"Lügen müssen aufhören"

12-Jährige vergewaltigt – Anwalt tobt vor Prozessfinale

Am Dienstag steht ein 17-Jähriger erneut vor Gericht, der in Favoriten eine 12-Jährige vergewaltigt haben soll. Gerüchte über das Opfer regen auf.

Christian Tomsits
12-Jährige vergewaltigt – Anwalt tobt vor Prozessfinale
Opferanwalt Sascha Flatz ärgert sich vor dem Prozess, kämpft für die Rechte des heute 14-jährigen Opfers und deren Eltern.
Denise Auer

Nach dem furchtbaren Martyrium, das Schülerin Anna-Sophie (Name geändert) über mehrere Monate in Wien-Favoriten durchgemacht haben soll, steht am Dienstag erneut ein 17-Jähriger vor Gericht. Der gebürtige Syrer soll im Frühjahr 2023 in einer Garage über die damals 12-jährige Schülerin hergefallen sein – auch ihm wird Vergewaltigung vorgeworfen. Nachdem die Verhandlung Ende November vertagt worden war, soll nun ein Urteil fallen.

Der erste Termin hatte für einen Medienansturm am Wiener Landesgericht gesorgt – "Heute" berichtete vor Ort. Das Prozessfinale wird jetzt mit Spannung erwartet: "Ich hoffe, dass ein gerechtes Urteil ergeht", lässt Opferanwalt Sascha Flatz auf "Heute"-Nachfrage mitteilen. Der Freispruch gegen einen weiteren Jugendlichen, der zu nahezu identen Vorwürfen angeklagt worden, hatte ihn und Familie von Anna-Sophia hart getroffen – wir berichteten.

Und: Im Zuge der Prozesse war es zu einigen Äußerungen gekommen, die tiefe Spuren hinterließen. So wurde im Gerichtssaal von Verteidigern beiläufig erwähnt, dass die 12-Jährige freiwillig mit bis zu 30 Jugendlichen geschlafen habe – das will Sascha Flatz nicht unerwidert stehen lassen: "Diese ekelhaften Lügen, die verbreitet werden, müssen aufhören", forderte der Rechtsbeistand der Betroffenen.

Der erfolgte Freispruch gegen einen weiteren Verdächtigen brachte der Mutter eine bittere Erkenntnis: Nämlich, dass Situationen, wie sie ihre Tochter durchmachen musste, juristisch differenzierter beurteilt werden (müssen), als es für Außenstehende oft scheint. Wenn sie "aus Angst" mitmacht, sei die Sache für das Gericht nicht klar genug, war die Wienerin am Boden zerstört, weinte: "Meine Tochter hat das nicht verdient."

Gericht: Opfer-Aussage nicht eindeutig

Tatsächlich konnte das Gericht im Zuge des Beweisverfahrens dem Verdächtigen keine körperliche Gewalt nachweisen. Ein "Nein" des Opfers, das für eine Verurteilung hätte reichen können, war vom Angeklagten bestritten worden. In einer ersten Einvernahme sei das Opfer selbst nicht eindeutig genug gewesen, hieß es von Seiten des Senats. Das junge Alter der Betroffenen habe auf die Beurteilung – wenn es um die Frage der Vergewaltigung geht – keinerlei juristische Auswirkungen.

Schlimme Folgen für Betroffene

Die Auswirkungen des Freispruchs waren für das vermeintliche Vergewaltigungsopfer indes riesengroß: "Sie lag oft den ganzen Tag im Bett, litt unter Magenkrämpfen und musste sich mitten in der Nacht übergeben", schilderte die Mutter unter Tränen.

Beim vorläufigen Prozessfinale wird die Wienerin übrigens erneut im Saal sitzen – sie will tapfer sein. Ein von der Opfervertretung beantragter Zeuge, mit dem der Angeklagten über die Tat kommuniziert haben soll, wird aussagen. Dann steht die Urteilsverkündung an. Fast ein Dutzend weitere Ermittlungsverfahren gegen andere Mitglieder jener Jugendgang werden übrigens auch wegen Vergewaltigung geführt. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 17-jähriger Syrer steht erneut vor Gericht, weil er im Frühjahr 2023 eine 12-jährige Schülerin in einer Garage in Wien-Favoriten vergewaltigt haben soll.
    • Der Opferanwalt fordert ein gerechtes Urteil und verurteilt die Verbreitung von Gerüchten über das Opfer, während die Mutter der Schülerin von den Auswirkungen auf ihre Tochter berichtet und die bisherigen Freisprüche als Schlag ins Gesicht empfindet.
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