Gesundheit

Wie hygienisch ist wieder verwendbares Klopapier?

Aus ökologischen und finanziellen Gründen verzichten manche Menschen auf klassisches WC-Papier und setzen auf wieder verwendbare Stoffstreifen.

Sabine Primes
Die Frage bei wieder verwendbarem Klopapier spaltet die Gemüter.
Die Frage bei wieder verwendbarem Klopapier spaltet die Gemüter.
Etsy/lepapierlavable

Blogs und TikTok-Accounts, die sich mit Sparen, Umweltschutz und Lifestyle beschäftigen, schwören auf wieder verwendbares WC-Papier, auch "Family Cloth" (wörtlich übersetzt "Familien-Lappen") genannt. Dabei werden die klassischen WC-Rollen aus Papier gegen solche aus Stoffstreifen ersetzt, zum Beispiel aus Handtüchern oder alten T-Shirts.

Laut ihren Fans haben die Stoffstreifen mehrere Vorteile: Sie sind angeblich deutlich günstiger als WC-Papier und sollen außerdem viel besser für die Umwelt sein. Aber stimmt das überhaupt? Und reichen diese beiden Gründe, um die offensichtlichen Nachteile zu überwiegen? Und was, wenn Gäste zu Besuch sind?

Normale Waschgänge reichen nicht

Die bunten Lappen werden wie herkömmliches Toilettenpapier benutzt - mit einem wichtigen Unterschied: Sie landen nicht in der Kloschüssel, sondern in einem Eimer, der luftdicht verschließbar sein sollte, um Gerüche zu vermeiden. Hat man ein paar gesammelt, werden sie wie herkömmliche Wäsche in der Waschmaschine gewaschen.

Aber Achtung: Bereits beim Transfer der Tücher in die Waschmaschine besteht das Risiko einer Infektion mit E.-coli-Bakterien! Auch ein normaler 60-Grad-Waschgang reicht nicht, um die Tücher wirklich sauber zu bekommen. Um E.-coli-Bakterien garantiert loszuwerden, braucht es nicht nur mindestens 70 Grad für mindestens 25 Minuten, sondern auch Waschmittel mit Bleiche. Im Gespräch mit "USA Today" warnt eine Gesundheitsexpertin ausdrücklich vor dem Öko-Klopapier: "Die Anwendung ist riskant. Die Gefahr einer Kreuz-Kontamination vom Badezimmer auf die Wäsche ist sehr groß. Wenn Sie die Tücher waschen, übertragen Sie die Keime auf die gesamte Wäsche." Nach Ansicht der Expertin kann so auch die Wäsche nachfolgender Waschgänge verunreinigt werden.

Wirklich besser für die Umwelt?

Das Hauptargument für die "Family Cloths" ist der Umweltschutz. Tatsächlich ist dieses Argument umstritten: Die US-amerikanische Website Lifehacker.com hat ausgerechnet, dass bei dieser Methode sehr viel Energie fürs Waschen verwendet wird und der positive Effekt auf das Klima wohl eher minimal ausfällt.

Ein weiteres Argument ist der Preis, besonders in Spar-Blogs werden die Stoffstreifen als günstige Alternative angepriesen. Tatsächlich ist Toilettenpapier keine riesige Haushaltsausgabe: Eine Rolle einer bekannten Marke kostet auf Etsy - je nach Anbieter - ab 10 Euro. Laut Greenpeace lag der Pro Kopf-Verbrauch 2017 bei mehr als 110 Rollen - bei 90 Gramm pro Rolle ergibt das etwa 10 Kilogramm im Jahr. Österreich liegt damit im oberen Spitzenfeld im Verbrauch an Klopapier und nur Länder wie Deutschland mit 134 Rollen pro Kopf im Jahr 2018, Großbritannien mit 127 Rollen und Jahr oder die USA mit 141 Rollen weisen einen noch höheren Verbrauch auf. Ob diese Ersparnis es wert ist, künftig regelmäßig Stofftücher mit Fäkalien zu waschen, zu bleichen und dann wieder zu versorgen, muss jeder und jede für sich selbst entscheiden.

Wie hoch dein Klopapierverbrauch ist, kannst du hier berechnen: Toilettenpapier-Rechner

Besser: Bidet

Wer jetzt aber trotzdem etwas für die Umwelt tun will oder aus anderen Gründen auf Toilettenpapier verzichten möchte, für die oder den gibt es eine besonders smarte Lösung: Ein Bidet oder Dusch-WC. Manche Modelle lassen sich auch nachträglich auf die meisten gängigen WC-Sitze montieren. Sie reinigen außerdem erwiesenermaßen besser als Toilettenpapier. Zwar kosten diese Dusch-WCs in der Anschaffung bedeutend mehr als Klopapier, auf Dauer kann sich das aber rentieren. Aktuell reinigen sich 70 Prozent der Weltbevölkerung nach wie vor mit Wasser nach dem Toilettengang. Eine Praxis, die in Österreich wenig Anklang findet, denn laut Marktforschung verwenden über 90 Prozent der österreichischen Haushalte Klopapier.