Gesundheit
Wird die Impf-Auffrischung an Delta angepasst?
Eine Impf-Auffrischung im Herbst ist so gut wie fix. Was uns erwartet und womit geimpft wird, erklärt Experte Dr. Peter Kremsner im "Heute"-Gespräch.
Als vor sieben Monaten die Impfungen gegen das Coronavirus starteten, sei bereits klar gewesen, dass eine Auffrischung nach einiger Zeit nötig werden würde. Das erklärte die Leiterin der AGES Medizinmarktaufsicht, Christa Wirthumer-Hoche, vor kurzem im Gespräch mit Ö1.
Nachdem in der Zwischenzeit die ursprüngliche Alpha-Variante des SARS-CoV-2-Virus zu verschiedenen, parallel existierenden Varianten mutiert ist, stellt sich die Frage nach einer Anpassung der Impfstoffe für die Auffrischung im Herbst.
"Heute" sprach dazu mit Prof. Dr. Peter Kremsner. Er ist Institutsdirektor des Instituts für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie am Universitätsklinikum Tübingen.
Wer wird eine Auffrischung brauchen?
Dr. Kremsner geht davon aus, dass eine Auffrischung mancher Personengruppen nötig sein wird. Wann das genau sein wird, ist jetzt noch nicht mit Sicherheit zu sagen, denn der Zeitraum zum Impfstart (vor 7 Monaten) sei noch zu knapp. Was jedoch feststeht ist, dass die Antikörper-Spiegel und Immunreaktionen mit der Zeit abnehmen – das ist normal. „Bisher ist das nicht bedrohlich, aber man wird nicht um eine weitere Impfung herumkommen. Und da wird die Auffrischung bei den alten Menschen ganz oben auf der Liste stehen“, erklärt Kremsner. Zunächst sei es aber wichtig, alle alten Menschen zu grundimmunisieren. Das betrifft alle über 65 Jahre und am besten auch alle über 40-Jährige.
„Die Jungen zu impfen ist auch gut, wenn man auf eine Herdenimmunität setzen will, aber vor Covid-19 haben sie relativ wenig zu befürchten. Natürlich kann man mal krank werden, aber in der Regel stirbt man als junger Mensch nicht daran“, so der Mediziner.
Wird eine Anpassung der Impfstoffe notwendig sein?
Laut Kremsner sähe es noch nicht danach aus, dass eine Anpassung nötig wäre. „Aber wenn es durch die Veränderung des Virus irgendwann Varianten geben wird, die eine Anpassung erforderlich machen, kann das sehr schnell geschehen“, Kremsner weiter.
Mit den derzeit zugelassenen mRNA-Vakzinen von BioNTech/Pfizer oder Moderna sei die Delta-Variante gut abgedeckt, denn sie hätten kaum an Wirksamkeit eingebüßt, sagt der Experte. Zu AstraZeneca rät er jedoch nicht, da es „schon beim ursprünglichen Virus geschwächelt hat und am wenigsten verträglich ist“.
Wann wird denn eine Anpassung nötig sein?
Weder die ursprüngliche Alpha- noch die derzeit vorherrschende Delta-Variante sind Grund, die Impfstoffe anzupassen, meint der Direktor. Eine Adaptierung wäre dann nötig, wenn sich das Virus maßgeblich in seinem Aufbau vom Original unterscheidet. Das sei bisher nicht der Fall. „Es gibt nach wie vor viele Immunmerkmale, die – im Vergleich zur originalen Variante – gleich und damit für die zugelassenen Impfungen erkennbar sind. Bei Influenza-Viren sei das praktisch jährlich der Fall, aber Coronaviren mutieren in der Regel weniger schnell“, nennt Kremsner ein Beispiel.
Lange Zulassungsfrist?
Im Falle einer nötigen Anpassung, ginge das Procedere viel schneller von statten als es bei der Zulassung der Impfstoffe der Fall war. „Es hängt natürlich von der Zulassungsbehörde ab, aber das kann sehr schnell gehen. Es kann Wochen dauern oder wenige Monate, aber sicher nicht wieder ein Jahr“, klärt Kremsner auf.
Gibt es ein „Zuviel“ beim Impfen?
„Jemand, der nach sechs bis sieben Monaten eine Auffrischungsimpfung nach einer Grundimmunisierung bekommt, wird ganz sicher keinen Schaden nehmen“, hält Kremsner klar fest. Man müsse jedoch – wie bei jeder anderen Impfung – eventuelle kurz andauernde Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Aber dem Immunsystem schade es nicht. „Würde man jede Woche impfen, sähe die Sache anders aus, aber das strebt man ja auch nicht an“.