Gesundheit
Zecken stechen im Winter und übertragen Virus aus China
Aufgrund der anhaltend milden Temperaturen sind Zecken auch im Winter aktiv. In der Schweiz ist die Anzahl der erkrankten Personen stark gestiegen.
Die Verbreitung des FSME-Virus, das durch Zecken übertragen wird, ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Im Vergleich zu 2016 hat sich die Anzahl der Fälle pro Jahr in der Schweiz fast verdoppelt. Grund für die Zunahmen sind wohl die milden Winter, wie die "NZZ" schreibt. Diese würden es den Zecken ermöglichen, früher oder gar ganzjährig aktiv zu sein.
Zecken bei sieben Grad aktiv
Zecken benötigen etwa sieben Grad, um sich aus ihrer Winterstarre zu befreien. Diese Temperaturen werden nun vermehrt auch in den Wintermonaten erreicht. Gegenüber der "NZZ" sagt Werner Tischhauser, Projektleiter Schädlingsprävention bei der Stadt Zürich, dass er gar an Silvester eine Meldung eines Zeckenstiches erhalten habe.
Zudem wird auch der Lebensraum der Zecken immer größer. Der Klimawandel ermöglicht es ihnen, oberhalb von 1500 Metern anzusiedeln und die zunehmend grüner werdenden Städte erweitern den Lebensraum zusätzlich. Gepaart mit den milden Wintern spielt dies den durch die Zecken verbreiteten Krankheitserregern in die Hände.
FSME- oder ALS-Virus?
Zecken können verschiedene Krankheitserreger übertragen – etwa Viren, Bakterien oder Parasiten. In der Schweiz findet vor allem das FSME-Virus weite Verbreitung in den hiesigen Zeckenarten. Seit 1988 ist es für Ärzte meldepflichtig. Daher weiß man auch, wie die epidemiologische Situation aussieht.
Im Dezember sind Forschende der Universität Zürich in der Schweiz auf ein neuartiges Zeckenvirus gestoßen. Das Virus trägt den Namen Alongshan (ALS) und stammt ursprünglich aus China, wo es bereits vor sechs Jahren entdeckt wurde. Das ALS-Virus weist ähnliche Wesenszüge wie das hierzulande bereits bekannte und weit verbreitete Zeckenvirus Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auf. "Es scheint mindestens genauso verbreitet zu sein wie FSME und führt zu ähnlichen Symptomen", schreiben die Forschenden in einer Medienmitteilung.
Da die Symptome einer Infektion mit ALS-Viren ähnlich sind wie bei einer Ansteckung mit FSME-Viren, könnte das Alongshan-Virus bereits relevant sein für die öffentliche Gesundheit in der Schweiz – wenn auch unerkannt. Die Forschenden wollen deshalb die epidemiologische Situation des ALS-Virus in der Schweiz untersuchen.
Weder Impfung noch Nachweisverfahren
Im Unterschied zum FSME-Virus gibt es derzeit weder eine Impfung noch ein Nachweisverfahren. Daran möchten die Forschenden der Universität Zürich etwas ändern: "Nachdem wir das neue Virus identifiziert und die komplette virale Genomsequenz veröffentlicht haben, entwickelt unser Team nun einen serologischen Test, um ALS-Virusinfektionen in Patientenblut nachweisen zu können", sagt Cornel Fraefel, Direktor des Virologischen Instituts.
Ein Nachweisverfahren wäre durchaus von Nutzen, denn das Virus ist bereits weit verbreitet. In Zeckenproben, die in den Jahren 2021 und 2022 in mehreren Regionen der Schweiz gesammelt wurden, stießen die Forschenden wiederholt auf das ALS-Virus. "Erstaunt hat uns, dass wir ALS-Viren in den Zeckenproben weit häufiger nachweisen konnten als FSME-Viren", so Fraefel.