Das Leben Christian S. (59) fand Ende Februar in einer Wohnung in Wien-Favoriten ein trauriges Ende. Offenbar stranguliert, mit reihenweise gebrochenen Knochen in einen Koffer gezwängt, wurde seine Leiche zwischen Müllcontainern auf der Quellenstraße von Bauarbeitern entdeckt. Nur die Beine schauten aus dem riesigen Koffer heraus, den der festgenommene Verdächtige Hamza E. (28) offenbar nach dem Tod des Mannes in einem Diskont-Supermarkt gekauft hatte.
Am Geldmotiv kommen erste Zweifel auf: Es scheint nicht ausgeschlossen, dass noch viel dubiosere Hintergründe – oder gar Hintermänner – im furchtbaren Fall rund um die Kofferleiche im weiteren Verlauf der Ermittlungen ans Licht kommen und einem möglichen schrecklichen Verbrechen eine neue Wendung geben.
Denn wie "Heute" erfuhr, stehe noch nicht einmal die Todesursache durch Fremdeinwirken völlig außer Frage. Auch ein tragischer Unfall oder Selbstverschulden wären im Bereich des Möglichen. Opfer Christian S. soll nämlich an seltsamen Zwangsstörungen gelitten haben, durch die der 59-Jährige sich beispielsweise ständig die Augenbrauen zupfte oder sich in regelmäßigen Abständen selbst verletzte.
Deswegen soll der ehemalige hohe Beamte frühzeitig in den Ruhestand geschickt worden sein, dürfte seither eine üppige Pension bezogen haben. Von dem Geld leistete er sich seit Jahren ein Appartement im Döblinger Hotel, das Mittelpunkt seines Lebens gewesen sein soll. Immer wieder habe der Wiener sogar in der Lobby übernachtet. Zuletzt sei er durch unangenehmen Geruch und zunehmende Verwahrlosung aufgefallen.
Sein geliebtes Grätzl in Grinzing verließ er (fast) nie. Tagsüber soll er dem Vernehmen nach viel Zeit in seiner Lieblings-Pizzeria verbracht haben. Einige Male wurde er dort mit einer angeblich verheirateten blonden Dame gesichtet worden sein, die ganz gerne über den Durst trinken soll. Fest steht: Ein Ausflug nach Favoriten war der letzte, den er machte. Rezeptionist Hamza E. (28), in dessen kurzzeitig angemieteten Wohnung das Leben des Opfers – auf welche Art und Weise auch immer – gewaltsam endete, bleibt in U-Haft, Mordermittlungen laufen. Es gilt die Unschuldsvermutung.