Nur Stunden vor Sommergespräch
Babler boxte Aufreger-Programm im Eilverfahren durch
Das Wahlprogramm und die geleakte Kritik von SPÖ-Ikone Doris Bures sorgen weiterhin für Wirbel bei der SPÖ. Nun kommen weitere Details ans Licht.
Mit seinem 62-seitigen Wahlprogramm will Andreas Babler die SPÖ zu alter Stärke führen. Neben Gratis-Arztterminen und mehr Polizisten will der Parteichef auch das AMS-Geld erhöhen und fordert zudem eine faire Verteilung von Flüchtlingen in der Europäischen Union.
Innerhalb der Partei sorgt das Konzept für Diskussionen. Partei-Ikone Doris Bures etwa übte in einer Mail an die Präsidiumsmitglieder heftige Kritik. Dabei sprach sie unter anderem von einem "Verdacht der Unernsthaftigkeit". Zudem lege man "zu wenig Fokus" auf den "gestalterischen Anspruch der Sozialdemokratie".
Die Kritik der Wiener Spitzenkandidatin wurde der "Krone" zugespielt – und ließ innerparteilich die Wogen hochgehen. "Es beschäftigt mich, dass es da jemanden gibt, der das Papier an die Öffentlichkeit leakt, um Unruhe zu bringen. Das geht überhaupt nicht", erklärte Babler am Montag im ORF-Sommergespräch.
Programm kurzfristig beschlossen
Um den 746.000 TV-Zusehern trotz der Tumulte innerhalb der SPÖ Erfolge verkaufen zu können, soll Babler sein Wahlprogramm nur wenige Stunden vor dem Sommergespräch durchgeboxt haben.
Laut Informationen der "Krone" erhielten am Montag alle 58 Mitglieder des Bundesparteivorstands eine E-Mail mit der Aufforderung, darüber abzustimmen.
Die rote Chefetage verhängte eine Deadline bis 17 Uhr – jeder, der nicht auf das Schreiben reagierte, gab automatisch seine Zustimmung.
Letztlich soll es lediglich eine einzige Gegenstimme gegeben haben. Diese soll jedoch nicht von den bekannten Babler-Kritikern aus den Bundesländern gekommen sein.
Babler hatte laut der "Krone" kurz nach dem Versenden der Mail bei Burgendlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil und Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Georg Dornauer angerufen und die beiden Landeschefs persönlich um ihren Sanktus gebeten.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Andreas Babler hat kurz vor dem Sommergespräch ein umstrittenes Wahlprogramm im Eilverfahren durchgesetzt, das unter anderem Gratis-Arzttermine und eine Erhöhung des AMS-Geldes vorsieht
- Die Kritik von SPÖ-Ikone Doris Bures, die das Programm als "unerhört" und mit "zu wenig Fokus" auf sozialdemokratische Werte bezeichnete, sorgt für Unruhe innerhalb der Partei