René Benko
Aufstieg und Fall des schillernden Selfmade-Milliardärs
So tickt der Tiroler Immobilien-Jongleur. Wie er sein milliardenschweres Signa-Reich aufbaute - und wie es jetzt ins Wanken geriet
Es ist noch nicht lange her, da buhlte die heimische Wirtschafts- und Politprominenz um den Tiroler Immobilien-Tycoon René Benko. Einladungen zu seinem "Törggelen"-Event (ein Südtiroler Brauch) in den Wiener Signa-Räumlichkeiten waren heiß begehrt. Ungefähr um diese Zeit wäre das gewesen - heuer fällt es der aktuellen Schieflage von Benkos Imperium zum Opfer.
Achtreichster Österreichder
Als "Wunderwuzzi" der heimischen Wirtschaft galt Benko. Sein Aufstieg mutet wie der klassische Traum vom Selfmade-Milliardär an. Mit 20 hatte Benko seine erste (Schilling)Million, heute ist er einer der reichsten Österreicher. Das Magazin "trend" schätzte sein Vermögen zuletzt auf 4,2 Mrd. Euro - was ihm Rang 8 im Ranking 2023 der reichsten Menschen hierzulande einbringt.
Ferrari und Goldketten
Geboren wurde der heute 46-jährige Benko in Innsbruck als Sohn einer Kindergärtnerin und eines Gemeindebediensteten. Schon mit 17 stieg er quasi ins Immo-Business ein, orgnaisierte den Ausbau von Dachböden zu Luxuswohnungen. Das lief so gut, dass für die Schule keine Zeit blieb. Im Jahr vor der Matura hatte er angeblich so viele Fehlstunden, dass er nicht zur Prüfung zugelassen wurde. Aber richtig gutes Geld verdiente der junge Tiroler schon damals. Schulkollegen berichteten gegenüber dem "Falter" von Goldketten und einem geleasten Ferrari.
Überzeugungskraft dürfte Benko seit je gehabt haben - er vermochte es stets, für seine Projekte zu begeistern und so auch Investoren an Land zu ziehen. Der erste war Stroh-Tankstellenerbe Karl Kovarik, der sich im Jahr 2001 mit einem zweistelligen Millionenbetrag in Benkos erstes Unternehmen Immofina einkaufte und damit das Wachstum der Firma, aus der 2006 die Signa wurde, entscheidend befeuerte.
Milliarden-Immobilien-Reich
Zügig baute Benko mit Unterstützung prominente Investoren ein Milliarden-Immobilien-Rech auf. Zum Signa-Portfolio zählen etwa die Einkaufsmeile Goldenes Quartier und das Park Hyatt Hotel in Wien, das Luxus-Kaufhaus KaDeWe in Berlin, die britischen Selfridges-Warenhäuser, das Chrysler Building in New York.
Sein Privatleben stellte der Vielarbeiter (angeblich täglich von 5.30 bis Mitternacht) nach außen kaum dar. Mit seiner zweiten Frau Nathalie Benko, einer Schweizerin, ist Benko seit 2010 verheiratet, die beiden haben drei Kinder. Aus erster Ehe hat er noch eine Tochter.
Das Ehepaar Benko lebt hauptsächlich in Tirol. Seinen Hang zum Luxus verbirgt Benko nicht, Stichwort Yacht-Urlaube, Privatjet. Für 38 Mio. Euro ließ er am Arlberg das Chalet N (benannt nach seiner Frau Nathalie) errichten (das für Luxus-Ski-Urlaube auch zu mieten ist).
Handels-Flops
Zunehmend verfolgte Benko die Vision, mit der Signa auch ein riesiges Handels-Imperium zu schaffen. In Deutschland übernahm er die angeschlagenen Ketten Kaufhof und Karstadt, die er fusionierte. Das brachte nicht viel Glück - den ohnehin strauchelnden Warenhäusern fraß dann noch die Corona-Pandemie die Umsätze weg. Zwei Mal musste Benko mit der Galeria Insolvenz anmelden, trotz hunderter Millionen an deutschen Staatshilfen. Tausende Arbeitsplätze gingen verloren. In Deutschland ist der Tiroler seither alles andere als beliebt.
In Österreich übernahm Benko 2018 den kriselnden Möbelhändler kika/Leiner. Was nicht zuletzt von der Politik als "Rettung" österreichischer Arbeitsplätze gefeiert wurde, ging letztlich auch schief - heuer im Frühsommer stieß Benko die Kette wieder ab, nur Tage nach dem Verkauf meldete kika/Leiner Insolvenz an. Satte Corona-Hilfe bezog Benko im übrigen auch für kika/Leiner.
Mit negativen Schlagzeilen ging es heuer zügig weiter für den einst so gefeierten Unternehmer. Immer häufiger machte die Runde, dass Signa in finanziellen Nöten sei. Das ist auch ein Resultat der allgemeinen Situation am Immobilien-Markt: steigende Zinsen, explodierende Baukosten, fallende Immobilienpreise - das traf auch die Signa hart. Wie ein Löwe kämpfte Benko - zunehmend allein - um sein Lebenswerk, versuchte mit Immobilien-Verkäufen Geld reinzubringen.
Rückzug
Aber in den letzten Wochen wurde die Schieflage der Signa immer deutlicher. Investoren äußerten öffentlich Kritik, kündigten den Ausstieg an. Baustellen wurden wegen ausbleibender Signa-Zahlungen gestoppt. Der Druck auf Benko wurde immer größer. Am Mittwoch dieser Woche beugte er sich schließlich und zog sich, wie von den Investoren gefordert, aus dem Unternehmen zurück. Beziehungsweise er legte den Vorsitz im Signa-Beirat zurück. Operative Funktionen im Unternehmen hatte er seit Jahren nicht - wenngleich er wohl eine Art "heimlicher" Geschäftsführer war. Alle Fäden liefen bei ihm zusammen, nur er dürfte den Überblick über alle Zahlen gehabt haben. Die Mehrheit an der Signa hat er über seine Familienstiftungen nach wie vor.