Personalnot, Bournout

Angespuckt, überarbeitet – Kiga-Pädagogen sind am Limit

"Heute"-Schulexperte Glattauer blickt mit großer Sorge in Wiener Kindergärten:  Hunderte Stellen sind dort unbesetzt, Pädagogen wissen nicht weiter.

Niki Glattauer
Angespuckt, überarbeitet – Kiga-Pädagogen sind am Limit
Eine Kindergarten-Pädagogin bei der Arbeit im Kindergarten
iStock (Symbol)

Aktuell kein Wiener Bezirk mehr, in dem Eltern mit Kindergartenkindern nicht geradezu angefleht werden, ihr Kind, falls irgendwie möglich, zu Hause zu lassen. Eine Elementarpädagogin ist am Aufgeben: "Zwei Kolleginnen haben Covid, eine Assistenz ist von einem Tag auf den anderen nicht mehr gekommen, die hat die Nase voll gehabt. Wir haben jetzt zwei Gruppen 2- bis 6-Jährige zusammengelegt, zweieinhalb Betreuerinnen für 37 Kinder, darunter acht mit Verhaltensstörungen. Ein Bub spuckt uns dauernd an. Ein anderer beißt die Kleinen. Und 15 soll ich heuer volksschulreif machen. Wie soll das gehen?" Frau Kollegin, ich weiß es nicht. Ich bin fassungslos. Laut Gewerkschaft "Younion" gibt es in den Wiener städtischen Kindergärten 750 unbesetzte Stellen und noch einmal 1000 in den privaten. Die Alarmglocken schrillen nicht nur, sie zerspringen. Kann man den Kindergarten, werte Schulpolitik, bitte endlich zur Chefsache machen?

Note: Nicht genügend

Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien
Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien
Sabine Hertel

Viel Post nach meiner Kritik am Modus der Deutschförderklassen – und ein Missverständnis: Nein, ich finde nicht, dass Zuwanderer privat Deutsch sprechen müssen. Würde ich als Zuwanderer in, sagen wir Spanien, zuhause Spanisch reden? Sicher nicht. So gesehen ärgert es mich, dass der Think-Tank Agenda Austria immer wieder kritisiert (zuletzt in der "Krone"), dass Migrantenkinder "zuhause" nicht Deutsch sprächen. Ein anderes Kapitel ist "draußen", also Einkauf, Arzt, Amt, Job. Die "Verkehrssprache" hat bei uns Deutsch zu sein. Hier gilt es, die Reset-Taste zu drücken. Müssen z. B. Infos in Spitälern oder Ämtern in 7 Sprachen aufliegen? Eben! Dass 71,2 % unserer ausländischen Schüler noch in der zweiten Generation – hier geboren! – darauf pfeifen können, "draußen" Deutsch zu sprechen, weil sie eh überall mit Türkisch, Serbisch & Co. durchkommen, ist eine Bankrotterklärung unserer Integrationspolitik.

Note: Unbefriedigend

Studentenleben – Lotterleben? Ein Mythos. Neue Zahlen (Studierenden-Sozialerhebung) belegen, dass fast drei Viertel unserer 300.000 Studiosi nebenher "hackeln" (müssen). Im Schnitt vier Stunden pro Wochentag. Fast 50 Wochenstunden verbringen unsere Studentinnen mit Studium und Arbeit - deutlich mehr als "normale" Arbeitnehmer im Berufsleben. Tja, und immer noch ist die Uni in Österreich eine Kaderschmiede der Oberschicht. Nur 20 % der Österreicher sind Akademiker, trotzdem machen die Kinder der anderen 80 % nur die Hälfte derer aus, die ein Studium wenigstens beginnen. Am Ende schaffen nur 7 % Kinder von Pflichtschul-Eltern einen Master-Abschluss. Noch ein paar Zahlen: Studiosi sind im Schnitt 27,1 Jahre alt, beginnen ihr Studium mit 21,6 Jahren. 56 % sind Frauen, jeder 10. hat Migrationshintergrund.

Note: Gut ist anders

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
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    privat

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Artikel von "Heute"-Kolumnist Glattauer kritisiert die Migrationspolitik und die Zustände in Wiener Kindergärten und Schulen
    • Er hebt hervor, dass 71,2 % der ausländischen Schüler in zweiter Generation kaum Deutsch sprechen, was als Bankrotterklärung der Integrationspolitik gewertet wird
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