Gesundheit

Weltweit vierter HIV-Patient gilt als geheilt

Der Mann lebte 31 Jahre mit dem Virus. Nach einer Knochenmarkstransplantation wegen seiner Leukämie gilt der 66-Jährige als geheilt.

Sabine Primes
Der Patient war 31 Jahre lang mit dem HI-Virus infiziert. Das ist länger als die anderen Menschen, die vollständig geheilt werden konnten.
Der Patient war 31 Jahre lang mit dem HI-Virus infiziert. Das ist länger als die anderen Menschen, die vollständig geheilt werden konnten.
Getty Images/iStockphoto

In einem sehr seltenen Fall hat ein weiterer Patient durch eine spezielle Behandlung seine HIV-Infektion offenbar überwunden. Der sogenannte "City of Hope-Patient" hatte sich 1988 angesteckt. Nach einer Knochenmarktransplantation mit Stammzellen wegen Leukämie (Blutkrebs) im Jahr 2019 war bei ihm keine Vermehrung von HI-Viren mehr festgestellt worden – auch nachdem er die antiretroviralen Medikamente abgesetzt hatte. Das teilte das kalifornische Krebszentrum "City of Hope" mit. Auch der Blutkrebs ging demnach zurück. Allerdings kommt diese Form der HIV-Therapie für die allermeisten Infizierten nicht in Frage, weil sie hohe Risiken birgt.

AIDS ("acquired immune deficiency syndrome", übersetzt "erworbenes Immunschwächesyndrom") ist eine erworbene Immunschwächekrankheit. Sie ist das Endstadium einer HIV-Infektion. Der Erreger, das HI-Virus ("human immunodeficieny virus", übersetzt: menschliches Immunschwäche-Virus), befällt bestimmte Zellen des Immunsystems. Es wird vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, weshalb man Safer Sex mit Kondomen praktizieren sollte. Denn nur Kondome können - bei richtiger Verwendung - eine Infektion mit HIV verhindern. Eine HIV-Infektion ist noch nicht heilbar, aber inzwischen sehr gut zu behandeln. Je früher man mit der Behandlung beginnt, desto besser sind die Überlebenschancen.
Diagnostiziert wird eine HIV-Infektion mittels Bluttest auf HIV-Antikörper. Eine sichere Diagnose erst drei Monate nach der Ansteckung möglich.
Die ersten Symptome einer HIV-Infektion tauchen innerhalb von sechs Tagen bis sechs Wochen, am häufigsten aber zwei Wochen nach der Ansteckung auf. Sie ähneln einem grippalen Infekt: Kopfschmerzen, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Fieber.
Im Wiener Aidshilfe-Haus werden Aidstests anonym und kostenlos angeboten.

Der vierte Patient, der anonym bleiben möchte, teilte in einer Erklärung des kalifornischen Krebszentrums mit: "Als ich 1988 meine HIV-Diagnose bekam, dachte ich wie viele andere auch, dass das mein Todesurteil ist", wird der Patient von seinen behandelnden Ärzten zitiert. Der 66-Jährige profitierte davon, dass der Stammzellen-Spender eine seltene Genmutation hat. Diese Veränderung im Erbgut sorgt dafür, dass das HI-Virus nicht mehr in Immunzellen eindringen und sich nicht mehr vermehren kann. Er ist bislang der älteste der vollständig geheilten Personen.

Wenige Einzelfälle

Der "City of Hope-Patient" ist einer von ganz wenigen Einzelfällen, die als geheilt von HIV gelten. Erst Anfang des Jahres wurde der Fall der sogenannten "New Yorker-Patientin" vorgestellt. Ein besonders bekanntes Beispiel ist der Amerikaner Timothy Brown, auch bekannt als der "Berliner Patient". Er hatte sich 1995 während seines Studiums in Berlin mit HIV angesteckt. Ebenfalls wegen einer Leukämie-Erkrankung erhielt er vor rund 15 Jahren in Berlin eine bestimmte Stammzelltherapie.

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