Chirurg ist sauer
"Wie ein Putsch" – OP-Säle im Böhler werden geräumt
Heinz Brenner, Unfallchirurg am Lorenz-Böhler-Spital, ist alarmiert: Ab Montag sollen die OP-Säle geräumt werden: "Dann sind wir handlungsunfähig!"
Nach einer Aussendung der AUVA am vergangenen Mittwoch, dass der Brigittenauer Standort des Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhauses geschlossen wird, gehen die Wogen hoch – und haben sich seitdem kaum beruhigt – wie "Heute" mehrfach berichtete.
Die Schließung des Lorenz Böhler Unfallkrankenhauses
Am 28. Februar gab die AUVA die Schließung des Standortes in Brigittenau bekannt. Laut AUVA sollen das UKH Meidling und das AKH Patienten und Personal übernehmen.
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Besonders das rund 500-köpfige Personal ist betroffen: "Wir haben von der Schließung am Mittwochabend erfahren und sind davon völlig überrascht worden. Es gab null Kommunikation und keine Einbindung des Betriebsrates. Das Ganze ist wie ein Putsch abgelaufen", ist Böhler-Unfallchirurg Heinz Brenner im "Heute"-Gespräch noch immer auf 180.
„Im Räumungsplan ist fixiert, dass am 4. März die vier OP-Säle geräumt werden. Damit sind wir handlungsunfähig“
Wie die AUVA in einer Aussendung vom Sonntag bekannt gibt, sei "die medizinische Versorgung gewährleistet, was im Vorfeld mit allen Beteiligten stets kommuniziert wurde." Eine Aussage, die Brenner anzweifelt: "Wir haben per E-Mail einen Räumungsplan erhalten. Darin ist fixiert, dass ab 4. März die vier OP-Säle geräumt werden. Die Notfall-Ambulanz ist aber noch geöffnet. Wie sollen wir dann Patienten operieren – wir sind handlungsunfähig." Ab 4. März steht zudem auch die Räumung der Intensivstation an: "Derzeit (Stand: Sonntag) haben wir drei Intensivpatienten. Wo die hinkommen, weiß ich nicht", meint der Arzt.
Auch die Aufteilung des Personals – laut AUVA sollen sogar ganze Teams vom AKH und vom Meidlinger UKH übernommen werden – "sei illusorisch": "In meinem Vertrag steht, dass das Lorenz-Böhler-Spital in Brigittenau mein Dienstort ist. Ich halte es für rechtlich mehr als bedenklich, dass das Personal einfach anderswo zugeteilt oder vielleicht sogar wie Schachfiguren herumgeschoben wird", so Brenner, der auch Fachgruppenobmann der Unfallchirurgie der Ärztekammer Wien ist.
Seit Juni 2023 sind Probleme bekannt
Nicht nur das Personal, auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wurde offenbar von den kurzfristig bekannt gegebenen Schließungsplänen überrascht. Obwohl laut AUVA-Aussendung bereits "im Juni 2023 mit der zuständigen Behörde eine grundsätzliche baurechtliche und brandschutztechnische Erörterung stattgefunden hat. Dabei wurde die Notwendigkeit einer Erhebung des Feuerwiderstands des bestehenden Stahl-Skelettbaus festgestellt."
"Seitdem ist bekannt, dass es sanierungstechnisch ein Problem gibt. Wir haben schon im Juli gesagt, dass wir dringend ein Sanierungskonzept benötigen. Wie man es in acht Monaten nicht schaffen kann, dass hinzubekommen, ist mir ein Rätsel", meint der Chirurg. Laut Brenner gibt es zudem keinen Räumungsbeschluss seitens der Baupolizei.
Personal-Streik in den nächsten Tagen?
Morgen, Montag, wird das Personal informiert, wie es weitergeht: "Die Leute sind total verunsichert. Wir führen pro Jahr rund 5.000 Operationen durch, jeder vierte ambulante Patient wird bei uns behandelt. Wir sind das effizienteste Unfallkrankenhaus in Wien, das so viel Leistung mit so wenig Personal stemmt. Mal schauen, ob sie uns aus dem Krankenhaus raustragen müssen", gibt sich der Mediziner kämpferisch. Dem Vernehmen nach ist für die kommende Woche ein Streik geplant.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Der Chirurg Heinz Brenner ist empört über die plötzliche Schließung der OP-Säle im Lorenz-Böhler-Spital und bezeichnet die Vorgehensweise als "Putsch"
- Die Räumung der OP-Säle und der Intensivstation stellt das Krankenhaus vor große Probleme, während die Zukunft des Personals ungewiss ist
- Es herrscht große Verunsicherung, und es wird sogar ein Streik in Betracht gezogen