In früheren Jahren wurde die Karwoche auch von den Spitzenpolitikern meist für eine kurze Auszeit genutzt – heuer hat sich die Regierung aber eine Art Oster-Urlaubssperre verordnet. Der Zeitdruck bei der Budgeterstellung und die Wirtschaftsflaute samt eskalierendem Zollkrieg lassen keinen Spielraum zum Verschnaufen. Nur das Oster-Wochenende selbst ist bei den meisten termin- und arbeitsfrei.
Der physische Ministerrat entfällt diese Woche wie stets in der Karwoche. Trotzdem bringt die Regierung am Mittwoch das nächste Vorhaben auf den Weg – und zwar das Deutschförderpaket, das Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) bereits angekündigt und vergangenen Freitag präsentiert hat. Per Umlaufbeschluss soll es laut "Heute"-Informationen am Mittwoch fixiert werden.
„Ohne Sprachkenntnisse kann Integration nicht funktionieren.“Christoph WiederkehrBildungsminister (Neos)
Konkret geht es um den Ausbau der Deutschförderung an den Schulen. "Ohne Sprachkenntnisse kann Integration nicht funktionieren", so Minister Wiederkehr. Und hier hapert es kräftig. Die Zahl der sogenannten außerordentlichen Schüler – deren Deutsch nicht reicht, um dem regulären Unterricht zu folgen – ist seit 2021 um 54 % auf österreichweit 48.400 gestiegen. Besonders alarmierend ist die Situation in den ersten Klassen Volksschule, wo bundesweit 23,2 % der Kinder Deutschförderbedarf haben. In Wiener Brennpunkt-Bezirken liegt dieser Anteil teils jenseits der 70 %.
Eine besondere Herausforderung ist die Integration von Kindern und Jugendlichen, die in den letzten Jahren im Rahmen des Familiennachzugs aus Syrien oder Afghanistan nach Österreich gekommen sind oder die aus der Ukraine geflüchtet sind.
Die Regierung nimmt jedenfalls trotz Sparzwangs nun deutlich mehr Geld für die Deutschförderung an Schulen in die Hand. Mit dem Schuljahr 2025/26 wird die Zahl der Lehrer-Planstellen für Deutschförderung von zuletzt 577 auf insgesamt mehr als 1.324 aufgestockt. Es sollen also 747 Planstellen mehr zur Verfügung stehen, ein Plus von 130 %.
„Ich habe es immer als ungerecht empfunden, dass nicht jedes Kind gleich gefördert werden kann.“Christoph WiederkehrBildungsminister (Neos)
Je mehr Bedarf es an einem Standort gibt, desto größer soll das Deutschförder-Angebot werden. Die bisherige Deckelung, durch die nicht alle Schüler bei Bedarf diese Förderung bekamen, fällt. Die Ressourcen sollen jedes Schuljahr an den Bedarf angepasst werden, erklärte Wiederkehr. Wiederkehr setzt damit genau jenes Modell um, das er zu seiner Zeit als Wiener Bildungsstadtrat vom Bildungsministerium gefordert hatte. "Ich habe es immer als ungerecht empfunden, dass es diesen Deckel gibt – dass nicht jedes Kind gleich gefördert werden kann", so Wiederkehr.
Insgesamt investiert die Regierung im kommenden Schuljahr 108 Millionen Euro in die schulische Deutschförderung, das sind 62 Millionen Euro mehr als zuletzt. Dass das trotz des Budget-Engpasses möglich ist, zeige den Stellenwert der Bildung für die Regierung, so Wiederkehr. "Eine Investition von 108 Millionen Euro in die Deutschförderung bedeutet, dass wir als Bundesregierung alles unternehmen, um die Deutschkenntnisse in unseren Schulen weiter zu verbessern und dem Weg dorthin absolute Priorität zu geben", betont der Bildungsminister.
Trotz Mittelaufstockung bleibt freilich eine riesige Herausforderung – nämlich das erforderliche Lehrpersonal zu finden. Nach wie vor herrscht quer durch alle Fächer Lehrermangel, wobei im Vorjahr 6.600 neue Lehrkräfte eingestellt wurden, davon 10 % Quereinsteiger.
Die österreichweite Hauptausschreibung für Lehrkräfte für das Schuljahr 2025/26 startet am 28. April über die Bewerbungsplattform des Bildungsministeriums. Dort können sich auch all jene bewerben, die sich für eine Stelle als Deutschförderlehrer interessieren. Welche genauen Qualifikationen hierfür erforderlich sind, daran wird bis zuletzt noch gefeilt. Beispielsweise, ob diese Stellen auch Quereinsteigern offen stehen.
Mit detaillierten Informationen seitens des Bildungsministeriums ist jedenfalls am Mittwoch zu rechnen.