Faszinierendes Naturphänomen
Warum antarktische Eisberge traurige Lieder singen
Die spektakulären, an Walgesänge erinnernden "Trauerlieder" von südpolaren Eisbergen sollen viel über die Auswirkungen des Klimawandels verraten.
Antarktische Eisberge erzeugen einige der lautesten natürlichen Geräusche im Ozean. Forscher stellen nun die Frage: Können wir durch das Abhören der "musikalischen" Geräusche etwas über ihre Geburt, ihr Leben und ihren Tod erfahren – und über den Klimawandel?
Eisberge treiben ins Meer hinaus
Von der Oberfläche aus betrachtet sind die Eisschelfe der Antarktis weite, weiße Wüsten – ohne Besonderheiten, abgesehen von ein paar Furchen und Spalten. Gelegentlich weiten sich Risse, und ein Stück bricht ab – wodurch riesige Eisberge entstehen, die ins Südpolarmeer hinaustreiben.
Weiße Wüsten bergen Geheimnis
Eingezwängt vom Meereis bewegen sich diese riesigen gefrorenen Platten nur langsam vorwärts. Steht man auf einem dieser tischplattenförmigen Eisriesen, verrät nur ein gelegentliches Knarren ihre Bewegung. Doch unter Wasser entfaltet sich ein Naturwunder – Eisberge singen.
"Lied" entsteht durch Abschleifungen
Wenn der "Gesang" in für das menschliche Ohr hörbaren Frequenzen erklingt, könnte man es leicht mit Walgesängen verwechseln. Tatsächlich aber wird das Geräusch durch das Schleifen und Kratzen der zerklüfteten Unterseite dieser Eisberge auf dem Meeresboden und durch ihre Reibung aneinander erzeugt. Hier hörst du die faszinierenden Gesänge.
Die daraus resultierenden, überaus faszinierenden "Lieder" der Eisberge sind tausende Kilometer weit in den fernen Gewässern des Indischen Ozeans zu hören.
„Die Frequenzen der Lieder hängen von den Abmessungen des Eisbergs ab.“
Eisberg ist wie "Stimmgabel"
"Eine Eisbergplatte funktioniert wie eine Stimmgabel", sagt Alexander Gavrilov, Professor am Zentrum für Meereswissenschaften und -technologie der Curtin University in Australien. "Die Frequenzen der Lieder hängen von den Abmessungen des Eisbergs ab."
"Klage" über den eigenen Untergang
Naturromantiker könnten die "Gesänge" der Eisberge als Klage über das unausweichliche Schicksal aller Eisberge sehen: Wenn sie in wärmere Gewässer treiben, beginnen sie zu kollabieren und die Geräusche, die sie dabei erzeugen, verwandeln sich von einem Lied in ein raues Klirren.
Neue Erkenntnisse über Klimawandel
Wissenschaftler am Nord- und am Südpol analysieren drerzeit die "Musik" der Eisberge. Sie hoffen, dadurch neue Erkenntnisse über die Entstehung und den Tod von Eisbergen zu gewinnen und herauszufinden, wie der Klimawandel diese Prozesse verändert.
"Das sind wirklich kraftvolle Geräusche", sagt Vera Schlindwein, Forscherin am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung des Alfred-Wegener-Instituts.
Gezeiten verstärken Intensität der "Gesänge"
Die Lärmintensität der antarktischen Eisberge nimmt in unterschiedlichen Zeiträumen zu und ab. So erzeugen die Gezeiten täglich Bewegungen, die dazu führen, dass benachbarte Eisberge aneinander reiben oder über den Meeresboden schleifen.
Dröhnen und Klirren am Nordpol
Am gegenüberliegenden Pol der Erde sieht die Sache anders aus. Hier singen die Eisberge nicht, da sie nicht die dafür nötige Größe erreichen – aber das Unterwasserdröhnen und Klirren beim Abbrechen von Fjord-Eis biete ebenfalls Einblicke in die Auswirkungen des Klimawandels, so Forscher.
Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Nachrichten" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.
Auf den Punkt gebracht
- Antarktische Eisberge erzeugen durch das Schleifen und Kratzen ihrer Unterseiten auf dem Meeresboden faszinierende, an Walgesänge erinnernde Geräusche, die als "Trauerlieder" bezeichnet werden.
- Wissenschaftler hoffen, durch die Analyse dieser Klänge neue Erkenntnisse über die Entstehung und den Zerfall von Eisbergen sowie die Auswirkungen des Klimawandels zu gewinnen.