Politik

Wut auf Babler! "Vertreten jene, die mich fertigmachen"

SPÖ-Chef Andreas Babler stellte sich am Dienstag dem "Bürgerforum" auf Puls24. Für seine Pläne zur Arbeitszeitverkürzung wurde er verbal abgewatscht.

SPÖ-Chef Andreas Babler stand im Puls24-"Bürfgerforum" vor allem wegen seiner Pläne zur Arbeitszeitverkürzung in der Kritik.
SPÖ-Chef Andreas Babler stand im Puls24-"Bürfgerforum" vor allem wegen seiner Pläne zur Arbeitszeitverkürzung in der Kritik.
Screenshot Puls24

Heftige Emotionen im Puls24-"Bürgerforum" am Dienstagabend in der "Luftburg Kolarik" im Wiener Prater. 120 Gäste vor Ort und zahlreiche vor den TV-Geräten erlebten, wie SPÖ-Chef Andreas Babler von der ersten Minute an von den Talk-Teilnehmern verbal attackiert wurde. Ein Arbeitgeber kritisierte Babler von Beginn an wegen seiner Pläne zur 32-Stunden-Woche. "Ihre erste Forderung zur 32-Stunden-Woche hat mir fast die Füße weggerissen. 20 Prozent weniger Arbeitszeit heißt, dass ich 20 Prozent teurer werden muss", so der Wirt zum SPÖ-Chef. 

Bablers Replik: "Jeder dritte Arbeitnehmer arbeitet nicht Vollzeit." Es sei "Differenzierung notwendig" und die Sozialpartner sollen dies verhandeln. "Bei großen Betrieben sind wir weit voraus, bei kleinen Betrieben ist es schwieriger", gestand der SPÖ-Chef. Kein Verständnis beim Wirt: Es brauche endlich jemanden im Staat, der sage, dass Leistung bezahlt gehöre. Wenn Leute, die bisher Vollzeit gearbeitet hätten, nun auf 32 Stunden reduziert würden, würden sie nicht dieselbe Arbeitsleistung bringen (können). Außerdem gebe es für den Plan sowieso zu wenige Arbeiter in Österreich.

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    Gegenüber einem Arbeitgeber musste SPÖ-Chef Andreas Babler seinen Plan der Arbeitszeitverkürzung verteidigen.
    Gegenüber einem Arbeitgeber musste SPÖ-Chef Andreas Babler seinen Plan der Arbeitszeitverkürzung verteidigen.
    Screenshot Puls24

    "Druck und Arbeitsproduktivität sind gestiegen", so Babler, gerade in der Pflege wolle das Personal dringend eine Arbeitszeitverkürzung. Viele Menschen würden mit hoher Intensität arbeiten, "deshalb müssen wir nachdenken, wie wir Jobs attraktiver machen", so der SPÖ-Chef. Und warum Babler dies nicht in seinem bisherigen Wirkungsbereich umgesetzt habe? Er finde es unmoralisch, selbst voranzugehen und in der SPÖ die 32-Stunden-Woche einzuführen. Bitter für den neuen SPÖ-Chef: Selbst die Moderatorin Corinna Milborn erklärte, dass zahlreiche SPÖ-Granden seine Pläne für unmachbar halten.

    Dem anwesenden Wirt platzte schließlich der Kragen: "Sie vertreten Klientel, die mich fertigmachen." Dabei sei Babler in einer Arbeiterpartei und Arbeit solle Spaß machen – und nicht weh tun. Da schaltete sich auch gleich ein Autohändler in die Kritik ein: Babler habe "viell gesprochen, aber wenig gesagt", er "betreibt reinen Populismus", den er anderen so gerne vorwerfe. Man müsse realistisch sein, die 32-Stunden-Woche treibe die Inflation noch weiter in die Höhe, so der Unternehmer. Zwischenzeitlich wirkte Babler genervt, war einem Gast gar vor, eine "Agenda" zu verfolgen.

    "Herr Babler ist ein Spaltbild"

    Angesprochen auf die aktuelle Inflation, schießt Babler scharfe Worte in Richtung der Bundesregierung. "Regierung sieht zu wie ein Gaffer bei Autobahnunfall. Wer kommt sich da nicht veräppelt vor", fordert der SPÖ-Chef konkrete Maßnahmen. Um die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch größer werden zu lassen, forderte Babler bereits in der Vergangenheit die Einführung einer Vermögenssteuer. 

    Einem anwesenden Unternehmer platzt bei dieser Thematik der Kragen: "Herr Babler ist ein Spaltbild. Er versucht, einen Keil zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu treiben. Babler ließ diese Kritik nicht auf sich sitzen. Die SPÖ wolle lediglich eine Vermögenssteuer schaffen, die die zwei Prozent der Superreichen trifft. "OECD und EU-Kommision bestätigen, dass in Österreich Arbeit zu hoch und Vermögen zu gering besteuert ist", so der SPÖ-Chef. 98 Prozent der Einwohner würden von dieser Steuer profitieren.

    "Bewusstsein der Menschen gewinnen"

    Wie Babler bereits im ORF-Sommergespräch ankündigte, ist er gegen eine gesetzliche Durchsetzung von Tempo 100. Die SPÖ will lieber das "Bewusstsein" der Menschen gewinnen. Ein Gesetz würde diese Probleme nicht lösen. Auch eine CO2-Bepreisung würde laut Babler keine Wirkung zeigen. "Stimmt nicht", fällt ihm eine Studentin ins Wort. Beispiele aus Schweden würden zeigen, dass diese sehr wohl eine Wirkung zeigt. 

    "Wien ist nicht mehr Wien"

    Angesprochen auf Zuwanderung erklärte eine Pflegerin, bald aus Wien wegziehen zu wollen: "Wien ist nicht mehr Wien." Der Ausländer-Anteil sei mittlerweile zu hoch, erklärte die Frau, die allerdings betonte, keine Rassistin zu sein. "Jeder soll Hilfe bekommen, aber ich spüre keine Integration." 

    Babler betont die Notwendigkeit einer Trennung zwischen Arbeitsmigration und Flüchtlingen. Es sei klar, dass es Probleme gibt. "Man muss dagegen etwas tun und nicht diese Zustände für politische Propaganda-Zwecke nutzen", schießt der SPÖ-Chef gegen die ÖVP, die "seit Jahren das Innenministerium besetzt". An dieser Aussage stört sich der anwesende Wirt offenbar besonders. "Sie reden dauernd um den heißen Brei. Die Wiener Stadtregierung ist rot. Es schließt sich einfach der Kreis. Nicht-Arbeiten muss auch in Wien wehtun". 

    EU-Austritt undenkbar

    "Wie stehen sie zu einer offenen Debatte über einen Austritt Österreichs aus der Europäischen Union", fragt ein Gast den SPÖ-Chef. "Absoluter Schwachsinn", entgegnet dieser. "Das ist überhaupt keine Option." Man müsse hingegen die positiven Aspekte der EU betrachten. Als Beispiele nennt Babler dabei den Binnenmarkt und die Finanzmarksteuerung. Eine Kritik an der EU will er hingegen nicht wegwischen. So würde sich die Durchsetzung von Arbeitnehmer-Rechten sehr schwierig gestalten.

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