"Husten bis zum Erbrechen"
13.000 Fälle – Ärztin warnt vor gefährlichen Bakterien
Keuchhusten ist eine hochansteckende Krankheit, deren Fälle sich in den vergangenen Jahren versechsfacht haben. Gefährlich werden kann das für alle.
"Die Leute husten krampfartig, bis hin zum Erbrechen, sodass man das Gefühlt hat, sie bekommen gar keine Luft mehr", erzählt die Wiener Hausärztin Naghme Kamaleyan-Schmied im "Heute"-Gespräch. Die Rede ist von Keuchhusten. Eine bakterielle Erkrankung, die in Österreich immer mehr zum Problem wird.
Aktuell explodiert die Zahl der Erkrankten förmlich. Fast 13.000 Fälle gibt es heuer bereits. Das sind viereinhalbmal mehr als noch im Vorjahr mit knapp 2.800 und sechsmal so viele, wie noch vor fünf Jahren. "Ich habe seit bald 15 Jahren den Kassenvertrag und hatte noch nie einen Keuchhustenfall. Heuer habe ich bereits 14 bestätigte und zwei Verdachtsfälle", sagt die Allgemeinmedizinerin.
So ansteckend sind die häufigsten Infektionen
Dunkelziffer weit höher
Doch die Dunkelziffer ist mit hoher Wahrscheinlichkeit noch viel höher. "Das Problem ist, wir können nicht testen. Es gibt nach wie vor keine Schnelltests für Keuchhusten. Wir können Testungen nur einschicken und das ist ein ewiges Prozedere." Denn in Wien müsse das Labor die Tests weiter an das Hygieneinstitut schicken. "Bis wir ein Ergebnis haben, dauert es mehrere Tage. In dieser Zeit stecken die Erkrankten alle Leute in ihrem Umfeld an."
„In dieser Zeit stecken die Erkrankten alle Leute in ihrem Umfeld an.“
Dabei ist Keuchhusten extrem ansteckend und wird beim Husten, Niesen oder über die Atemluft verbreitet. Die Ansteckungszeit beträgt dabei drei bis sechs Wochen. "Mit der Therapie, verkürzt sich dieser Zeitraum auf fünf bis zehn Tage. Dafür ist ein spezielles Antibiotikum notwendig", erklärt die Ärztekammervertreterin.
Zu teure Impfung
Dabei gibt es gegen Keuchhusten eine wirksame Impfung. Doch "wir sind in Österreich sehr impffaul, das war schon immer so und ist während der Corona-Pandemie nicht besser geworden. Im Gegenteil, durch Kommunikationsmissstände ist es zu einem extremen Vertrauensverlust gekommen, der erst wieder aufgebaut werden muss."
„Wir sind in Österreich sehr impffaul.“
Seit kurzem empfiehlt das Nationale Impfgremium auch, die Impfung alle fünf Jahre - statt wie bisher alle zehn Jahre - auffrischen zu lassen. Doch dabei stoße man noch auf ein anderes Problem: "Die Impfung wird von der Kassa für Erwachsene nicht übernommen und kostet 48,95 Euro, hinzu kommt noch die Impfgebühr in der Ordination. Wer soll sich das leisten können? Ich habe viele Patienten, die nur Mindestpension bekommen. Für die ist das viel Geld." Deshalb fordert Kamaleyan-Schmied, dass die Impfung auch für Erwachsene kostenlos angeboten wird.
Für alle gefährlich oder sogar tödlich
Hauptbetroffen sind nach wie vor Kinder, aber bei rund einem Drittel aller heurigen Keuchhustenfälle handelt es sich um Erwachsene. "Wirklich gefährlich ist die Erkrankung für kleine Kinder und vor allem Säuglinge. Meistens landen sie auf der Intensivstation, liegen lange im Spital und sind von Folgeschäden, wie Asthma betroffen."
Doch auch für ältere Menschen kann Keuchhusten eine ernstzunehmende Gefahr darstellen. "Wenn eine ältere Person eine chronische Lungenerkrankung hat, immunsupprimiert ist, vielleicht wegen einer Krebserkrankung, oder einfach schon alt und schwach ist, dann kann für sie Keuchhusten gefährlich sein", so Kamaleyan-Schmied, "Keuchhusten kann tödlich sein."
Auf den Punkt gebracht
- Keuchhusten, eine hochansteckende bakterielle Erkrankung, hat sich in Österreich in den letzten Jahren dramatisch verbreitet, mit fast 13.000 Fällen allein in diesem Jahr
- Die Wiener Hausärztin Naghme Kamaleyan-Schmied warnt vor den Gefahren, insbesondere für Kinder und ältere Menschen, und fordert eine kostenlose Impfung für Erwachsene, um die Ausbreitung zu kontrollieren und Folgekosten zu vermeiden