Klimaschutz

"Welt zerbröckelt" – Papst mahnende Worte an alle

Papst Franziskus warnt die Welt, dass die Zeit drängt, um "die schlimmsten Übel" des Klimawandels mit wirksamen Maßnahmen noch zu vermeiden.

Roman Palman
Papst Franziskus bei der Eröffnung der Weltsynode im Vatikan am 4. Oktober 2023.
Papst Franziskus bei der Eröffnung der Weltsynode im Vatikan am 4. Oktober 2023.
IMAGO/ABACAPRESS

Nur wenige Wochen vor der UNO-Weltklimakonferenz COP28 hat sich Papst Franziskus jetzt in einem Apostolischen Schreiben namens "Laudate Deum" (dt. "Lobt Gott") persönlich "an alle Menschen guten Willens" gewandt und entschlossen zum gemeinsamen Kampf gegen die Klimakrise aufgerufen.

Das Kirchenoberhaupt blickt in seinem Text auf seine vor 8 Jahren veröffentlichte "Laudato si’" zurück und kommt zu einem verheerenden Schluss: der Klimaschutz lahmt immer noch, obwohl die Welt um uns zerbröckelt. Mit scharfen Worten stellte er sich auch gegen Leugner des menschenverursachten Klimawandels außerhalb und auch innerhalb der katholischen Kirche: "Wie sehr man auch versuchen mag, sie zu leugnen, zu verstecken, zu verhehlen oder zu relativieren, die Anzeichen des Klimawandels sind da und treten immer deutlicher hervor."

Der menschliche Ursprung der aktuellen Erderwärmung könnten "nicht mehr bezweifelt werden", so der Papst weiter. Er warnt vor einer Verklärung von Klimaschutzmaßnahmen als etwas "bloß Ökologisches, 'Grünes', Romantisches", das von wirtschaftlichen Interessen oftmals ins Lächerliche gezogen werde: "Hören wir endlich auf mit dem unverantwortlichen Spott."

"Die schlimmsten Übel vermeiden"

Die am 30. November beginnende Weltklimakonferenz in Dubai müsse "ein Wendepunkt" wie schon das Pariser Klimaabkommen werden, hofft Franziskus. Keine Erwartungen an COP28 zu haben, gleiche einer "Selbstverstümmelung", die bedeuten würde, die gesamte Menschheit den "schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels" auszusetzen. Deshalb brauche es jetzt eine "deutliche Beschleunigung der Energiewende mit wirksamen Verpflichtungen". Denn nur eine nennenswerte Reduktion der CO2-Emissionen sei noch in der Lage, "rechtzeitig die schlimmsten Übel zu vermeiden".

Dazu brauche es auch eine Veränderung des westlichen Lebensstils, so der mahnende Fingerzeig des gebürtigen Argentiniers Richtung USA und Europa: Die Emissionen pro Person in den Vereinigten Staaten seien doppelt so hoch sind wie die eines Einwohners von China und circa siebenmal so hoch wie der Durchschnitt der ärmeren Länder.

Auch auf Natur- und Artenschutz pocht der Papst: Der Mensch sei nur ein Teil von Gottes Werk und ohne die Natur nicht lebensfähig: "Gott hat uns mit allen seinen Geschöpfen verbunden. [...] Wir müssen anerkennen, dass das menschliche Leben ohne andere Lebewesen nicht verstanden und nicht aufrechterhalten werden kann."

An Stelle Gottes

Die internationale Politik könne nur durch konkrete Maßnahmen ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. "Hoffen wir, dass diejenigen, die sich einbringen, strategisch fähig sind, an das Gemeinwohl und an die Zukunft ihrer Kinder zu denken statt an umstandsbedingte Interessen einiger Länder oder Unternehmen. Mögen sie auf diese Weise den edlen Charakter der Politik sichtbar machen und nicht deren beschämende Züge", schreibt der Papst in "Laudate Deum".

"Lobt Gott" ist nicht von ungefähr der Titel seines Textes: Denn nie zuvor habe die Menschheit so viel Macht über sich selbst gehabt, "und nichts kann garantieren, dass sie diese gut gebrauchen wird", mahnt Franziskus vor der Schwäche der internationalen Politik: "Ein Mensch, der sich anmaßt, sich an die Stelle Gottes zu setzen, wird zur schlimmsten Gefahr für sich selbst."

Die Kernaussagen des Papst-Textes "Laudate Deum":

1) "Mit der Zeit wird mir klar, dass wir nicht genügend reagieren, während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt und vielleicht vor einem tiefen Einschnitt steht."

2) "Wie sehr man auch versuchen mag, sie zu leugnen, zu verstecken, zu verhehlen oder zu relativieren, die Anzeichen des Klimawandels sind da und treten immer deutlicher hervor."

3) "Die Wirklichkeit ist, dass ein kleiner Prozentsatz der Reichsten auf der Erde die Umwelt mehr verschmutzt als die ärmsten 50% der gesamten Weltbevölkerung."

4) "Der menschliche – anthropogene – Ursprung des Klimawandels kann nicht mehr bezweifelt werden."

5) "Nie hatte die Menschheit so viel Macht über sich selbst, und nichts kann garantieren, dass sie diese gut gebrauchen wird, vor allem wenn man bedenkt, in welcher Weise sie sich gerade jetzt ihrer bedient…"

6) "Es bleibt bedauerlich, dass man globale Krisen verstreichen lässt, wo sie doch die Chance bieten würden, heilsame Veränderungen herbeizuführen."

7) "Zu sagen, dass man sich (vom nächsten Klimagipfel in Dubai) nichts zu erwarten braucht, gliche einer Selbstverstümmelung, denn es würde bedeuten, die gesamte Menschheit, insbesondere die Ärmsten, den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels auszusetzen."

8) "Hören wir endlich auf mit dem unverantwortlichen Spott, der dieses Thema als etwas bloß Ökologisches, 'Grünes', Romantisches darstellt, das oft von wirtschaftlichen Interessen ins Lächerliche gezogen wird."

9) "Es wird von uns nichts weiter verlangt als eine gewisse Verantwortung für das Erbe, das wir am Ende unseres Erdendaseins hinterlassen werden."

10) "Ein Mensch, der sich anmaßt, sich an die Stelle Gottes zu setzen, wird zur schlimmsten Gefahr für sich selbst."

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