Gesundheit
Virologe beantwortet die wichtigsten Fragen zu Omikron
Eine neue Coronavirus-Variante hält die Welt in Atem. Im "Heute"-Gespräch verrät Virologe Norbert Nowotny, ob wir uns Sorgen machen müssen.
Omikron, so der Name der neuen Coronavirus-Variante "B.1.1.529", die vergangene Woche der Welt einen kleinen Schock versetzte. Vor allem die Meldung, dass Omikron bereits in Europa und sogar Österreich angekommen ist, sorgte am Wochenende für Verunsicherung. Denn einen denkbar schlechteren Zeitpunkt hätte sich die Variante, die wohl im Süden Afrikas zuerst auftauchte, nicht aussuchen können. Hofft man in Österreich doch, den neuerlichen Lockdown noch rechtzeitig vor Weihnachten beenden zu können und freut sich derzeit über Impferfolge vom Erststich bis zum Booster.
Macht Omikron diese Aussichten und Fortschritte zunichte und wie gefährlich ist die mittlerweile fünfte Variante mit Name wirklich? Virologe Norbert Nowotny beantwortete im "Heute"-Gespräch alle Fragen.
Führt Omikron zu einem schwereren Verlauf?
"Unser Wissen beruht derzeit auf wenigen Daten, aber täglich kann mit neuen Informationen gerechnet werden." Bisher wisse man, dass sich die Variante im Süden Afrikas wohl schon länger ausgebreitet habe. "Das erkennt man daran, dass in Europa derzeit immer mehr Fälle bekannt werden." Aus Südafrika wisse man außerdem, dass dort mehrheitlich junge Menschen betroffen seien und es eher zu leichten Verläufen komme.
Daten, die sich allerdings nicht eins zu eins auf Europa und Österreich übertragen lassen würden. "In Südafrika ist die Altersstruktur des Landes grundsätzlich eher jünger. In Europa leben hingegen bekanntlich mehr ältere Menschen und mit was für einen Verlauf bei Älteren zu rechnen ist, wissen wir noch nicht."
Wie gut schützt die Impfung vor Omikron?
"Alle unsere Impfungen bieten einen sehr guten Basisschutz auch gegen Omikron", erklärt der Virologe. Der dringende Appell des Experten deshalb: "Bitte gehen Sie zur dritten Impfung. Damit wird der Immunschutz noch einmal deutlich verbessert – auch gegen Omikron." Dies sei vollkommen unabhängig davon, ob eine Anpassung notwendig ist oder nicht. Ein gewisser Schutz sei so oder so gegeben.
„"Alle unsere Impfungen bieten einen sehr guten Basisschutz auch gegen Omikron."“
Wie schnell können die Impfstoffe angepasst werden?
"mRNA-Impfstoffe können relativ einfach innerhalb von ein paar Wochen angepasst werden", so Nowotny. Notwendig sei dies allerdings nur, wenn sich die Wirksamkeit um mehr als zehn Prozent verringere. "Reduziert sich die Wirksamkeit, ebenso wie bei Delta, um lediglich 8 bis 10 Prozent, dann braucht es keine Anpassung."
Getestet werden könne dies ganz einfach im Labor. "Man nimmt die einzelnen Impfstoff-Seren her und inkubiert sie mit der neuen Variante, ebenso wie mit den anderen Varianten. Nach etwa einer Stunde kommt das Ganze auf Zellkulturen und nach einigen Tagen sieht man, ob und wie die Seren die Viren neutralisieren."
Bei den sogenannten Totimpfstoffen von Novavax und Valneva sei dies weit komplizierter und würde auch weit länger dauern.
„"Trotzdem schrillen noch keine Alarmglocken, weil eine Infektion bei Geimpften eher leicht verläuft."“
Kann man sich trotz Impfung mit Omikron infizieren?
"In Südafrika haben wir gesehen, dass sich auch Geimpfte infiziert haben und das wird auch bei uns der Fall sein." Dennoch schrillen bei dem Virologen noch nicht die Alarmglocken, "weil eine Infektion bei Geimpften eher leicht verläuft."