Deutschlernen unmöglich

Wiener Lehrer alarmiert: "Haben reine Araber-Klasse"

Sprachförderung durch Integration in den normalen Unterricht wird in Wien immer schwieriger. Wieso, weiß "Heute"-Kolumnist Niki Glattauer.

Niki Glattauer
Wiener Lehrer alarmiert: "Haben reine Araber-Klasse"
In Wiens Mittelschulen soll es ganze Klassen geben, die nur noch aus arabischen Kindern bestehen. (Symbolbild)
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Die Deutschförderklassen. Dass sie SO nicht funktionieren, schreibe ich seit gefühlt 10 Jahren, dafür hätte unsereiner keine Studie gebraucht. Aber auf dem Feldherrenhügel auf die kleine Lehrerin hören? Wer wird denn!

Lehrer: "Wir haben eine reine Araber-Klasse!"

Und jetzt der nächste Murks: Integrativ statt segregativ sollte Deutsch künftig gelehrt werden, meinen manche (siehe unten). Theoretisch richtig. Aber eben nur theoretisch. Denn in den Wiener Mittelschulen gibt es die mehrheitlich deutschsprachige Klasse gar nicht mehr, in die das nachgezogene bzw. zugewanderte Kind integriert werden könnte. In 90 Prozent der Wiener Mittelschulen ist JEDE Klasse eine "Ausländerklasse". Ein MS-Lehrer schreibt mir: "Bei uns ginge jede Klasse als Deutschförderklasse durch, wir haben seit heuer sogar eine reine Araber-Klasse. Wenn die Türkin aus der DfK kommt, ist sie das Alien." Sein Lösungsvorschlag: Doppelt so viele Deutsch-Klassen mit halb so vielen Schülern ("Maximal zehn"), dafür doppelt so vielen Lehrern ("zwei") und: "Weg mit den Stammklassen!"

Sogar Gymnasiasten sagen: "Gemma Kino!"

Derzeit ist es so: Schüler ohne Deutsch – aktuell fast 30.000 (!), Tendenz steigend – kommen für 15 bis 20 Stunden in eine eigene Klasse, müssen diese nach zwei Jahren aber wieder verlassen und bleiben "sitzen", wenn sie am Ende des Jahres beim Schlusstest scheitern. Die übrigen 10 Stunden gehen sie in die "Stammklasse", belegen also zwei Sessel. "Niemand redet mit uns, und wir reden auch nicht mit ihnen", wird ein Kind in jener Uni-Wien-Studie zitiert, die jetzt Reformbedarf einmahnt.

Wobei: 70 Prozent der befragten 300 Direktoren gaben an, sich "gar nicht" oder "nicht ganz" an die ministeriellen Richtlinien zu halten. Einer von diesen ist Christian Klar, Wiener MS-Direktor, der sagt: "Ich löse meine zwei Deutschklassen nicht einmal mehr für Wandertage auf". Auch er tritt für ein Aus der Stammklassen ein. Mischen impossible, Herr Direktor? "Vor allem sinnlos. Denn inzwischen fehlen in Wien überall die Sprachvorbilder. Ich kenne sogar Gymnasiasten, die sagen 'Gemma Billa' oder 'gemma Kino'." Bitte lesen Sie weiter!

"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
Sabine Hertel

9-Jährige können nicht von 1 bis 10 rechnen

Womit es Lehrer in Deutsch-Klassen zu tun haben (viele ohne jede Ausbildung dorthin abkommandiert), erzählte eine Grazer VS-Lehrerin in "Klartext" auf Ö1. "Wir haben Kinder aus Syrien, Afghanistan, Türkei, die können nicht nur kein Deutsch, die können als 9-Jährige nicht einmal von 1 bis 10 rechnen." Sie fordert: "Maximal 12 Kinder pro Deutschförderklasse (Anm.: in Wien sind 20 bis 25 Kinder die Regel) und mehr Schulautonomie, um z. B. Kinder länger als zwei Jahre in diesen Spezial-Klassen zu belassen."

Für die Leiterin der Uni-Studie ist anderes vorrangig: "Ein segregiertes Modell kann Sinn machen für Neuankommende. Das Ziel ist aber schnellstmögliche Integration". Sie meint: in deutschsprachige Klassen. Eh, Frau Bildungswissenschaftlerin, nur: Wo gibt’s die noch in Wien, Wels, Bregenz oder Graz südlich der Mur? Eben.

Gesamtnote: Nicht genügend

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
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    RTL II

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Artikel kritisiert die derzeitige Praxis der Deutschförderklassen in Österreich, insbesondere in Wien, und beschreibt sie als ineffektiv
    • Es wird vorgeschlagen, kleinere Klassen mit mehr Lehrern und ohne Stammklassen einzuführen, um die Integration und den Spracherwerb zu verbessern, da in vielen Schulen kaum noch mehrheitlich deutschsprachige Klassen existieren
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