Schiffsreisen verdoppelt
Wie der Tourismus die Antarktis-Eisschmelze verstärkt
Touristenschiffe und Brände verursachen einen massiven Ausstoß von Ruß. Wenn sich Ruß-Partikel auf das antarktische Eis legen, schmilzt mehr davon.
Zunehmende Brände auf der Südhalbkugel und immer mehr Schiffe, die in der Antarktis unterwegs sind, sorgen für ein verstärktes Abschmelzen des antarktischen Eises. Das zeigt die Untersuchung eines Forschungsteams auf der nördlichen Antarktischen Halbinsel.
Brände haben großen Einfluss auf Eisschmelze
Nach Angaben des Forschungsteams um Newton Magalhães von der Universität Rio de Janeiro in Brasilien hätten bereits frühere Simulationen gezeigt, dass Brände etwa in Südamerika einen entsprechenden Einfluss haben.
Schwarze Kohlenstoffpartikel von Feuern gelangten von dort in die Antarktis. Legt sich Ruß auf das Eis ab, wird mehr Sonnenlicht absorbiert, was das Eis schneller schmelzen lässt.
Antarktis-Schiffsreisen in 20 Jahren verdoppelt
Der Effekt habe sich durch zunehmenden Tourismus in der Antarktis verstärkt, da auch Schiffe entsprechende Partikel ausstoßen, so das Forschungsteam. Für die Analyse wertete es Daten aus den Jahren zwischen 2003 und 2008 aus. Die Zahl der touristischen Schiffsreisen war laut Zahlen des internationalen Verbands der Reiseveranstalter in der Antarktis (IAATO) in dieser Zeit von knapp 200 auf bis zu 300 pro Saison angestiegen.
Diese Zahl blieb laut IAATO lange Zeit stabil, stieg aber seit 2017 weiter, auf zuletzt 540 Schiffsreisen während der Saison 2023/24. Während der Corona-Pandemie hatte es den Angaben zufolge keine solchen Reisen gegeben.
Immer mehr Schmelztage
Laut der Studie, die nun im Fachjournal "Science Advances" veröffentlicht wurde, hat die Anzahl der Schmelztage, also der Tage, an denen das antarktische Eis schmilzt, auf der Ostseite der Halbinsel zugenommen.
Auch habe sich der Zeitpunkt der höchsten Rußkonzentration verschoben. Vor 2004 sei dieser im September oder Oktober parallel zur Brandsaison in Südamerika gewesen.
Schmelztage in Urlaubszeit
Inzwischen liege der Höhepunkt in der Zeit von November bis Februar, was mit den Tourismuszeiten und der Brandsaison in Australien zusammenfällt. In der Antarktis ist es dann Sommer – steigende Temperaturen und mehr Sonneneinstrahlung sorgen in Kombination mit Ruß für eine noch größere Eisschmelze.
„Entweder die Reiseagenturen überdenken ihre Strategien oder sie müssen die Anzahl der Touristen einschränken.“
Öko-Tourismus nicht auf Kosten der Umwelt
Als Argument für die Reisen in die Antarktis werde häufig genannt, dass sie ein größeres Bewusstsein für die Umwelt dort schaffen würden, so Hauptautor Magalhães. Das dürfe aber nicht zum Preis tatsächlicher Umweltschäden geschehen.
"Entweder die Reiseagenturen überdenken ihre Strategien und finden technische Lösungen, die Emissionen zu reduzieren, oder sie müssen ihre Aktivitäten reduzieren und die Anzahl der Touristen einschränken", so Magalhães.
Auf den Punkt gebracht
- Zunehmende Brände auf der Südhalbkugel und der steigende Tourismus in der Antarktis verstärken das Abschmelzen des antarktischen Eises, so eine neue Studie
- Die Anzahl der touristischen Schiffsreisen hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt, was zu einer höheren Rußkonzentration und somit zu einer beschleunigten Eisschmelze führt