Bitterer Ausgang im zweiten Vergewaltigungsprozess im Fall Anna-Sophia (Name geändert): für die 12-Jährige, die in Wien-Favoriten monatelang missbraucht und vergewaltigt worden sein soll und ihre Familie: Auch der zweite 17-jährige Verdächtige, der sich am Wiener Landesgericht verantworten musste, wurde am Dienstag "im Zweifel" freigesprochen – wir berichteten.
Obwohl der Jugendliche gestand, die damals 12-Jährige zum Mitgehen ins Parkhaus und anschließendem zu Oralverkehr "überredet" zu haben, entschied das Gericht sich gegen einen Schuldspruch wegen Vergewaltigung. "Beide Beteiligten waren sexuell unerfahren. Es war wohl keine Gewalt im Spiel", begründete die Richterin die Entscheidung. Und das, obwohl das Mädchen mehrmals mit den Worten "Nein, ich will das nicht", abgelehnt habe.
Das Delikt des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen konnte nicht herangezogen werden, da der Angeklagte mit der Zwölfjährigen nie über ihr Alter gesprochen und sie für älter gehalten habe.
Nach seinem "Geständnis", bei dem der nunmehrige Lehrling Verkehr mit der Minderjährigen zugab – Gewalt aber vehement abstritt – zog der Bursch einen zerknitterten 100-Euro-Schein aus seiner Hosentasche und legte dem Opfervertreter Sascha Flatz auf den Tisch. Zur Erinnerung: Das Opfer hatte 3.000 Euro Schmerzengeld gefordert.
Noch im Zuschauerraum brach die Mutter in Tränen aus, meinte gegenüber "Heute" nach dem Prozess mit leerem Blick: "Das Urteil ist ein weiterer Tiefschlag. Und die Aktion mit dem Geld ist der absolute Hohn." Um die angefallenen Therapiekosten zu unterstützen, sind Spenden an die Familie weiterhin möglich.
Konto: Spende Anna
AT04 3227 5000 0031 3692
Auch Opfervertreter Sascha Flatz sprach von einer Verhöhnung des Opfers. "Die Verachtung, die dem Mädchen in Chats entgegengebracht wird, ist grenzenlos und macht wütend", tobte er. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.