Missbrauchsfall Favoriten

"Urteil ist Schlag ins Gesicht" – Mutter zu Freispruch

Nach dem Freispruch im Zweifel im Vergewaltigungsfall meldet sich die Mutter der damals 12-Jährigen zu Wort. In "Heute" spricht sie über ihre Gefühle.
Christian Tomsits
05.12.2024, 21:02

Der Vergewaltigungsprozess gegen einen 16-Jährigen, der sich an einer 12-Jährigen in einem Parkhaus in Wien-Favoriten vergangen haben soll, endete am Donnerstagmittag mit einem Freispruch im Zweifel – wir berichteten hier.

Die Jugendrichterin begründete das überraschende Urteil damit, dass sie nicht sicher sein kann, dass Gewalt im Spiel gewesen sei – bei der mitangeklagten Nötigung ("wenn du mir bl*st, lösch ich Video") rettete ein nachgeschicktes "war nur Spaß" im Chat den Angeklagten wohl vor einer Verurteilung.

Für die Mutter des Opfers brach eine Welt zusammen. Direkt nach der Verkündigung rang die 35-Jährige im beklemmenden Gerichtssaal nach Luft. Dann flossen Tränen: "Für uns bricht eine Welt zusammen. Es ist Schlag ins Gesicht für mein Kind und alle anderen Opfer, die so was erlebt haben", sagte sie im Gespräch mit "Heute".

Verteidiger Andreas Reichenbach: Anwalt Sascha Flatz (rechts) vertritt die Opferfamilie.
Denise Auer

Obwohl der angeklagte Syrer (16) sich laut Staatsanwältin "in einen Strudel" geredet hatte und die Schilderungen der Schülerin glaubhaft waren, reichte es nicht für eine Verurteilung wegen Vergewaltigung – weil sich die Schülerin scheinbar nicht genug gewehrt hatte. Ihre Tochter sei von viel älteren Burschen so lange und hartnäckig zu sexuellen Handlungen überredet worden, "dass sie als damals 12-Jährige sicher nicht mehr zwischen freiwillig und erzwungen unterscheiden konnte", so die Mutter.

"Wenn sie dreimal nein sagt und es am Ende aus Angst mitmacht, kann das anscheinend nicht verurteilt werden", so die schockierte Frau, die am Boden zerstört ist: "Meine Tochter hat das nicht verdient." Die Auswirkungen für Anna-Sophia (Name geändert) seien dramatisch. "Sie liegt oft den ganzen Tag im Bett, geht kaum mehr außer Haus und leidet unter schweren Magenkrämpfen. Manchmal muss sie sich mitten in der Nacht übergeben."

Die Mutter will nun weiterkämpfen, wenigstens die anderen Verdächtigen "sollen hinter Gitter". Großer Dank gilt den vielen, die gespendet haben.

Konto: Spende Anna

AT04 3227 5000 0031 3692

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