Kickl gegen Nehammer – vom so oft beschworenen Kanzler-Direktduell war am Samstag (noch) relativ wenig zu spüren. Viel mehr konzentrierten sich beide Parteichefs darauf, ihre Anhängerschaft zu mobilisieren und lenkten die Aufmerksamkeit auf ihre Ideen für Österreich.
Karl Nehammer sprach über Leistung, Sicherheit und Familie, Kickl hingegen über den Aufbruch in eine neue Zeit – "Heute" berichtete über die Wahlkampfauftakte von ÖVP und FPÖ.
Während der VP-Chef Kickl namentlich nur ein Mal nannte (beim Thema Sicherheit von Polizisten) ging der Freiheitliche mit dem Kanzler hart ins Gefecht. "Was haben Sie eigentlich die letzten fünf Jahre beruflich gemacht?", fragte Kickl angesichts des ÖVP-Asylkurses.
Genau jetzt, kurz vor der Wahl, habe man plötzlich die Themen Asyl und Abschiebungen auf der Agenda. "Genau das, was sie uns immer vorgeworfen haben. Das muss man mal schaffen, sich so zu verbiegen", tobte der FP-Mann.
Mit ihrem Schlagwort "Stabilität" wolle die ÖVP einfach weitermachen wie bisher, die Brandmauer der "Einheitspartei" gegen die Freiheitlichen – für die man bereits in den Hinterzimmern packle – sei in Wahrheit eine "antidemokratische Brandmauer" gegen das eigene Volk. "Mauerfall am 29.9", rief Kickl in den Saal der Grazer Messe unter tosendem Applaus.
"Die Einheitsparteien haben Euch beim letzten Mal ihr Wort gegeben. Aber sie haben das alles nicht eingehalten. Also gebt ihnen eure Stimme nie wieder", animierte er. Die FPÖ wolle eine neue Ära beginnen: "Zuerst das Volk, dann der Kanzler".
Es gebe "unglaublich viel zu tun für dieses Land", unterstrich Kickl, den Unterschied ausmachen werde aber "der unbedingte Wille zum Sieg". Dazu führte Kickl die Geschichte der ersten Besteigung des Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff durch Reinhold Messner und Peter Habeler 1978 als Beispiel an, als damals die veröffentlichte Meinung dies nicht für schaffbar hielt, die Bevölkerung sie aber als Helden des Alpinismus gefeiert habe. "Unser 'Mount Everest' ist der 29. September", sagte er.