Gesundheit
Warum wir beim Abnehmen gegen den Körper arbeiten
Ein Experte erklärt im Interview, wie wir richtig abnehmen, warum es schwierig ist und welche Diäten Unsinn sind.
Der Biomediziner Prof. Dr. Alexander Bartelt ist führender Wissenschaftler zum Thema Körperfett. Er weiß, wie wir gesund abnehmen, welche Rolle braunes Fett dabei spielt und welcher Diät-Tipp gar nichts bringt. Der Arzt im Interview:
Herr Prof. Dr. Bartelt, warum fällt es vielen so schwer, abzunehmen?
Der Mensch ist von Natur aus fett und braucht Fettzellen zum Überleben. Ohne unsere Fettzellen werden wir krank, weil uns wichtige Hormone fehlen, die darin hergestellt werden. Deshalb gibt unser Körper das gespeicherte Fett nur ungern wieder her und baut einmal gebildete Fettzellen nur unfreiwillig wieder ab. Das erschwert das Abnehmen, weil man gegen die Biologie des Körpers arbeiten muss.
„"Ohne unsere Fettzellen werden wir krank (...)"“
In Ihrem Buch geht's um braunes Fett. Wie unterscheidet es sich vom gewöhnlichen, weißen Fett?
Weiße Fettzellen speichern überschüssige Kalorien als Fett, was ihnen die eher gelb-orange Farbe verleiht. Fettzellen stellen dem Körper Energie bereit, wenn es mal nichts zu essen gibt. Von diesem Speicherfett hat der gesunde Mensch rund fünf bis zehn Kilogramm. Dann gibt es noch das braune Fett, von dem wir nur wenige hundert Milligramm haben. Es ist braun, weil die Zellen besonders reich an Eisen sind, was ihnen besondere Eigenschaften verleiht.
Etwa, dass sie uns beim Abnehmen helfen sollen. Wie funktioniert das?
Wenn uns kalt ist, vor allem im Winter, ist die natürliche Funktion dieser Zellen, Wärme zu produzieren. Das kommt nur bei Säugetieren vor und hilft, die Körpertemperatur aufrecht zu halten. Dazu benötigen braune Fettzellen große Mengen an Energie und tragen so zur Kalorienverbrennung bei. Sobald wir mehr Kalorien verbrennen als wir aufnehmen, führt das automatisch zum Abnehmen.
Sie schreiben in Ihrem Buch, dass ein sogenannter thermogener Lebensstil quasi ohne Anstrengung Kalorien verbrennt. Was kann man sich darunter vorstellen?
Abnehmen ist ein schwieriger und schweißtreibender Prozess, bei dem jede Hilfe willkommen ist. Nebst Kälte kann das braune Fett auch durch andere Ansätze im Alltag aktiviert werden. Dazu gehören scharfe Speisen, Kaffee und grüner Tee, die alle Verbindungen enthalten, die die Fettverbrennung anschmeißen. Durch kalte Duschen und gezielte Ernährung kann man also zusätzliche Kalorien verbrennen und das Abnehmen unterstützen.
Tierische Fette in Fleisch und Milchprodukten sind größtenteils gesättigt und damit viel ungesünder als pflanzliche Fette, schreiben sie. Kann eine vegane Ernährung dabei helfen, die Kilos purzeln zu lassen?
Für eine Gewichtsreduktion ist am wichtigsten, dass die Kalorienaufnahme kleiner als die Kalorienverbrennung ist, und dabei ist eine rein pflanzliche Ernährung sicherlich hilfreich. Nichtsdestotrotz muss die Abnehmstrategie ausgewogen sein, um langfristig zu funktionieren.
Wie unterscheiden sich Frauen und Männer in Bezug auf Fett?
In der Regel haben Frauen etwas mehr Fettgewebe als Männer, was hormonell bedingt ist. Diese weiblichen Fettpolster sind aber normal und tatsächlich schützen sie vor Stoffwechselkrankheiten. Daher schmelzen diese Pfunde nur sehr schwer. Männer nehmen mehr in der Bauchregion zu – dieses Fett um die inneren Organe macht krank, kann aber schnell wieder abgebaut werden.
„"Sich auf ein Nahrungsmittel zu beschränken, ohne auf die Kalorienmenge zu achten, ist Unsinn."“
Wenn Sie nur einen Abnehmtipp geben könnten, welcher wäre es?
Eine Mahlzeit pro Tag auszulassen, funktioniert für mich persönlich sehr gut. So bin ich flexibel und muss nicht darauf achten, was ich esse, aber nehme nicht zu. Auch beim Abnehmen kann man so die tägliche Kalorienaufnahme einfach reduzieren.
Und welcher weit verbreitete Diät-Tipp ist Unsinn?