Vom Wiener Bildungsstadtrat zum österreichischen Bildungsminister: Christoph Wiederkehr (34) gehört zu den Shootingstars der neuen Ampel-Regierung. In den kommenden Jahren will er das heimische Schulsystem umkrempeln und dabei auch auf knallharte Maßnahmen setzen – siehe Handyverbot.
Am Mittwoch empfing er "Heute" im Bildungsministerium in der Wasagasse (jenes am Minoritenplatz wird renoviert) und sprach über seine Bilanz als Bildungsstadtrat, die Probleme an den heimischen Schulen und wie er gegen unkooperative Eltern vorgehen möchte.
seine Selbsteinschätzung als Wiener Bildungsstadtrat: "Ich habe mir nie selber Noten gegeben, auch in der Schule gibt man sich nicht selbst Noten, sondern die bekommt man. In der Demokratie machen das die Wählerinnen und Wähler. Ich habe viel Krisenmanagement geleistet, gleichzeitig ist es mir gelungen, in der Wiener Bildungspolitik so viel voranzubringen wie noch nie – etwa bei den Ganztagsschulen, den Gewaltschutzpaketen und der Sprachoffensive."
die schwachen Deutschkenntnisse der Erstklässler: "Wir sind in ganz Österreich bildungspolitisch zurückgefallen und haben eine viel zu hohe Anzahl an Kindern, die nicht ausreichend Deutsch können. Die Zahlen hier sind katastrophal, sowohl in Wien und in anderen Bundesländern. Darum habe ich es mir jetzt zur Aufgabe gemacht, eine große Aufholjagd zu starten."
„Wir sind bildungspolitisch zurückgefallen. Die Zahlen sind katastrophal.“Bildungsminister Christoph Wiederkehrüber die schlechten Deutschkenntnisse an Österreichs Schulen
die steigende Gewalt an Schulen: "Ich habe eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Gewalt. In Wien ist es uns gelungen, mit einem Gewaltschutzpaket erstmals wieder die Zahl der Suspendierungen zu senken. Ich werde als Bildungsminister weitere Schritte setzen, um eine angstfreie Schule zu ermöglichen – etwa mit einer Neuaufstellung der Suspendierungen. Es ist absurd, dass suspendierte Schüler machen können, was sie wollen. Das eigene Verhalten muss Konsequenzen haben."
Ramadan an Schulen: "Ich halte es für sehr bedenklich, insbesondere dann, wenn das Kindeswohl gefährdet ist. Für unter 14-Jährige ist es oft gesundheitlich problematisch, wenn gefastet wird. Religiöse Dogmen dürfen nie das Kindeswohl gefährden. Eine Gruppendynamik, wo andere Kinder zum Fasten gezwungen werden, ist höchst problematisch. Dort, wo Kindeswohl gefährdet wird, müssen wir klar sagen: Das ist nicht erlaubt in Österreich. Für Eltern, die ihre Kinder zum Fasten zwingen, kann es Konsequenzen geben."
„Für Eltern, die ihre Kinder zum Fasten zwingen, kann es Konsequenzen geben.“Bildungsminister Christoph Wiederkehrhält den Umstand, dass Kinder zu Ramadan fasten, für "sehr bedenklich"
das Handyverbot an Schulen: "Ich bin ein großer Freund der Freiheit, allerdings muss die Freiheit dort eingeschränkt werden, wo sie zu einer Gefährdung wird. Handys sind ein massiver Suchtfaktor, die gesundheitlichen Auswirkungen sind massiv. Eine handyfreie Zone in der Schule steigert den Lernerfolg und fördert das soziale Miteinander. Für pädagogische Zwecke kann man das Handy punktuell verwenden, hier sollen Schulen die letzte Entscheidung haben."
Strafen für unkooperative Eltern: "Bildungserfolg kann nur gelingen, wenn Schule und Eltern gemeinsam dazu beitragen. Wenn Eltern ihren Beitrag verweigern und nicht mit der Schule sprechen wollen, obwohl das eigene Kind suspendiert wurde, muss es Konsequenzen geben. In solchen Fällen müssen Schulen die Möglichkeit haben, über Behörden Verwaltungs- bzw. Geldstrafen zu verhängen. Damit sehen die Eltern, dass eine Nichtkooperation mit der Schule in Österreich nicht toleriert wird."
die Adjektive, die ihm in fünf Jahren zugeschrieben werden sollen: "Freudvoll, ambitioniert und visionär."