Politik

"Preise werden weiter steigen" – Schock-Prognose im ORF

Das Leben wird immer teurer und die Preise steigen weiter! Inflationsexperte Josef Baumgartner wagte in der "ZIB2" einen Blick in die Zukunft.

André Wilding
WIFO-Experte Josef Baumgartner im Gespräch mit ORF-Moderator Martin Thür.
WIFO-Experte Josef Baumgartner im Gespräch mit ORF-Moderator Martin Thür.
Screenshot/ ORF

Die Inflationsrate für September beträgt voraussichtlich stolze 10,5 Prozent, wie aus Berechnungen von Statistik Austria im Rahmen einer Schnellschätzung hervorgeht. Gegenüber dem Vormonat steigt das Preisniveau voraussichtlich um 1,6 Prozent. Damit übertrifft die Inflationsrate die Werte während der Ölkrisen der Siebzigerjahre und steigt auf den höchsten Stand seit Juli 1952, damals lag sie bei 14,1 Prozent.

Hauptverantwortlich für den Anstieg der Verbraucherpreise in Österreich sind laut Statistik Austria starke Teuerungen bei Haushaltsenergie, die im September auch wichtigster Treiber der Inflation ist. Zweitwichtigster Preistreiber sind die Treibstoffpreise, die auf hohem Niveau verharren. Moderate Preiserhöhungen zeigen sich bei Nahrungsmitteln und in der Gastronomie.

"Auf Dauer unfinanzierbar"

Unterdessen beraten die EU-Energieminister über einen EU-weiten Gaspreisdeckel! Laut der WKÖ-Spitze müsse die Europäische Union das Preissteigerungsproblem "endlich an der Wurzel packen" – es brauche nun rasch Maßnahmen. Der Fokus müsse auf der Entkopplung von Strom- und Gaspreis liegen. "Wenn wir dieses Grundproblem nicht lösen, wird die Situation auf Dauer unfinanzierbar", erklärt WKÖ-Präsident Harald Mahrer.

Inflationsexperte Josef Baumgartner (Wirtschaftsforschungsinstitut, WIFO) war am Freitagabend zu Gast in der "Zeit im Bild 2" und sprach mit ORF-Moderator Martin Thür neben der Inflation auch über die hohen Gaspreise. Dass die Inflation dabei bereits auf 10,5 Prozent gestiegen ist, darüber zeigt sich der Experte nicht wirklich überrascht.

"Wir haben für September mit 10,5 Prozent gerechnet und wir sind jetzt auch ziemlich genau dort", erklärte Baumgartner im Gespräch mit Thür. Doch wie lange können die Preissteigerungen in Österreich in dieser Höhe noch weitergehen? "Das wird noch so weitergehen. Wir haben jetzt im September die Preiserhöhungen für Gas und Strom in der Osthälfte Österreichs gehabt. Da haben Wien Energie und EVN die Preise erhöht", so der Experte.

Weitere Preiserhöhungen stehen bevor

Die Erhöhungen in den westlichen Bundesländern (Tirol, Vorarlberg, Oberösterreich), wo es bisher noch keine Preiserhöhungen für Bestandskunden insbesondere beim Strom gegeben habe, werde laut Baumgartner aber bald folgen. "Das wird noch folgen, wahrscheinlich mit Jahresbeginn", so der Wirtschaftsforscher. Die Preise werden also noch bis ins nächste Jahr weiter steigen. Und auch die Osthälfte des Landes müsse im April mit weiteren Erhöhungen rechnen.

Doch mit 10,5 Prozent dürfte die Inflation noch nicht ihren Höhepunkt erreicht haben! "Wir erwarten, dass die Inflation bis Jahresende noch etwas über elf Prozent gehen wird", so Baumgartner. Erst Ende des Jahres werde die Strompreisbremse ihre Wirkung entfalten und die Inflationskurve etwas bremsen.

Josef Baumgartner (Wirtschaftsforschungsinstitut, WIFO)
Josef Baumgartner (Wirtschaftsforschungsinstitut, WIFO)
Screenshot/ ORF

"Dämpfender Effekt im ersten Quartal"

"Wir werden dann im ersten Quartal einen dämpfenden Effekt haben – zumindest im ersten Quartal! Mit der nächsten Preiserhöhung in der Osthälfte wird da aber wieder eines draufgesetzt", erklärt der Experte in der ZIB2.

Auf die Frage, ob Baumgartner in den nächsten Monaten mit einer Rezession rechnet, antwortete der Wirtschaftsforscher: "Wir rechnen schon damit, dass im vierten Quartal und auch im ersten Quartel nächsten Jahres insgesamt die Wachstumsrate des BIP gegenüber dem Vorquartal negativ sein wird. Das heißt es wird eine rezessive Phase sein. Für das Gesamtjahr nächstes Jahr erwarten wird, dass sich noch ein kleines Plus ausgeht – also eigentlich eine Stagnation!"

Sektoral sei dies aber sehr unterschiedlich verteilt, stellte Baumgartner weiter klar. "In der Industrie erwarten wir schon auch eine Rezession, die länger in das gesamte Jahr hineindauert."

Gaspreisdeckel sinnvoll?

Angesprochen auf den viel diskutierten Gaspreisdeckel, gab der Experte zu verstehen, dass es auch davon abhängen würde, wie Russland auf ein solchen reagieren würde. Ein solcher Gaspreisdeckel hätte die Gefahr, dass Putin die Energielieferungen weiter einschränken würde.

Doch wie groß ist eigentlich der Druck noch von Putin auf den Gaspreis, ist dieser zurückgegangen? "Man muss sehen, dass Nord-Stream 1 im Sommer wegen ''Wartungsarbeiten' außer Betrieb gesetzt worden ist und Nord-Stream 2 nicht in Betrieb ist. Das hat also nicht wirklich etwas für den Gaspreis in Europa beigetragen."

Sollten allerdings auch andere Gasleitungen außer Kraft gesetzt werden und kein Gas mehr liefern, dann würden Ausweichmöglichkeiten fehlen. "Und das hat dann einen gewissen Preiseffekt", erklärte Josef Baumgartner.

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