Körper und Psyche

Scheidungen – wie Kinder körperlich darunter leiden

Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, ist bei Scheidungskindern 16-mal erhöht, so eine neue Studie.

Heute Life
Scheidungen – wie Kinder körperlich darunter leiden
Die Scheidung der Eltern kann für Kinder bis ins Erwachsenenalter Auswirkungen haben.
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Untersuchungen zeigen, dass Scheidungskinder häufiger an Depressionen, Misstrauen und geringem Selbstwertgefühl leiden, was zu Problemen in der Schule und sozialer Isolation führen kann. 
Eine neue Studie der University of Toronto (Kanada) berichtet nun, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Scheidungskinder irgendwann in ihrem Leben einen Schlaganfall erleiden, um 60 Prozent höher ist als bei Kindern, die ein solches Ereignis nicht durchleben mussten.

Das Team wertete Daten von 13.200 Erwachsenen ab 65 Jahren aus, die in ihrer Kindheit keine Vorgeschichte von Missbrauch hatten. 7 Prozent der Gruppe gaben an, einen Schlaganfall erlitten zu haben, und fast 14 Prozent sagten, ihre Eltern hätten sich scheiden lassen, bevor sie das Erwachsenenalter erreichten.

Ein Schlaganfall ereignet sich, wenn die Blutzufuhr zum Gehirn blockiert ist oder ein geplatztes Blutgefäß Blut ins Gehirn austreten lässt.

1,6-mal erhöhtes Schlaganfallrisiko

Die Studie ergab, dass Personen, deren Eltern sich vor ihrem 18. Lebensjahr scheiden ließen, ein 1,61-mal höheres Schlaganfallrisiko hatten als Teilnehmer, deren Eltern sich nicht scheiden ließen. Der Zusammenhang war geschlechtsunabhängig und blieb auch nach Berücksichtigung bekannter Risikofaktoren wie Diabetes, Depression und geringem sozialen Unterstützungsnetzwerk bestehen.

Die Autoren der Studie spekulierten, dass das höhere Schlaganfallrisiko auf chronischen Stress zurückzuführen sein könnte, der die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) stört, die die Stressreaktion des Körpers steuert. Eine gestörte HPA-Achse ist eng mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden.
Eine andere Theorie besagt, dass Kinder geschiedener Eltern einem höheren Risiko für Bluthochdruck, Schlafstörungen, die bis ins Erwachsenenalter andauern, und Kinderarmut ausgesetzt sind. All dies erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls.

Einschränkungen der Studie

Die Forscher sagten, sie hätten bekannte Risikofaktoren für Schlaganfälle wie Diabetes, Depression und kleine soziale Unterstützungsnetzwerke berücksichtigt, ihnen lägen aber keine wichtigen Daten über den Blutdruck, den Cholesterinspiegel, die Verwendung von Verhütungsmitteln, das Alter bei der Scheidung der Eltern oder die Art des Schlaganfalls vor, den die Teilnehmer erlitten hätten. Dies war eine von mehreren Einschränkungen der Studie.

Die Schlussfolgerungen seien möglicherweise nicht auf jüngere Generationen übertragbar, in denen insgesamt höhere Scheidungsraten der Eltern zu verzeichnen sind, so die Forscher. "Aufgrund der Veränderungen der gesellschaftlichen Normen ist es nicht klar, ob die Generation X oder die Millennials in Amerika einen ähnlichen Zusammenhang zwischen der Scheidung der Eltern und einem Schlaganfall erleben werden, wie es in unserer Stichprobe aus den Kohorten der Babyboomer und der Silent Generation zu sehen war", schrieben die Forscher.

Ergebnis "besorgniserregend"

Die leitende Autorin Esme Fuller-Thomson fügt hinzu: "Es ist äußerst besorgniserregend, dass ältere Erwachsene, die in geschiedenen Familien aufwuchsen, ein um 60 Prozent höheres Schlaganfallrisiko hatten, selbst wenn man diejenigen ausschließt, die als Kinder körperlich oder sexuell missbraucht worden waren. Das Ausmaß des Zusammenhangs zwischen der Scheidung der Eltern und dem Schlaganfall war vergleichbar mit allgemein bekannten Risikofaktoren für Schlaganfälle wie männlichem Geschlecht und Diabetes."

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Auf den Punkt gebracht

  • Untersuchungen zeigen, dass Kinder geschiedener Eltern ein um 60 Prozent höheres Risiko haben, im späteren Leben einen Schlaganfall zu erleiden, verglichen mit Kindern, deren Eltern zusammenblieben.
  • Diese erhöhte Gefahr könnte auf chronischen Stress und damit verbundene gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck und Schlafstörungen zurückzuführen sein, wobei die Ergebnisse möglicherweise nicht auf jüngere Generationen übertragbar sind.
red
Akt.