Politik
Warnung zu Pflege-Notstand im ORF: "Es brennt der Hut"
Pflege-Vertreterin Elisabeth Potzmann prangert im ORF die massiven Missstände in den heimischen Spitälern und Pflegeeinrichtungen an.
Die Lage ist prekär: 8 von 10 Pflegekräften sagen, dass sie notwendige Tätigkeit auslassen müssen, weil es kein Personal gibt. In der Versorgung der Patienten gibt es klaffende Lücken. 100 Gefährdungsanzeigen von überlasteten Pflegern, die die Betreuung nicht sicherstellen können, sind bei der Gewerkschaft vida bereits eingegangen.
"Wo zum Beispiel ein Patient mit einer Venenkanüle, also mit einer Nadel, nach Hause gegangen ist, weil so viel Stress, so viel Druck wegen Personalausfällen und geringer Planung im Dienst war, dass die Kollegen das übersehen haben", berichtet ein Vida-Vertreter Gerald Mjka gegenüber dem ORF.
100.000 Pflegekräfte fehlen
In Österreich fehlen laut ORF bis 2030 bis zu 100.000 Pflegekräfte. In der ZIB2 nahm dazu Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV), im Gespräch mit ORF-Moderatorin Marie-Claire Zimmermann Stellung.
"Das betrifft uns alle. Jeder muss einmal ins Krankenhaus [...]. Da muss man hier schon sagen, dass [das Problem] in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist". Potzmann sieht diese Zahlen mit Sorge. Die Lösung? "Es ist ganz klar: wir brauchen mehr Personal".
Die gesetzte Ausbildungsoffensive sei wichtig, doch müsse man sich auch um bereits berufstätiges Pflegepersonal kümmern. Es brauche Personaluntergrenzen bei welchen die Fähigkeiten der Angestellten mit bedacht werden, zusätzlich müsse es lebensnahe Dienstzeiten und eine Dienstplansicherheit geben.
Drei Viertel wollen bereits den Beruf wechseln. "Es brennt der Hut, es müssen Sofortmaßnahmen getroffen werden", warnt Potzmann. Es gebe zwar schon einzelne Maßnahmen in den Bundesländern, doch diese seien unkoordiniert.
"Es ist hoch an der Zeit"
Als mögliche kurzfristige Maßnahme nennt sie Bettensperren, mittelfristig brauche es mehr Ausbildung und langfristig müsse man die Systeme auf einen geringeren Personalbedarf trimmen. 58 gesunde Jahre würden die Österreicher im Schnitt genießen können, damit liegt unsere Alpenrepublik 7 Jahre unter dem EU-Schnitt.
Mehr Geld sei zwar eine ganz zentrale Schraube, doch sei oftmals geringe Bezahlung in diesem stressigen Beruf nicht das einzige Problem. Potzmann will nun Druck auf die Politik machen: "Wir haben noch ganz viel zu tun. Wir haben einen kleinen Schritt gemacht mit dieser Pflegereform, aber eigentlich brauchen wir bereits die Pflegereform II. Es ist hoch an der Zeit."
