien-Sparte Signa Prime, zu der etwa das Berliner Nobel-Kaufhaus KadeWe, die Londoner Selfridges-Kette, das Elbtower-Prestigeprojekt in Hamburg und das Hotel Bauer in Venedig gehören, laut Informationen der Nachrichtenagentur "Bloomberg" in den nächsten Monaten zwei Milliarden Euro, um ihre Verpflichtungen zu bedienen.
Verhandlungen mit Investoren
Auf Hochtouren versuche das Unternehmen derzeit, bei Investoren frisches Geld aufzustellen. Denn die Zeit ist knapp: Allein bis Jahresende braucht Signa 500 Millionen Euro. Das habe Signa potenziellen Investoren mitgeteilt, berichtet "Bloomberg" unter Berufung auf zwei direkt in die Verhandlungen eingebundenen Personen, die namentlich nicht genannt werden wollen. Weitere 1,5 Milliarden Euro Barmittel seien dann im ersten Halbjahr 2024 erforderlich.
Einige der angesprochenen möglichen Geldgeber hätten ein Engagement bei Signa bereits abgelehnt. Mit anderen seien die Gespräche erst in der Anfangsphase, heißt es weiter.
Rettungsplan bis Ende November
Eine Mammut-Aufgabe für den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz, der jetzt bei der Signa aufräumen muss. Geiwitz hat mit dem Rückzug von Benko am 8. November das Ruder übernommen und hat angekündigt, bis Ende November einen Restrukturierungsplan vorzulegen.
Geiwitz nehme für die Dauer der Restrukturierung des Konzerns "eigenverantwortlich die Interessen der Familie Benko Privatstiftung wahr", so ein Signa-Sprecher am Donnerstag. Wie lange dieser Prozess dauern werde, lasse sich noch nicht abschätzen. Es seien aber "zahlreiche organisatorische, strukturelle und personelle Prozesse in Gang gesetzt worden, die dazu dienen, die Signa-Gruppe zu stützen und nachhaltig sowie auf Dauer zu stabilisieren."
"Die bisher laufenden, sehr verantwortungsvoll geführten, Gespräche mit Stakeholdern stimmen uns zuversichtlich, gute Lösungen zu finden", bestätigt der Sprecher die laufenden Verhandlungen.
Fälligkeiten bis Jahresende
Unter Verweis auf den Signa-Geschäftsbericht listet "Bloomberg" die größten Brocken der Fälligkeiten im Detail auf: Eine privat platzierte Anleihe der Signa Prime im Umfang von 200 Millionen Euro werde bis 30. November fällig. Partizipationsscheine im Nennwert von 130 Millionen Euro laufen den Angaben zufolge am 31. Dezember aus. "Darüber hinaus dürfte das Unternehmen Verpflichtungen aus Projektkrediten und Bauleistungen haben", heißt es in der Meldung.
Im Zuge der Bemühungen um frisches Geld musste Signa bereits einige Projekte abgeben beziehungsweise ihren Anteil reduzieren. So kaufte der deutsche Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne Benko aus dem Berliner Hochhaus-Projekt "Beam" aus. Und bei der britischen Luxus-Warenhauskette Selfridges übernahm die thailändische Central Group jetzt die Mehrheit - Signa ging auf 45 Prozent runter.
Schulden-Stundung bis Ende Jänner?
Im Rahmen der Sanierung könnte Signa dem Vernehmen nach auch versuchen, ein Schuldenmoratorium bis Ende Jänner 2024 auszuhandeln.
Ursache der Liquiditäts-Engpässe bei Signa sind insbesondere die steigenden Zinsen und sinkenden Immobilienwerte. Die Lage hat sich in den letzten Monaten stetig zugespitzt. Etliche von Benkos Großbaustellen - wie etwa beim Elbtower in Hamburg - stehen derzeit still: Bauherrin Signa kann nicht bezahlen.