Nehammer feuert scharf
"Obacht, Obacht": Kanzler-Brandrede gegen SPÖ und FPÖ
Karl Nehammer will drei Wochen vor der Wahl den Turnaround im Kanzler-Infight gegen Kickl. "Er oder ich" – so lautet die Devise.
Am Samstag startete die Volkspartei in den Intensivwahlkampf. Diesmal nicht in Niederösterreich, sondern in der Steffl-Arena der Vienna Capitals in Wien-Donaustadt. ÖVP-Chef Karl Nehammer schwor die 3.500 anwesenden Funktionäre auf das Kanzler-Duell mit Herbert Kickl ein.
VP-Prominenz läuft für Nehammer
Schon in den frühen Vormittagsstunden herrschte vor der Capitals-Halle Hochbetrieb. Der Einlass begann um 9 Uhr, und schon gegen 10.30 Uhr füllte sich die Arena merklich. Vor Ort tummelten sich zahlreiche nationale und internationale Prominente, das gesamte Regierungsteam und alle VP-Landeshauptleute sind zusammengekommen. Parteigranden außer Dienst wie Benita Ferrero-Waldner oder Andreas Khol kamen ebenfalls nach Kagran, um "ihren" Bundeskanzler zu unterstützen.
Wöginger, Stocker und Söder heizen ein
Bevor der Kanzler die Rednerbühne betrat, heizten Klubchef August Wöginger und Generalsekretär Christian Stocker das Publikum ein. Ersterer warnte vor einem "Kommunisten" Andreas Babler, der linkslinke Träumereien von sich gebe. "Er soll seine kommunistische Mottenkiste einpacken", so der Klubchef. Auf der anderen Seite sei "ein ganz gefährlicher Mensch" – gemeint war Herbert Kickl. "Am linken Rand haben wir einen Träumer, auf der rechten einen Hetzer", resümierte Stocker.
Interessant waren Videobotschaften von Ex-ÖVP-Politkern und Nehammer-Unterstützern wie Sebastian Kurz (tobender Applaus) oder Erwin Pröll. Ebenfalls dabei: CSU-Mann und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, für den Nehammer die "helle Seite der Macht" sei.
"Ich glaube an dieses Österreich"
Kurz nach 12 Uhr betrat schließlich der Kanzler das Rednerpult – seine Rede wurde mit dem neuen Werbespot entsprechend angeteasert. "Ich glaube an dieses Österreich, auch weil ich erlebt habe, wie es ist, Verantwortung in diesem Land zu tragen. Gerade wenn es hart wird, braucht man das, was uns so stark macht – Geschlossenheit", begann Nehammer.
Er sei in letzter Zeit viel in Österreich unterwegs gewesen und habe viel mit Menschen gesprochen. "Dabei habe ich auf die Sorgen gehört, herausragende Persönlichkeiten kennengelernt und viele berührende Gespräche geführt", erzählte er.
BILDERSTRECKE: Nehammer schwört ÖVP auf Kanzler-Duell mit Kickl ein
"Fix keine Erbschaftssteuern"
"Wisst ihr, was uns von deren anderen Parteien unterscheidet? Wir leben nicht vom Problem, wir lösen Probleme. Deswegen haben wir gemeinsam einen Plan erarbeitet, der zukunftsorientiert und menschennah ist", so Nehammer.
Er wolle nicht über die ganzen 260 Seiten des Österreichplans sprechen, allerdings gebe es in der Volkspartei drei wichtige Säulen: Leistung, Familie und Sicherheit. "Österreich war immer ein Land der Leistung, sie macht uns als Gesellschaft stärker", sagte der Kanzler, der gleichzeitig ankündigte, "fix keine Vermögens- und Erbschaftssteuern" in einer Regierung zu akzeptieren. Familie sei hingegen die "Keimzelle der Gesellschaft", man müsse Jungfamilien unterstützen, betonte er.
"Das ist ein echter Skandal"
Beim Thema Sicherheit wurde der Kanzler dann leidenschaftlich – sehr schnell thematisierte er die Messenger-Überwachung. "Das ist ein echter Skandal, was sich hinter der Argumentation von SPÖ, FPÖ, Grüne und NEOS verbirgt". Er erinnerte an ein Sprichwort, das er immer wieder von der älteren Generation gehört habe: "Obacht, Obacht, Obacht bei den Linken, die extrem sind und bei den Rechten, die extrem sind. Die geben sich hinter dem Rücken die Hand", so der Kanzler.
So würden sich SPÖ und FPÖ beim Thema Messenger-Überwachung still und heimlich die Hand haben. "Wen wollen sie schützen? Die FPÖ die rechtsradikalen Identitären, die SPÖ die Antifabewegung. Wir müssen die Menschen in unserem Land schützen, damit es Sicherheit, Freiheit und Demokratie gibt", rief Nehammer unter tobendem Applaus.
Zum Schluss wandte sich der Kanzler an alle seine Unterstützer: "Wir haben noch drei Wochen Zeit. Nützen wir jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde, um die anderen von der Mitte zu überzeugen. Wir stehen für Stabilität statt Chaos, wir lösen Probleme und leben nicht von ihnen."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Drei Wochen vor der Wahl startete ÖVP-Chef Karl Nehammer in Wien-Donaustadt den Intensivwahlkampf und schwor 3.500 anwesende Funktionäre auf das Kanzler-Duell mit Herbert Kickl ein
- In seiner leidenschaftlichen Rede betonte Nehammer die Wichtigkeit von Leistung, Familie und Sicherheit und kritisierte scharf die SPÖ und FPÖ, während er seine Unterstützer dazu aufrief, die verbleibende Zeit intensiv zu nutzen, um Wähler von der Mitte zu überzeugen