Heiße Preisdebatte
Florist: 600 Euro für Adventkranz "absolut in Ordnung"
Ein XXL-Adventkranz um vermeintlich unchristliche 600 Euro sorgt in der Wiener Innenstadt für Aufregung. Ein Florist verteidigt den hohen Preis.
Prächtiger Schmuck, riesige Kerzen, üppige Pflanzendeko, ein güldener Hirsch und ein vergoldeter Preis – ein Adventkranz um fast 600 Euro erregt die Gemüter. Das Edelstück gibt es derzeit im Blumenhaus am Dom in der Wiener City zu erstehen.
Der hohe Preis habe laut einer Floristin vor allem mit der Größe des Kranzes, der Durchmesser beträgt 80 Zentimeter, zu tun: "Alleine das Binden dauert sehr lange", erklärt die Mitarbeiterin beim "Heute"-Lokalaugenschein am Stephansplatz.
Sorgen, dass der 600-Euro-Kranz ob seines Preises nicht verkauft werden kann, macht sich im Blumenhaus am Dom übrigens niemand. Auch in den letzten Jahren seien ähnlich teure Kränze produziert und erfolgreich an den Mann gebracht worden.
"Kein Baumarkt-Kranz"
Der Preis sorgt für Verwunderung und Aufregung. Gegenüber dem "Standard" erklärt der Blumenhändler Andreas Bamesberger von der "Zweigstelle" am Alsergrund (9.), warum eine solche Summe durchaus gerechtfertigt ist.
Dieser Adventkranz kostet 600 Euro
Die Aufregung kann er überhaupt nicht nachvollziehen: "Viele Leute fordern lautstark Nachhaltigkeit und österreichisches Handwerk, kaufen aber gleichzeitig chinesische, unter fürchterlichen Bedingungen gefertigte Dekoartikel aus China."
Der Preis sei deshalb auch "absolut" in Ordnung: "An diesem Kranz hat jemand lange gearbeitet. Außerdem hat er eine beachtliche Größe. Das ist kein im Ausland für eine Baumarktkette produzierter Kranz."
Qualität koste eben: "Die Stundenlöhne eines Installateurs oder Grafikers werden doch ebenso akzeptiert", sagt er. Meisterfloristen hätten eine der teuersten Ausbildungen überhaupt zu absolvieren. Im konkreten Fall spiele wohl auch die Lage am Stephansplatz hinein.
Kerzen sind das A und O
Einen guten Kranz zeichne unter anderem aus, dass die Kerzen ordentlich montiert sind: "Der Kranz symbolisiert die Unendlichkeit. Alles wiederholt sich. Die Kerzen sollten in regelmäßigen Abständen verteilt sein, denn der Kranz ist im Prinzip ein Zeitmessinstrument zwischen den Sonntagen." Der liturgische Adventkranz habe drei violette und eine rosafarbene Kerze, die für den Mariensonntag stehe. Außerdem wünschenswert: "Es sollte zu keinem Zimmerbrand kommen".
"Hirsch durch Fahrrad zu Tode gekommen"
Die Nachfrage nach den Ikonen der Adventzeit sei auch in unserer modernen Zeit ungebrochen. Bamesberger sieht aber einen Trend zur Individualisierung, den er auch lebt. Er selbst breche gerne mit Konventionen, was er mit einem mitgebrachten Foto verdeutlicht. Darauf zu sehen: ein Laufrad eines Drahtesel mit vier schwarzen Kerzen und einem Stück Geweih. Sein Werk trägt den Titel "Hirsch durch Fahrrad zu Tode gekommen" und ist um knappe 500 Euro zu haben.
Die knallharte Schlussansage des Wiener Floristen zu den Luxus-Kränzen: "Man muss ja auch keine Handtasche um 5.000 Euro kaufen. Ein Billa-Sackl um 60 Cent täte auch seinen Zweck."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Ein Adventkranz für fast 600 Euro sorgt in Wien für Aufregung, doch die Floristen verteidigen den Preis mit der aufwendigen Handarbeit und der beachtlichen Größe des Kranzes.
- Trotz der hohen Kosten gibt es keine Bedenken, dass der Kranz verkauft wird, da auch in den vergangenen Jahren ähnliche Luxus-Kränze erfolgreich abgesetzt wurden.
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